Der Finke muß gar lang mit Würmchen, die er nascht, Gar lang die Schwalbe mit den Mückchen, die sie hascht,
Die Kleinen füttern, die nicht schwimmen und nicht laufen, Und können nichts wan schrein nach Fressen und nach Saufen.
Den Eltern kostet es der kleinen Bissen viel, Bis ihren Jungen wächst der Flaum und dann der Kiel.
Nun erst der Liebe Bild, die gattentreue Taube, Die weiße zahm im Haus, die blaue wild im Laube,
Zieht, wie gepaart sie ist, auch nur ein Kinderpaar, Weil ihrer Zärtlichkeit mehr ganz unmöglich war.
Denn harte Saamen, die sie hat kein andres Töpfchen Zu kochen, weicht sie ein in ihrem eignen Kröpfchen,
Und würgt das Futter, das sie nicht für sich verschlungen, Hervor und machet satt, selbst hungrig, ihre Jungen.
Sie übertrifft an Lieb' allein der Pelikan; Wenn keine Wirklichkeit, so ist es doch kein Wahn,
Vielmehr ein hohes Bild, das ewig wahr wird bleiben, Im Herzen wohnend, wenn sie's aus der Welt vertreiben:
Der Finke muß gar lang mit Wuͤrmchen, die er naſcht, Gar lang die Schwalbe mit den Muͤckchen, die ſie haſcht,
Die Kleinen fuͤttern, die nicht ſchwimmen und nicht laufen, Und koͤnnen nichts wan ſchrein nach Freſſen und nach Saufen.
Den Eltern koſtet es der kleinen Biſſen viel, Bis ihren Jungen waͤchſt der Flaum und dann der Kiel.
Nun erſt der Liebe Bild, die gattentreue Taube, Die weiße zahm im Haus, die blaue wild im Laube,
Zieht, wie gepaart ſie iſt, auch nur ein Kinderpaar, Weil ihrer Zaͤrtlichkeit mehr ganz unmoͤglich war.
Denn harte Saamen, die ſie hat kein andres Toͤpfchen Zu kochen, weicht ſie ein in ihrem eignen Kroͤpfchen,
Und wuͤrgt das Futter, das ſie nicht fuͤr ſich verſchlungen, Hervor und machet ſatt, ſelbſt hungrig, ihre Jungen.
Sie uͤbertrifft an Lieb' allein der Pelikan; Wenn keine Wirklichkeit, ſo iſt es doch kein Wahn,
Vielmehr ein hohes Bild, das ewig wahr wird bleiben, Im Herzen wohnend, wenn ſie's aus der Welt vertreiben:
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Der Finke muß gar lang mit Wuͤrmchen, die er naſcht,
Gar lang die Schwalbe mit den Muͤckchen, die ſie haſcht,
Die Kleinen fuͤttern, die nicht ſchwimmen und nicht laufen,
Und koͤnnen nichts wan ſchrein nach Freſſen und nach Saufen.
Den Eltern koſtet es der kleinen Biſſen viel,
Bis ihren Jungen waͤchſt der Flaum und dann der Kiel.
Nun erſt der Liebe Bild, die gattentreue Taube,
Die weiße zahm im Haus, die blaue wild im Laube,
Zieht, wie gepaart ſie iſt, auch nur ein Kinderpaar,
Weil ihrer Zaͤrtlichkeit mehr ganz unmoͤglich war.
Denn harte Saamen, die ſie hat kein andres Toͤpfchen
Zu kochen, weicht ſie ein in ihrem eignen Kroͤpfchen,
Und wuͤrgt das Futter, das ſie nicht fuͤr ſich verſchlungen,
Hervor und machet ſatt, ſelbſt hungrig, ihre Jungen.
Sie uͤbertrifft an Lieb' allein der Pelikan;
Wenn keine Wirklichkeit, ſo iſt es doch kein Wahn,
Vielmehr ein hohes Bild, das ewig wahr wird bleiben,
Im Herzen wohnend, wenn ſie's aus der Welt vertreiben:
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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/90>, abgerufen am 19.02.2025.
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