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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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und berechtigt uns diesen Winter einsamer und
häuslicher zu leben, als wir es sonst gekonnt hät-
ten; und der Gewinn von diesem Unglück scheint
für uns alle überwiegend zu seyn. Jch dächte,
wir hätten noch nie einen so frohen Winter ver-
lebt, als diesen. Es werden alle Künste eifriger
getrieben, und was sich in Gegenwart der beiden
Genesenden thun läßt, geschieht in ihren Zim-
mern, z. B. das Zeichnen, Sticken, wobei
immer abwechselnd vorgelesen wird. So gar die
Tanzstunden will Herr von Platov oft gern in
seinem Zimmer haben: und Jda, welche sah,
daß Clärchens und Mathildens artige Gewandt-
heit und wirklich schöner Anstand im Tanzen ihm
Freude machten, hat ohne alles Zureden wieder
Theil genommen, und gibt sich alle Mühe, den
andern wieder nachzukommen, die ihr weit vor-
geeilt waren. Auch Woldemar, der wieder auf
seyn kann, hat gestern mit seiner Armbinde eine
artige Menuette mitgetanzt. Auch gibt ihm seit
acht Tagen Platov jeden Morgen ein paar Lehr-
stunden, während deren unsere lieben Mädchen
Haushaltungsgeschäfte besorgen. Dann besucht

(7)

und berechtigt uns dieſen Winter einſamer und
häuslicher zu leben, als wir es ſonſt gekonnt hät-
ten; und der Gewinn von dieſem Unglück ſcheint
für uns alle überwiegend zu ſeyn. Jch dächte,
wir hätten noch nie einen ſo frohen Winter ver-
lebt, als dieſen. Es werden alle Künſte eifriger
getrieben, und was ſich in Gegenwart der beiden
Geneſenden thun läßt, geſchieht in ihren Zim-
mern, z. B. das Zeichnen, Sticken, wobei
immer abwechſelnd vorgeleſen wird. So gar die
Tanzſtunden will Herr von Platov oft gern in
ſeinem Zimmer haben: und Jda, welche ſah,
daß Clärchens und Mathildens artige Gewandt-
heit und wirklich ſchöner Anſtand im Tanzen ihm
Freude machten, hat ohne alles Zureden wieder
Theil genommen, und gibt ſich alle Mühe, den
andern wieder nachzukommen, die ihr weit vor-
geeilt waren. Auch Woldemar, der wieder auf
ſeyn kann, hat geſtern mit ſeiner Armbinde eine
artige Menuette mitgetanzt. Auch gibt ihm ſeit
acht Tagen Platov jeden Morgen ein paar Lehr-
ſtunden, während deren unſere lieben Mädchen
Haushaltungsgeſchäfte beſorgen. Dann beſucht

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[49/0057] und berechtigt uns dieſen Winter einſamer und häuslicher zu leben, als wir es ſonſt gekonnt hät- ten; und der Gewinn von dieſem Unglück ſcheint für uns alle überwiegend zu ſeyn. Jch dächte, wir hätten noch nie einen ſo frohen Winter ver- lebt, als dieſen. Es werden alle Künſte eifriger getrieben, und was ſich in Gegenwart der beiden Geneſenden thun läßt, geſchieht in ihren Zim- mern, z. B. das Zeichnen, Sticken, wobei immer abwechſelnd vorgeleſen wird. So gar die Tanzſtunden will Herr von Platov oft gern in ſeinem Zimmer haben: und Jda, welche ſah, daß Clärchens und Mathildens artige Gewandt- heit und wirklich ſchöner Anſtand im Tanzen ihm Freude machten, hat ohne alles Zureden wieder Theil genommen, und gibt ſich alle Mühe, den andern wieder nachzukommen, die ihr weit vor- geeilt waren. Auch Woldemar, der wieder auf ſeyn kann, hat geſtern mit ſeiner Armbinde eine artige Menuette mitgetanzt. Auch gibt ihm ſeit acht Tagen Platov jeden Morgen ein paar Lehr- ſtunden, während deren unſere lieben Mädchen Haushaltungsgeſchäfte beſorgen. Dann beſucht (7)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/57>, abgerufen am 23.11.2024.