Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Weite wechselt selbst mit jeder Lebenszeit,
Wie eben wechseln mag Fern- und Nahsichtigkeit.
Das wechsle nun wie's mag, wenn du nur nicht erblindest,
Noch in Verblendung dir die Augen selbst verbindest.
Gebrauch dein Auge nur, wie es ist Gottes Wille
Und der Natur, und nie bedürfe mir der Brille!

70.
Viel schlimmer, als wenn dich die andern hintergehn,
Ist dieses, von dir selbst dich hintergangen sehn.
Gefährlich ist vom Feind des Hinterhaltes Lauer
Im Feld, gefährlicher in deines Hauses Mauer.
Die äußre Hinterlist kannst du noch hintertreiben;
Die hinter'm Herzen ist, die wird dahinter bleiben.


8*
Die Weite wechſelt ſelbſt mit jeder Lebenszeit,
Wie eben wechſeln mag Fern- und Nahſichtigkeit.
Das wechſle nun wie's mag, wenn du nur nicht erblindeſt,
Noch in Verblendung dir die Augen ſelbſt verbindeſt.
Gebrauch dein Auge nur, wie es iſt Gottes Wille
Und der Natur, und nie beduͤrfe mir der Brille!

70.
Viel ſchlimmer, als wenn dich die andern hintergehn,
Iſt dieſes, von dir ſelbſt dich hintergangen ſehn.
Gefaͤhrlich iſt vom Feind des Hinterhaltes Lauer
Im Feld, gefaͤhrlicher in deines Hauſes Mauer.
Die aͤußre Hinterliſt kannſt du noch hintertreiben;
Die hinter'm Herzen iſt, die wird dahinter bleiben.


8*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0181" n="171"/>
            <lg n="9">
              <l>Die Weite wech&#x017F;elt &#x017F;elb&#x017F;t mit jeder Lebenszeit,</l><lb/>
              <l>Wie eben wech&#x017F;eln mag Fern- und Nah&#x017F;ichtigkeit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Das wech&#x017F;le nun wie's mag, wenn du nur nicht erblinde&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Noch in Verblendung dir die Augen &#x017F;elb&#x017F;t verbinde&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Gebrauch dein Auge nur, wie es i&#x017F;t Gottes Wille</l><lb/>
              <l>Und der Natur, und nie bedu&#x0364;rfe mir der Brille!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>70.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Viel &#x017F;chlimmer, als wenn dich die andern hintergehn,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t die&#x017F;es, von dir &#x017F;elb&#x017F;t dich hintergangen &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Gefa&#x0364;hrlich i&#x017F;t vom Feind des Hinterhaltes Lauer</l><lb/>
              <l>Im Feld, gefa&#x0364;hrlicher in deines Hau&#x017F;es Mauer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die a&#x0364;ußre Hinterli&#x017F;t kann&#x017F;t du noch hintertreiben;</l><lb/>
              <l>Die hinter'm Herzen i&#x017F;t, die wird dahinter bleiben.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">8*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0181] Die Weite wechſelt ſelbſt mit jeder Lebenszeit, Wie eben wechſeln mag Fern- und Nahſichtigkeit. Das wechſle nun wie's mag, wenn du nur nicht erblindeſt, Noch in Verblendung dir die Augen ſelbſt verbindeſt. Gebrauch dein Auge nur, wie es iſt Gottes Wille Und der Natur, und nie beduͤrfe mir der Brille! 70. Viel ſchlimmer, als wenn dich die andern hintergehn, Iſt dieſes, von dir ſelbſt dich hintergangen ſehn. Gefaͤhrlich iſt vom Feind des Hinterhaltes Lauer Im Feld, gefaͤhrlicher in deines Hauſes Mauer. Die aͤußre Hinterliſt kannſt du noch hintertreiben; Die hinter'm Herzen iſt, die wird dahinter bleiben. 8*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/181
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/181>, abgerufen am 25.11.2024.