[de]r Stirne an biß zum Kinn, einen kleinen Schnitt [ve]rfaßte, und sodann die Flucht nahm. Weil er [sic]h aber dem darauf folgenden Land-Tage, der zu [So]mersetshire gehalten wurde, freywillig unter- [w]arff, und wegen Ermordung des Middletons [ver]hören ließ, wurde er auf freyen Fuß gestellet; Er [erh]ielte auch nachgehends einen Scheide-Brieff, [Kra]afft dessen er sich von seinem treulosen Weibe ab- [son]derte, und nichts mehr mit ihr zu schaffen hatte.
Dessen ungeachtet ließ sich nicht allzulange her- [na]ch ein anderer braver ansehnlicher Herr, der zu [Ba]th wohnete, mit ihr vermählen; Und als der schö- [ne] Seymour, der ein Vermögen von 12000. [Pf]und jährlicher Einkünffte hatte, einen Sommer da- [hin] reisete, wurde er bekannt mit ihr, daß sie eine solche [V]ertraulichkeit unter einander aufrichteten, welche [der] gewesenen Madame Danvers, die wir nun- [meh]ro Madame Sympson nennen wollen, ih- [rem] Ehe-Schatz grosse Gelegenheit zur Eyffersucht [gab]; Jedoch, weil diese zwey auf unrechtmäßige [W]eise Verliebten solches merckten, machte es sie [alle] beyde so behutsam, neue Furcht und Jalousie [bey] dem Herrn Sympson, der sie letztens geheyra- [thet] hatte, zu verhüten, daß sie nicht einmal ein ver- [däc]htiges Lächeln, oder einen verliebten Blick, wenn [es n]icht verstohlner Weise geschahe, mit einander [wec]hseln durfften: Daß dergestalt alle ihre gegen-
wär-
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und Madame Danvers.
[de]r Stirne an biß zum Kinn, einen kleinen Schnitt [ve]rfaßte, und ſodann die Flucht nahm. Weil er [ſic]h aber dem darauf folgenden Land-Tage, der zu [So]merſetshire gehalten wurde, freywillig unter- [w]arff, und wegen Ermordung des Middletons [ver]hoͤren ließ, wurde er auf freyen Fuß geſtellet; Er [erh]ielte auch nachgehends einen Scheide-Brieff, [Kra]afft deſſen er ſich von ſeinem treuloſen Weibe ab- [ſon]derte, und nichts mehr mit ihr zu ſchaffen hatte.
Deſſen ungeachtet ließ ſich nicht allzulange her- [na]ch ein anderer braver anſehnlicher Herr, der zu [Ba]th wohnete, mit ihr vermaͤhlen; Und als der ſchoͤ- [ne] Seymour, der ein Vermoͤgen von 12000. [Pf]und jaͤhrlicher Einkuͤnffte hatte, einen Som̃er da- [hin] reiſete, wurde er bekañt mit ihr, daß ſie eine ſolche [V]ertraulichkeit unter einander aufrichteten, welche [der] geweſenen Madame Danvers, die wir nun- [meh]ro Madame Sympſon nennen wollen, ih- [rem] Ehe-Schatz groſſe Gelegenheit zur Eyfferſucht [gab]; Jedoch, weil dieſe zwey auf unrechtmaͤßige [W]eiſe Verliebten ſolches merckten, machte es ſie [alle] beyde ſo behutſam, neue Furcht und Jalouſie [bey] dem Herrn Sympſon, der ſie letztens geheyra- [thet] hatte, zu verhuͤten, daß ſie nicht einmal ein ver- [daͤc]htiges Laͤcheln, oder einen verliebten Blick, wenn [es n]icht verſtohlner Weiſe geſchahe, mit einander [wec]hſeln durfften: Daß dergeſtalt alle ihre gegen-
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und Madame Danvers.
der Stirne an biß zum Kinn, einen kleinen Schnitt
verfaßte, und ſodann die Flucht nahm. Weil er
ſich aber dem darauf folgenden Land-Tage, der zu
Somerſetshire gehalten wurde, freywillig unter-
warff, und wegen Ermordung des Middletons
verhoͤren ließ, wurde er auf freyen Fuß geſtellet; Er
erhielte auch nachgehends einen Scheide-Brieff,
Kraafft deſſen er ſich von ſeinem treuloſen Weibe ab-
ſonderte, und nichts mehr mit ihr zu ſchaffen hatte.
Deſſen ungeachtet ließ ſich nicht allzulange her-
nach ein anderer braver anſehnlicher Herr, der zu
Bath wohnete, mit ihr vermaͤhlen; Und als der ſchoͤ-
ne Seymour, der ein Vermoͤgen von 12000.
Pfund jaͤhrlicher Einkuͤnffte hatte, einen Som̃er da-
hin reiſete, wurde er bekañt mit ihr, daß ſie eine ſolche
Vertraulichkeit unter einander aufrichteten, welche
der geweſenen Madame Danvers, die wir nun-
mehro Madame Sympſon nennen wollen, ih-
rem Ehe-Schatz groſſe Gelegenheit zur Eyfferſucht
gab; Jedoch, weil dieſe zwey auf unrechtmaͤßige
Weiſe Verliebten ſolches merckten, machte es ſie
alle beyde ſo behutſam, neue Furcht und Jalouſie
bey dem Herrn Sympſon, der ſie letztens geheyra-
thet hatte, zu verhuͤten, daß ſie nicht einmal ein ver-
daͤchtiges Laͤcheln, oder einen verliebten Blick, wenn
es nicht verſtohlner Weiſe geſchahe, mit einander
wechſeln durfften: Daß dergeſtalt alle ihre gegen-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/491>, abgerufen am 23.11.2024.
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