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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838.

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Ich unterscheide mich, nicht mich von mir zu trennen,
Ich unterscheide mich, als Eins mich zu erkennen.
Dann wenn du eingesenkt dich hast in den Gedanken,
Erheb dich auch daraus, und fleug ob allen Schranken.
Sag': Ich bin Ich! und wer wie ich sagt Ich bin Ich,
Ist Ich wie ich, von ihm wie unterscheid' ich mich?
Ich unterscheide mich, nicht mich von ihm zu trennen,
Ich unterscheide mich, als Eins uns zu erkennen.
So ist geschieden ungeschieden Ich vom Ich:
Alle zusammen Eins, und jedes Eins für sich.
Ein Ganzes in sich selbst das Gröste wie das Kleinste,
Und das Besonderste zugleich das Allgemeinste.
Gott ist das Große Ich, das selb sich seiend denkt,
Sein Selbst in jeglichen Gedanken so versenkt,
Daß der Gedanke, der geworden äußerlich,
Nur wieder zu sich kommt, wenn er sagt Ich bin Ich;
Wenn du dich selber denkst als ewigen Gedanken
Des ewig Denkenden, um ewig ihm zu danken.
Ich unterſcheide mich, nicht mich von mir zu trennen,
Ich unterſcheide mich, als Eins mich zu erkennen.
Dann wenn du eingeſenkt dich haſt in den Gedanken,
Erheb dich auch daraus, und fleug ob allen Schranken.
Sag': Ich bin Ich! und wer wie ich ſagt Ich bin Ich,
Iſt Ich wie ich, von ihm wie unterſcheid' ich mich?
Ich unterſcheide mich, nicht mich von ihm zu trennen,
Ich unterſcheide mich, als Eins uns zu erkennen.
So iſt geſchieden ungeſchieden Ich vom Ich:
Alle zuſammen Eins, und jedes Eins fuͤr ſich.
Ein Ganzes in ſich ſelbſt das Groͤſte wie das Kleinſte,
Und das Beſonderſte zugleich das Allgemeinſte.
Gott iſt das Große Ich, das ſelb ſich ſeiend denkt,
Sein Selbſt in jeglichen Gedanken ſo verſenkt,
Daß der Gedanke, der geworden aͤußerlich,
Nur wieder zu ſich kommt, wenn er ſagt Ich bin Ich;
Wenn du dich ſelber denkſt als ewigen Gedanken
Des ewig Denkenden, um ewig ihm zu danken.
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[154/0164] Ich unterſcheide mich, nicht mich von mir zu trennen, Ich unterſcheide mich, als Eins mich zu erkennen. Dann wenn du eingeſenkt dich haſt in den Gedanken, Erheb dich auch daraus, und fleug ob allen Schranken. Sag': Ich bin Ich! und wer wie ich ſagt Ich bin Ich, Iſt Ich wie ich, von ihm wie unterſcheid' ich mich? Ich unterſcheide mich, nicht mich von ihm zu trennen, Ich unterſcheide mich, als Eins uns zu erkennen. So iſt geſchieden ungeſchieden Ich vom Ich: Alle zuſammen Eins, und jedes Eins fuͤr ſich. Ein Ganzes in ſich ſelbſt das Groͤſte wie das Kleinſte, Und das Beſonderſte zugleich das Allgemeinſte. Gott iſt das Große Ich, das ſelb ſich ſeiend denkt, Sein Selbſt in jeglichen Gedanken ſo verſenkt, Daß der Gedanke, der geworden aͤußerlich, Nur wieder zu ſich kommt, wenn er ſagt Ich bin Ich; Wenn du dich ſelber denkſt als ewigen Gedanken Des ewig Denkenden, um ewig ihm zu danken.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 4. Leipzig, 1838, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane04_1838/164>, abgerufen am 21.11.2024.