Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.müssen, und so wäre ich getrost durch die Nacht in das wirthliche Haus unserer Freunde gegan- gen, welches uns hätte aufnehmen können. Doch so hatten wir es leichter. Früh am Morgen schickten wir zu den Abgebrannten: ob es ihnen an irgend etwas nöthigem gebreche? Es war fast alle ihre Habe unversehrt geblieben, auch hatten die Nachbarn sie schon mit allerlei frischem Mund- vorrath versorgt, so daß unser Beistand fast über- flüssig war. Als wir uns zur Lehrstunde versammelt hatten, Jch. Es sollte mir nicht schwer werden, liebe müſſen, und ſo wäre ich getroſt durch die Nacht in das wirthliche Haus unſerer Freunde gegan- gen, welches uns hätte aufnehmen können. Doch ſo hatten wir es leichter. Früh am Morgen ſchickten wir zu den Abgebrannten: ob es ihnen an irgend etwas nöthigem gebreche? Es war faſt alle ihre Habe unverſehrt geblieben, auch hatten die Nachbarn ſie ſchon mit allerlei friſchem Mund- vorrath verſorgt, ſo daß unſer Beiſtand faſt über- flüſſig war. Als wir uns zur Lehrſtunde verſammelt hatten, Jch. Es ſollte mir nicht ſchwer werden, liebe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0282" n="274"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> müſſen, und ſo wäre ich getroſt durch die Nacht<lb/> in das wirthliche Haus unſerer Freunde gegan-<lb/> gen, welches uns hätte aufnehmen können. Doch<lb/><hi rendition="#g">ſo</hi> hatten wir es leichter. Früh am Morgen<lb/> ſchickten wir zu den Abgebrannten: ob es ihnen<lb/> an irgend etwas nöthigem gebreche? Es war faſt<lb/> alle ihre Habe unverſehrt geblieben, auch hatten<lb/> die Nachbarn ſie ſchon mit allerlei friſchem Mund-<lb/> vorrath verſorgt, ſo daß unſer Beiſtand faſt über-<lb/> flüſſig war.</p><lb/> <p>Als wir uns zur Lehrſtunde verſammelt hatten,<lb/> ließ Hertha ſich ſo vernehmen: Es ſagen die<lb/> klugen Leute ſo oft, daß alles Schlimme ſeinen<lb/> guten Nutzen habe, und daß eigentlich nichts<lb/> durchaus ſchlimm ſey; ſage mir doch, liebe Tante,<lb/> wozu nützt denn ſo ein Schadenfeuer wie das von<lb/> geſtern Abend?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Jch</hi>. Es ſollte mir nicht ſchwer werden, liebe<lb/> Hertha, <hi rendition="#g">Dir</hi> den Nutzen davon begreiflich zu<lb/> machen, wenn es Dir ernſtlich darum zu thun<lb/> wäre, ihn zu begreifen. — Jch mochte das erſte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0282]
müſſen, und ſo wäre ich getroſt durch die Nacht
in das wirthliche Haus unſerer Freunde gegan-
gen, welches uns hätte aufnehmen können. Doch
ſo hatten wir es leichter. Früh am Morgen
ſchickten wir zu den Abgebrannten: ob es ihnen
an irgend etwas nöthigem gebreche? Es war faſt
alle ihre Habe unverſehrt geblieben, auch hatten
die Nachbarn ſie ſchon mit allerlei friſchem Mund-
vorrath verſorgt, ſo daß unſer Beiſtand faſt über-
flüſſig war.
Als wir uns zur Lehrſtunde verſammelt hatten,
ließ Hertha ſich ſo vernehmen: Es ſagen die
klugen Leute ſo oft, daß alles Schlimme ſeinen
guten Nutzen habe, und daß eigentlich nichts
durchaus ſchlimm ſey; ſage mir doch, liebe Tante,
wozu nützt denn ſo ein Schadenfeuer wie das von
geſtern Abend?
Jch. Es ſollte mir nicht ſchwer werden, liebe
Hertha, Dir den Nutzen davon begreiflich zu
machen, wenn es Dir ernſtlich darum zu thun
wäre, ihn zu begreifen. — Jch mochte das erſte
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