Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und König Edward IV.
verkaufft haben. Er praesentirte ihr demnach einen
Beutel mit Gold, und machte ihr noch zu weit grössern
Schätzbarkeiten Hoffnung, daferne sie sich ihres
Printzen Affairen wohl und treulich wollte ange-
legen seyn lassen, und ihr die Sache mit guter Ma-
nier
hinterbringen; welches sie sich mit der höch-
sten Verschwiegenheit und klügsten Conduite
auszuführen vornahm. Kurtz darnach wurde eine
prächtige Masquerade zu Hof gehalten, worzu
sich das schöne Geschlecht ungemein fleißig prae-
pari
rte. Madame Blague war so willfährig,
mit Herrn Shores Erlaubnis, seine Hauß-Ehre
mit einem guten Platz zu versehen; welches Aner-
biethen Madame Shore freudigst annahm, und
ob sie schon von dem heimlichen Anschlag nichts
wuste, kleidete sie sich doch so propre aus, daß
ihr Putz derer vornehmsten Hof-Damen ihrem
nichts nachgabe. Nach vielen Divertissements
und Kurtzweilen, trat eine Manns-Person, der eine
extraordinaire Figur machte, zum Tantz her-
für; Worauf Madame Shore die andern Da-
men
zischeln hörte: Das ist der König;
Er kundschaffte sie durch seine Masque geschwind
aus, denn weil er schon wuste, wo er sich nach ihr
umsehen sollte, gieng er auf ihren Sitz zu, und for-
derte sie zum Tantz auf. Nachdem sie ihre Per-
son mit grossem Applausu praesentiret hatte,
führete er sie wieder an ihren Ort, schob ihr einen

Brieff

und Koͤnig Edward IV.
verkaufft haben. Er præſentirte ihr demnach einen
Beutel mit Gold, uñ machte ihr noch zu weit groͤſſern
Schaͤtzbarkeiten Hoffnung, daferne ſie ſich ihres
Printzen Affairen wohl und treulich wollte ange-
legen ſeyn laſſen, und ihr die Sache mit guter Ma-
nier
hinterbringen; welches ſie ſich mit der hoͤch-
ſten Verſchwiegenheit und kluͤgſten Conduite
auszufuͤhren vornahm. Kurtz darnach wurde eine
praͤchtige Masquerade zu Hof gehalten, worzu
ſich das ſchoͤne Geſchlecht ungemein fleißig præ-
pari
rte. Madame Blague war ſo willfaͤhrig,
mit Herrn Shores Erlaubnis, ſeine Hauß-Ehre
mit einem guten Platz zu verſehen; welches Aner-
biethen Madame Shore freudigſt annahm, und
ob ſie ſchon von dem heimlichen Anſchlag nichts
wuſte, kleidete ſie ſich doch ſo propre aus, daß
ihr Putz derer vornehmſten Hof-Damen ihrem
nichts nachgabe. Nach vielen Divertiſſements
und Kurtzweilen, trat eine Manns-Perſon, der eine
extraordinaire Figur machte, zum Tantz her-
fuͤr; Worauf Madame Shore die andern Da-
men
ziſcheln hoͤrte: Das iſt der Koͤnig;
Er kundſchaffte ſie durch ſeine Masque geſchwind
aus, denn weil er ſchon wuſte, wo er ſich nach ihr
umſehen ſollte, gieng er auf ihren Sitz zu, und for-
derte ſie zum Tantz auf. Nachdem ſie ihre Per-
ſon mit groſſem Applauſu præſentiret hatte,
fuͤhrete er ſie wieder an ihren Ort, ſchob ihr einen

