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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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ken zu sehen. Aber jetzt, es gibt kein sicherers
Mittel, ihren Reinlichkeitssinn ferner auszubilden,
als, sie weiß oder doch in zarte Farben zu kleiden,
weil sie es da am ersten gewahr wird, wenn sie
nicht reinlich aussieht. Soll sie sich im Garten
herumtummeln, so binde ihr ein schwarzes Schürz-
chen über, damit sie auch dort keinen Flecken
bekomme.

Jn diesem Stücke muß die wackere Gertrud
noch besser in Deinen Sinn eindringen lernen;
das habe ich ihr auch eingeschärft, damit Jda sie
immer mit Liebe und Wohlgefallen sehe. Sie
hat hierin noch zu viel von dem Stande, dem sie
angehörte, bevor sie zu Dir kam. Jhm scheint
Reinlichkeit hoher Luxus, den man sich nur Sonn-
tags erlauben darf. Auf meine Frage: ob sie
nur Sonntags von Dir und Jda geliebt seyn
wollte? ging sie schweigend und beschämt hinaus,
und kam sauber gekleidet, aber erröthend bei mei-
nem Blick auf sie ins Zimmer zurück. Jch ging
zu ihr, klopfte ihr sanft auf die Schulter; sie
blickte nieder und sagte: ich will mich bessern.



ken zu ſehen. Aber jetzt, es gibt kein ſicherers
Mittel, ihren Reinlichkeitsſinn ferner auszubilden,
als, ſie weiß oder doch in zarte Farben zu kleiden,
weil ſie es da am erſten gewahr wird, wenn ſie
nicht reinlich ausſieht. Soll ſie ſich im Garten
herumtummeln, ſo binde ihr ein ſchwarzes Schürz-
chen über, damit ſie auch dort keinen Flecken
bekomme.

Jn dieſem Stücke muß die wackere Gertrud
noch beſſer in Deinen Sinn eindringen lernen;
das habe ich ihr auch eingeſchärft, damit Jda ſie
immer mit Liebe und Wohlgefallen ſehe. Sie
hat hierin noch zu viel von dem Stande, dem ſie
angehörte, bevor ſie zu Dir kam. Jhm ſcheint
Reinlichkeit hoher Luxus, den man ſich nur Sonn-
tags erlauben darf. Auf meine Frage: ob ſie
nur Sonntags von Dir und Jda geliebt ſeyn
wollte? ging ſie ſchweigend und beſchämt hinaus,
und kam ſauber gekleidet, aber erröthend bei mei-
nem Blick auf ſie ins Zimmer zurück. Jch ging
zu ihr, klopfte ihr ſanft auf die Schulter; ſie
blickte nieder und ſagte: ich will mich beſſern.

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[55/0069] ken zu ſehen. Aber jetzt, es gibt kein ſicherers Mittel, ihren Reinlichkeitsſinn ferner auszubilden, als, ſie weiß oder doch in zarte Farben zu kleiden, weil ſie es da am erſten gewahr wird, wenn ſie nicht reinlich ausſieht. Soll ſie ſich im Garten herumtummeln, ſo binde ihr ein ſchwarzes Schürz- chen über, damit ſie auch dort keinen Flecken bekomme. Jn dieſem Stücke muß die wackere Gertrud noch beſſer in Deinen Sinn eindringen lernen; das habe ich ihr auch eingeſchärft, damit Jda ſie immer mit Liebe und Wohlgefallen ſehe. Sie hat hierin noch zu viel von dem Stande, dem ſie angehörte, bevor ſie zu Dir kam. Jhm ſcheint Reinlichkeit hoher Luxus, den man ſich nur Sonn- tags erlauben darf. Auf meine Frage: ob ſie nur Sonntags von Dir und Jda geliebt ſeyn wollte? ging ſie ſchweigend und beſchämt hinaus, und kam ſauber gekleidet, aber erröthend bei mei- nem Blick auf ſie ins Zimmer zurück. Jch ging zu ihr, klopfte ihr ſanft auf die Schulter; ſie blickte nieder und ſagte: ich will mich beſſern.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/69>, abgerufen am 24.11.2024.