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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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nach, weil es mich zu sehr in meinen Beschäfti-
gungen störte. Er lernte sich bald selbst helfen,
und kroch, trotz dem besten Krebse, bald rück-,
bald vorwärts, und gefiel sich ungemein in dieser
Kraftäußerung. So oft ich ihn freundlich ansah,
lachte er mir zu, und kroch mit immer größerer
Schnelligkeit. Er mochte etwa zehn Monate alt
seyn, als ich den Versuch machte, dem kleinen
Hans eine Birn, die er sehr gern aß, auf einen
Stuhl am andern Ende des Zimmers hinzulegen.
Er kroch mit großer Schnelligkeit nach dem Stuhle.
Aber wie sollt' er nun daran kommen? Er machte
den Versuch, sich an dem Stuhlbeine aufzurich-
ten: der Versuch mißlang. Die Birn reizte ihn
sehr stark: er versuchte es noch einmal, und noch
einmal, und es war gelungen -- er stand am
Stuhle, zitterte ein wenig, ergriff seine Beute,
und lachte überlaut. -- Jch lachte ihm Beifall zu.
Auf seinen Beinen halten konnte er sich noch nicht
lange. Bald saß er wieder auf dem Boden, und
kroch, wie zuvor, nach allen vier Ecken des Zim-
mers in allen Richtungen herum. Jch wiederholte
das Experiment täglich, und er bekam bald Kraft

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nach, weil es mich zu ſehr in meinen Beſchäfti-
gungen ſtörte. Er lernte ſich bald ſelbſt helfen,
und kroch, trotz dem beſten Krebſe, bald rück-,
bald vorwärts, und gefiel ſich ungemein in dieſer
Kraftäußerung. So oft ich ihn freundlich anſah,
lachte er mir zu, und kroch mit immer größerer
Schnelligkeit. Er mochte etwa zehn Monate alt
ſeyn, als ich den Verſuch machte, dem kleinen
Hans eine Birn, die er ſehr gern aß, auf einen
Stuhl am andern Ende des Zimmers hinzulegen.
Er kroch mit großer Schnelligkeit nach dem Stuhle.
Aber wie ſollt’ er nun daran kommen? Er machte
den Verſuch, ſich an dem Stuhlbeine aufzurich-
ten: der Verſuch mißlang. Die Birn reizte ihn
ſehr ſtark: er verſuchte es noch einmal, und noch
einmal, und es war gelungen — er ſtand am
Stuhle, zitterte ein wenig, ergriff ſeine Beute,
und lachte überlaut. — Jch lachte ihm Beifall zu.
Auf ſeinen Beinen halten konnte er ſich noch nicht
lange. Bald ſaß er wieder auf dem Boden, und
kroch, wie zuvor, nach allen vier Ecken des Zim-
mers in allen Richtungen herum. Jch wiederholte
das Experiment täglich, und er bekam bald Kraft

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[33/0047] nach, weil es mich zu ſehr in meinen Beſchäfti- gungen ſtörte. Er lernte ſich bald ſelbſt helfen, und kroch, trotz dem beſten Krebſe, bald rück-, bald vorwärts, und gefiel ſich ungemein in dieſer Kraftäußerung. So oft ich ihn freundlich anſah, lachte er mir zu, und kroch mit immer größerer Schnelligkeit. Er mochte etwa zehn Monate alt ſeyn, als ich den Verſuch machte, dem kleinen Hans eine Birn, die er ſehr gern aß, auf einen Stuhl am andern Ende des Zimmers hinzulegen. Er kroch mit großer Schnelligkeit nach dem Stuhle. Aber wie ſollt’ er nun daran kommen? Er machte den Verſuch, ſich an dem Stuhlbeine aufzurich- ten: der Verſuch mißlang. Die Birn reizte ihn ſehr ſtark: er verſuchte es noch einmal, und noch einmal, und es war gelungen — er ſtand am Stuhle, zitterte ein wenig, ergriff ſeine Beute, und lachte überlaut. — Jch lachte ihm Beifall zu. Auf ſeinen Beinen halten konnte er ſich noch nicht lange. Bald ſaß er wieder auf dem Boden, und kroch, wie zuvor, nach allen vier Ecken des Zim- mers in allen Richtungen herum. Jch wiederholte das Experiment täglich, und er bekam bald Kraft (5)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/47>, abgerufen am 24.11.2024.