Brieff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0063" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Edward IV.</hi></hi></fw><lb/>
verkaufft haben. Er <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>rte ihr demnach einen<lb/>
Beutel mit Gold, un&#x0303; machte ihr noch zu weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Scha&#x0364;tzbarkeiten Hoffnung, daferne &#x017F;ie &#x017F;ich ihres<lb/>
Printzen <hi rendition="#aq">Affair</hi>en wohl und treulich wollte ange-<lb/>
legen &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en, und ihr die Sache mit guter <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
nier</hi> hinterbringen; welches &#x017F;ie &#x017F;ich mit der ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten Ver&#x017F;chwiegenheit und klu&#x0364;g&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Conduite</hi><lb/>
auszufu&#x0364;hren vornahm. Kurtz darnach wurde eine<lb/>
pra&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">Masquerade</hi> zu Hof gehalten, worzu<lb/>
&#x017F;ich das &#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;chlecht ungemein fleißig <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
pari</hi>rte. <hi rendition="#aq">Madame Blague</hi> war &#x017F;o willfa&#x0364;hrig,<lb/>
mit Herrn <hi rendition="#aq">Shores</hi> Erlaubnis, &#x017F;eine Hauß-Ehre<lb/>
mit einem guten Platz zu ver&#x017F;ehen; welches Aner-<lb/>
biethen <hi rendition="#aq">Madame Shore</hi> freudig&#x017F;t annahm, und<lb/>
ob &#x017F;ie &#x017F;chon von dem heimlichen An&#x017F;chlag nichts<lb/>
wu&#x017F;te, kleidete &#x017F;ie &#x017F;ich doch &#x017F;o <hi rendition="#aq">propre</hi> aus, daß<lb/>
ihr Putz derer vornehm&#x017F;ten Hof-<hi rendition="#aq">Damen</hi> ihrem<lb/>
nichts nachgabe. Nach vielen <hi rendition="#aq">Diverti&#x017F;&#x017F;ement</hi>s<lb/>
und Kurtzweilen, trat eine Manns-Per&#x017F;on, der eine<lb/><hi rendition="#aq">extraordinaire Figur</hi> machte, zum Tantz her-<lb/>
fu&#x0364;r; Worauf <hi rendition="#aq">Madame Shore</hi> die andern <hi rendition="#aq">Da-<lb/>
men</hi> zi&#x017F;cheln ho&#x0364;rte: <hi rendition="#fr">Das i&#x017F;t der Ko&#x0364;nig;</hi><lb/>
Er kund&#x017F;chaffte &#x017F;ie durch &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Masque</hi> ge&#x017F;chwind<lb/>
aus, denn weil er &#x017F;chon wu&#x017F;te, wo er &#x017F;ich nach ihr<lb/>
um&#x017F;ehen &#x017F;ollte, gieng er auf ihren Sitz zu, und for-<lb/>
derte &#x017F;ie zum Tantz auf. Nachdem &#x017F;ie ihre Per-<lb/>
&#x017F;on mit gro&#x017F;&#x017F;em <hi rendition="#aq">Applau&#x017F;u præ&#x017F;enti</hi>ret hatte,<lb/>
fu&#x0364;hrete er &#x017F;ie wieder an ihren Ort, &#x017F;chob ihr einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Brieff</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0063] und Koͤnig Edward IV. verkaufft haben. Er præſentirte ihr demnach einen Beutel mit Gold, uñ machte ihr noch zu weit groͤſſern Schaͤtzbarkeiten Hoffnung, daferne ſie ſich ihres Printzen Affairen wohl und treulich wollte ange- legen ſeyn laſſen, und ihr die Sache mit guter Ma- nier hinterbringen; welches ſie ſich mit der hoͤch- ſten Verſchwiegenheit und kluͤgſten Conduite auszufuͤhren vornahm. Kurtz darnach wurde eine praͤchtige Masquerade zu Hof gehalten, worzu ſich das ſchoͤne Geſchlecht ungemein fleißig præ- parirte. Madame Blague war ſo willfaͤhrig, mit Herrn Shores Erlaubnis, ſeine Hauß-Ehre mit einem guten Platz zu verſehen; welches Aner- biethen Madame Shore freudigſt annahm, und ob ſie ſchon von dem heimlichen Anſchlag nichts wuſte, kleidete ſie ſich doch ſo propre aus, daß ihr Putz derer vornehmſten Hof-Damen ihrem nichts nachgabe. Nach vielen Divertiſſements und Kurtzweilen, trat eine Manns-Perſon, der eine extraordinaire Figur machte, zum Tantz her- fuͤr; Worauf Madame Shore die andern Da- men ziſcheln hoͤrte: Das iſt der Koͤnig; Er kundſchaffte ſie durch ſeine Masque geſchwind aus, denn weil er ſchon wuſte, wo er ſich nach ihr umſehen ſollte, gieng er auf ihren Sitz zu, und for- derte ſie zum Tantz auf. Nachdem ſie ihre Per- ſon mit groſſem Applauſu præſentiret hatte, fuͤhrete er ſie wieder an ihren Ort, ſchob ihr einen Brieff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/63
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/63>, abgerufen am 26.11.2024.