Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Johanna, Comtesse von Salisbury, Sand gegründet, denn durch öffteren Umgang undtheuere Versicherungen, ihr getreu zu verbleiben, opfferte sie ihre Person der Königlichen Umarmung endlich auf. Die Augen dieser schönen Comtes- se gleicheten zweyen Sonnen, die Züge ihres hold- seligen Angesichtes waren voller Anmuth, die gan- tze Aufführung galant und unvergleichlich, und die Scharffsinnig- und Lebhafftigkeit ihres Ver- standes übertraff alle andere Damen am Hof. Diese bezaubernden Reitzungen und Vollkommen- heiten fülleten das Hertz Sr. Majestät mit so viel Verwunderung und Vergnügen an, daß es ihm unmöglich war, seine anwachsenden Neigungen zu unterdrücken. Er befande sie zu mächtig, ihnen widerstehen zu können, denn die Anfälle der Liebe waren so gefährlich, daß er nicht zu leben vermeyn- te, wenn er eine so angenehme Leidenschafft ver- bannen sollte. Er blieb ihr auch in der That sehr be- ständig: Denn, ungeachtet täglich viele hell-blitzende Gestirne am Firmament seines Hofes funckelten: Gestirne, denen es nicht an Einfluß fehlete, sich an- genehm zu machen, noch am Vermögen, ihrem Schimmer mehr Glantz beyzulegen; Dennoch bliebe diese Dame iederzeit die eintzige Sonne sei- nes Hertzens, und er kunte nicht leben, wenn er sie nicht um sich hatte, welches zu erkennen gab, daß er von gantz anderer Meynung sey, als ein gewisser Edelmann zu seiner Zeit, der sich vernehmen liesse: Daß,
Johanna, Comteſſe von Salisbury, Sand gegruͤndet, denn durch oͤffteren Umgang undtheuere Verſicherungen, ihr getreu zu verbleiben, opfferte ſie ihre Perſon der Koͤniglichen Umarmung endlich auf. Die Augen dieſer ſchoͤnen Comtes- ſe gleicheten zweyen Sonnen, die Zuͤge ihres hold- ſeligen Angeſichtes waren voller Anmuth, die gan- tze Auffuͤhrung galant und unvergleichlich, und die Scharffſinnig- und Lebhafftigkeit ihres Ver- ſtandes uͤbertraff alle andere Damen am Hof. Dieſe bezaubernden Reitzungen und Vollkommen- heiten fuͤlleten das Hertz Sr. Majeſtaͤt mit ſo viel Verwunderung und Vergnuͤgen an, daß es ihm unmoͤglich war, ſeine anwachſenden Neigungen zu unterdruͤcken. Er befande ſie zu maͤchtig, ihnen widerſtehen zu koͤnnen, denn die Anfaͤlle der Liebe waren ſo gefaͤhrlich, daß er nicht zu leben vermeyn- te, wenn er eine ſo angenehme Leidenſchafft ver- bannen ſollte. Er blieb ihr auch in der That ſehr be- ſtaͤndig: Denn, ungeachtet taͤglich viele hell-blitzende Geſtirne am Firmament ſeines Hofes funckelten: Geſtirne, denen es nicht an Einfluß fehlete, ſich an- genehm zu machen, noch am Vermoͤgen, ihrem Schimmer mehr Glantz beyzulegen; Dennoch bliebe dieſe Dame iederzeit die eintzige Sonne ſei- nes Hertzens, und er kunte nicht leben, wenn er ſie nicht um ſich hatte, welches zu erkennen gab, daß er von gantz anderer Meynung ſey, als ein gewiſſer Edelmann zu ſeiner Zeit, der ſich vernehmen lieſſe: Daß,
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Johanna, Comteſſe von Salisbury,
Sand gegruͤndet, denn durch oͤffteren Umgang und
theuere Verſicherungen, ihr getreu zu verbleiben,
opfferte ſie ihre Perſon der Koͤniglichen Umarmung
endlich auf. Die Augen dieſer ſchoͤnen Comtes-
ſe gleicheten zweyen Sonnen, die Zuͤge ihres hold-
ſeligen Angeſichtes waren voller Anmuth, die gan-
tze Auffuͤhrung galant und unvergleichlich, und
die Scharffſinnig- und Lebhafftigkeit ihres Ver-
ſtandes uͤbertraff alle andere Damen am Hof.
Dieſe bezaubernden Reitzungen und Vollkommen-
heiten fuͤlleten das Hertz Sr. Majeſtaͤt mit ſo viel
Verwunderung und Vergnuͤgen an, daß es ihm
unmoͤglich war, ſeine anwachſenden Neigungen zu
unterdruͤcken. Er befande ſie zu maͤchtig, ihnen
widerſtehen zu koͤnnen, denn die Anfaͤlle der Liebe
waren ſo gefaͤhrlich, daß er nicht zu leben vermeyn-
te, wenn er eine ſo angenehme Leidenſchafft ver-
bannen ſollte. Er blieb ihr auch in der That ſehr be-
ſtaͤndig: Denn, ungeachtet taͤglich viele hell-blitzende
Geſtirne am Firmament ſeines Hofes funckelten:
Geſtirne, denen es nicht an Einfluß fehlete, ſich an-
genehm zu machen, noch am Vermoͤgen, ihrem
Schimmer mehr Glantz beyzulegen; Dennoch
bliebe dieſe Dame iederzeit die eintzige Sonne ſei-
nes Hertzens, und er kunte nicht leben, wenn er ſie
nicht um ſich hatte, welches zu erkennen gab, daß
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