Der Affe hat gehört, daß süß der Nußkern schmecke, Und Nüsse nahm er vor mitsamt der grünen Decke.
Die wegzuräumen sollt' er brauchen seine Pfote, Doch nimmt er sie ins Maul gleich einem süßen Brote.
Und ruft, wenn ihm den Mund verbitterte die Schale: Betrogen hat mich, wer dich mir empfahl zum Male.
Noch eine Weile fährt er fort hineinzukaun, Und immer will es nicht dem Gaumen süßer thaun.
Eh er den Kern geschmeckt, hat er den Ueberdruß Gefressen an der Schal', und wirft hinweg die Nuß.
So sah ich manchen, den man keinen Affen hieß, Der, von der Schale satt, den Nußkern fallen ließ.
71.
Der Affe hat gehoͤrt, daß ſuͤß der Nußkern ſchmecke, Und Nuͤſſe nahm er vor mitſamt der gruͤnen Decke.
Die wegzuraͤumen ſollt' er brauchen ſeine Pfote, Doch nimmt er ſie ins Maul gleich einem ſuͤßen Brote.
Und ruft, wenn ihm den Mund verbitterte die Schale: Betrogen hat mich, wer dich mir empfahl zum Male.
Noch eine Weile faͤhrt er fort hineinzukaun, Und immer will es nicht dem Gaumen ſuͤßer thaun.
Eh er den Kern geſchmeckt, hat er den Ueberdruß Gefreſſen an der Schal', und wirft hinweg die Nuß.
So ſah ich manchen, den man keinen Affen hieß, Der, von der Schale ſatt, den Nußkern fallen ließ.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0182"n="172"/><divn="2"><head>71.</head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Der Affe hat gehoͤrt, daß ſuͤß der Nußkern ſchmecke,</l><lb/><l>Und Nuͤſſe nahm er vor mitſamt der gruͤnen Decke.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Die wegzuraͤumen ſollt' er brauchen ſeine Pfote,</l><lb/><l>Doch nimmt er ſie ins Maul gleich einem ſuͤßen Brote.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Und ruft, wenn ihm den Mund verbitterte die Schale:</l><lb/><l>Betrogen hat mich, wer dich mir empfahl zum Male.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Noch eine Weile faͤhrt er fort hineinzukaun,</l><lb/><l>Und immer will es nicht dem Gaumen ſuͤßer thaun.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Eh er den Kern geſchmeckt, hat er den Ueberdruß</l><lb/><l>Gefreſſen an der Schal', und wirft hinweg die Nuß.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>So ſah ich manchen, den man keinen Affen hieß,</l><lb/><l>Der, von der Schale ſatt, den Nußkern fallen ließ.</l></lg><lb/></lg></div><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[172/0182]
71.
Der Affe hat gehoͤrt, daß ſuͤß der Nußkern ſchmecke,
Und Nuͤſſe nahm er vor mitſamt der gruͤnen Decke.
Die wegzuraͤumen ſollt' er brauchen ſeine Pfote,
Doch nimmt er ſie ins Maul gleich einem ſuͤßen Brote.
Und ruft, wenn ihm den Mund verbitterte die Schale:
Betrogen hat mich, wer dich mir empfahl zum Male.
Noch eine Weile faͤhrt er fort hineinzukaun,
Und immer will es nicht dem Gaumen ſuͤßer thaun.
Eh er den Kern geſchmeckt, hat er den Ueberdruß
Gefreſſen an der Schal', und wirft hinweg die Nuß.
So ſah ich manchen, den man keinen Affen hieß,
Der, von der Schale ſatt, den Nußkern fallen ließ.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/182>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.