Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.freilich alles von selbst, ohne dergleichen besondere Uebungen, von statten. Aber wie reich das Kind mit Feinheit und Schärfe der Sinnen begabt sey, das kann man in der frühesten Zeit nicht wissen, wenn man keine Versuche anstellt. Mache denn solche Versuche bisweilen mit dem (7)
freilich alles von ſelbſt, ohne dergleichen beſondere Uebungen, von ſtatten. Aber wie reich das Kind mit Feinheit und Schärfe der Sinnen begabt ſey, das kann man in der früheſten Zeit nicht wiſſen, wenn man keine Verſuche anſtellt. Mache denn ſolche Verſuche bisweilen mit dem (7)
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freilich alles von ſelbſt, ohne dergleichen beſondere
Uebungen, von ſtatten. Aber wie reich das Kind
mit Feinheit und Schärfe der Sinnen begabt ſey,
das kann man in der früheſten Zeit nicht wiſſen,
wenn man keine Verſuche anſtellt.
Mache denn ſolche Verſuche bisweilen mit dem
Sehen. Stecke ein Ziel auf in der langen Gar-
tenallee, und befeſtige daran, was Jda vorzüglich
gern ſieht, es ſey z. B. der Kanarienvogel mit ſei-
nem Käfich, und gehe dann mit ihr aus einer Ferne
darauf zu, in der ſie ihn Anfangs nicht erkennen
kann. Nähere Dich ihm allmählig, und ſiehe zu,
wie bald ſie ihn erkennt; bemerken wird ſie ihn ge-
wiß, ſobald ihre Augen ihn unterſcheiden können.
Tritt am folgenden Tage aus noch größerer Ferne
mit ihr davor, und ſie wird ihn ſchon früher er-
kennen, aber nur deshalb, weil ſie ihn da vermu-
thet. Laß den dritten Tag etwas anderes am Ziele
ſeyn, etwa einen großen, recht bunten Blumen-
kranz, und nähere ſie dem Ziele ſo lange, bis ſie
auf Deine Frage: Was hängt da? richtig ant-
wortet. Wechſ’le ſo mit Gegenſtänden, die ihr
(7)
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