Und zwischen ihnen dehnt' er aus nach rechter Regel Ein Häutchen zart und fein, das schwoll im Wind als Segel.
Als Steuer ist ins Meer ein andres Glied getaucht, Und Ruder rechts und links, soviel er immer braucht.
Gliedmaßen blieben ihm frei immer noch genug, Zu haschen einen Raub auch im Vorüberflug.
Wann aber naht ein Feind, wann droht ein Ungewitter, Wovor ein Menschenschiff verzagt und geht in Splitter;
Dann zeigt weit ihre Macht ob aller Kunst Natur: Sich selbst und sein Geräth zieht ein der Kuttel nur.
Meerwasser nimmt er ein, nicht fürchtend zu ertrinken; Statt Untergang dient ihm zur Rettung das Versinken.
Zum ewig stillen Grund versinkt er ohne Grausen, Und wartet bis sich legt der Oberfläche Brausen.
Dann taucht er wieder auf im umgestülpten Nachen, Der Taucherglocke gleich, um nun die Fahrt zu machen.
So, lang gesegelt und gesteuert ist sein Schiff, Und seine Ribben wund gerieben hat kein Riff.
Und zwiſchen ihnen dehnt' er aus nach rechter Regel Ein Haͤutchen zart und fein, das ſchwoll im Wind als Segel.
Als Steuer iſt ins Meer ein andres Glied getaucht, Und Ruder rechts und links, ſoviel er immer braucht.
Gliedmaßen blieben ihm frei immer noch genug, Zu haſchen einen Raub auch im Voruͤberflug.
Wann aber naht ein Feind, wann droht ein Ungewitter, Wovor ein Menſchenſchiff verzagt und geht in Splitter;
Dann zeigt weit ihre Macht ob aller Kunſt Natur: Sich ſelbſt und ſein Geraͤth zieht ein der Kuttel nur.
Meerwaſſer nimmt er ein, nicht fuͤrchtend zu ertrinken; Statt Untergang dient ihm zur Rettung das Verſinken.
Zum ewig ſtillen Grund verſinkt er ohne Grauſen, Und wartet bis ſich legt der Oberflaͤche Brauſen.
Dann taucht er wieder auf im umgeſtuͤlpten Nachen, Der Taucherglocke gleich, um nun die Fahrt zu machen.
So, lang geſegelt und geſteuert iſt ſein Schiff, Und ſeine Ribben wund gerieben hat kein Riff.
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Und zwiſchen ihnen dehnt' er aus nach rechter Regel
Ein Haͤutchen zart und fein, das ſchwoll im Wind als Segel.
Als Steuer iſt ins Meer ein andres Glied getaucht,
Und Ruder rechts und links, ſoviel er immer braucht.
Gliedmaßen blieben ihm frei immer noch genug,
Zu haſchen einen Raub auch im Voruͤberflug.
Wann aber naht ein Feind, wann droht ein Ungewitter,
Wovor ein Menſchenſchiff verzagt und geht in Splitter;
Dann zeigt weit ihre Macht ob aller Kunſt Natur:
Sich ſelbſt und ſein Geraͤth zieht ein der Kuttel nur.
Meerwaſſer nimmt er ein, nicht fuͤrchtend zu ertrinken;
Statt Untergang dient ihm zur Rettung das Verſinken.
Zum ewig ſtillen Grund verſinkt er ohne Grauſen,
Und wartet bis ſich legt der Oberflaͤche Brauſen.
Dann taucht er wieder auf im umgeſtuͤlpten Nachen,
Der Taucherglocke gleich, um nun die Fahrt zu machen.
So, lang geſegelt und geſteuert iſt ſein Schiff,
Und ſeine Ribben wund gerieben hat kein Riff.
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/66>, abgerufen am 19.02.2025.
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