Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. stimmenden Dimensionen der Organe bei der Activitätshyper-trophie, jedenfalls hierher zu zählen ist. Die Zeiträume, innerhalb welcher die Selbstgestaltung der Man könnte nach dem Vorstehenden vielleicht vermuthen, IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. stimmenden Dimensionen der Organe bei der Activitätshyper-trophie, jedenfalls hierher zu zählen ist. Die Zeiträume, innerhalb welcher die Selbstgestaltung der Man könnte nach dem Vorstehenden vielleicht vermuthen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0214" n="200"/><fw place="top" type="header">IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.</fw><lb/> stimmenden Dimensionen der Organe bei der Activitätshyper-<lb/> trophie, jedenfalls hierher zu zählen ist.</p><lb/> <p>Die Zeiträume, innerhalb welcher die Selbstgestaltung der<lb/> geschilderten Verhältnisse unter der Einwirkung der functio-<lb/> nellen Reize stattgefunden hat, vermögen wir gegenwärtig<lb/> grösstentheils nicht zu beurtheilen und es ist möglich, dass zu<lb/> manchen Bildungen Hunderte oder Tausende von Generationen<lb/> beigetragen haben. Nur für das Knochengewebe sahen wir,<lb/> dass sie schon innerhalb des individuellen Lebens in erkenn-<lb/> barer Weise sich ausbilden können. Die nöthigen Zeiträume<lb/> sind für die verschiedenen Gewebe jedenfalls sehr verschieden;<lb/> so wird es vielleicht unvergleichlich längere Zeit gedauert<lb/> haben, bis die dynamische Anordnung der glatten Muskelfasern<lb/> sich ausgebildet hat, als die geschilderte Structur der Sehnen-<lb/> häute.</p><lb/> <p>Man könnte nach dem Vorstehenden vielleicht vermuthen,<lb/> ich sei der Meinung, dass im Grunde alle Bildungen durch<lb/> Selbstgestaltung unter Einwirkung des functionellen Reizes ent-<lb/> standen seien und durch letzteren am Leben erhalten werden<lb/> müssten, und es bliebe nun zu erklären, woher die gestal-<lb/> teten und somit gestaltenden Reize kommen sollten, wenn<lb/> alle Gestaltung erst durch den Reiz entstünde. Es ist aber<lb/> bereits oben bei der Betrachtung der qualitativen Reizwirkung<lb/> hervorgehoben worden, dass die Theile unter die Herrschaft<lb/> des Reizes erst nachträglich durch die dauernde oder wieder-<lb/> holte Einwirkung der Reize gekommen sein können und viel-<lb/> leicht auch in der Ontogenese gegenwärtig noch kommen, in-<lb/> folge dessen Theilen, welche derartigen Reizen nicht oder blos<lb/> sehr selten unterliegen, überhaupt keine Abhängigkeit von Rei-<lb/> zen zugeschrieben werden kann. Die Erfahrung lehrt, dass<lb/> die Anpassungsfähigkeit des Menschen, seine Fähigkeit zu<lb/> lernen und sich an Einwirkungen zu gewöhnen, in der Jugend<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0214]
IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
stimmenden Dimensionen der Organe bei der Activitätshyper-
trophie, jedenfalls hierher zu zählen ist.
Die Zeiträume, innerhalb welcher die Selbstgestaltung der
geschilderten Verhältnisse unter der Einwirkung der functio-
nellen Reize stattgefunden hat, vermögen wir gegenwärtig
grösstentheils nicht zu beurtheilen und es ist möglich, dass zu
manchen Bildungen Hunderte oder Tausende von Generationen
beigetragen haben. Nur für das Knochengewebe sahen wir,
dass sie schon innerhalb des individuellen Lebens in erkenn-
barer Weise sich ausbilden können. Die nöthigen Zeiträume
sind für die verschiedenen Gewebe jedenfalls sehr verschieden;
so wird es vielleicht unvergleichlich längere Zeit gedauert
haben, bis die dynamische Anordnung der glatten Muskelfasern
sich ausgebildet hat, als die geschilderte Structur der Sehnen-
häute.
Man könnte nach dem Vorstehenden vielleicht vermuthen,
ich sei der Meinung, dass im Grunde alle Bildungen durch
Selbstgestaltung unter Einwirkung des functionellen Reizes ent-
standen seien und durch letzteren am Leben erhalten werden
müssten, und es bliebe nun zu erklären, woher die gestal-
teten und somit gestaltenden Reize kommen sollten, wenn
alle Gestaltung erst durch den Reiz entstünde. Es ist aber
bereits oben bei der Betrachtung der qualitativen Reizwirkung
hervorgehoben worden, dass die Theile unter die Herrschaft
des Reizes erst nachträglich durch die dauernde oder wieder-
holte Einwirkung der Reize gekommen sein können und viel-
leicht auch in der Ontogenese gegenwärtig noch kommen, in-
folge dessen Theilen, welche derartigen Reizen nicht oder blos
sehr selten unterliegen, überhaupt keine Abhängigkeit von Rei-
zen zugeschrieben werden kann. Die Erfahrung lehrt, dass
die Anpassungsfähigkeit des Menschen, seine Fähigkeit zu
lernen und sich an Einwirkungen zu gewöhnen, in der Jugend
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