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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Götterbilder, Tempelgeräthe und Weihgeschenke aus kostbaren
Stoffen anzufertigen, bereits in Abnahme gerathen, in Byzanz
aber, wohl durch Einwirkung des Orients, früh von neuem
beliebt geworden *). Chilperich ward von byzantinischen Kai-
sern mit solchen Kostbarkeiten beschenkt **); reiche Zeuge und
verarbeitetes Gold wurden aus Byzanz und Alexandria in
Rom eingeführt ***). Also fehlte es nicht an äußeren Ver-
anlassungen einer Sitte, welche der allgemeinen Verarmung
des westlichen Reiches weder natürlich, noch angemessen war.

In der Folge indeß unterlag Rom dem Drucke der grie-
chischen Verwaltung, den Anfeindungen der Longobarden; das

*) S. Heyne, serioris artis opera sub Impp. Byz. sect. 1. (in
Comm. soc. reg. Scientiar. Goett. Vol. XI. p. 41.) -- ingenia; --
mox
(nach Constantin dem Gr.) multo magis fuere corrupta adscito
luxu et fastu Asiatico; quo non artem, sed materiam, non manum,
sed pretium in honore haberent.
Gut durchgeführt und belegt auf
dieser und den folgenden Seiten; doch ohne Berücksichtigung, ja
ohne Kenntniß des Schönen und Guten, welches demungeachtet bis
auf die fränkische Eroberung in byzantinischen Malereyen sich er-
halten hat.
**) Gregor. Tur. l. s. l.
***) Anast. bibl. vita Leonis III. (ed. Murat. p. 210. col. 2.)
-- vela Alexandrina. -- Ib. -- vela de fundato, -- ornata in cir-
cuitu de blatthin Byzanteo et investita de blatthin Neapolitano.

Also ward dieser Handelsgegenstand auch in Italien verfertigt, der
byzantinische aber, da man ihn sparsamer verwendete, höher ge-
schätzt. -- Ib. -- cortinam maiorem Alexandrinam mirae magnitu-
dinis etc.
Merkwürdig sind die Teppichgehänge von Säule zu
Säule, deren Anastasius so häufig erwähnt. Es waren dazumal
antike Sitten und Gewohnheiten noch immer stark in Gebrauch.
Wie diese Gehänge angebracht wurden, sieht man in jenem Musiv
zu Ravenna, welches für eine Darstellung des königlichen Palastes
gilt; abgebildet in den Büchern über Ravenna, über Musive,
über Costüme.

Goͤtterbilder, Tempelgeraͤthe und Weihgeſchenke aus koſtbaren
Stoffen anzufertigen, bereits in Abnahme gerathen, in Byzanz
aber, wohl durch Einwirkung des Orients, fruͤh von neuem
beliebt geworden *). Chilperich ward von byzantiniſchen Kai-
ſern mit ſolchen Koſtbarkeiten beſchenkt **); reiche Zeuge und
verarbeitetes Gold wurden aus Byzanz und Alexandria in
Rom eingefuͤhrt ***). Alſo fehlte es nicht an aͤußeren Ver-
anlaſſungen einer Sitte, welche der allgemeinen Verarmung
des weſtlichen Reiches weder natuͤrlich, noch angemeſſen war.

In der Folge indeß unterlag Rom dem Drucke der grie-
chiſchen Verwaltung, den Anfeindungen der Longobarden; das

*) S. Heyne, serioris artis opera sub Impp. Byz. sect. 1. (in
Comm. soc. reg. Scientiar. Goett. Vol. XI. p. 41.) — ingenia; —
mox
(nach Conſtantin dem Gr.) multo magis fuere corrupta adscito
luxu et fastu Asiatico; quo non artem, sed materiam, non manum,
sed pretium in honore haberent.
Gut durchgefuͤhrt und belegt auf
dieſer und den folgenden Seiten; doch ohne Beruͤckſichtigung, ja
ohne Kenntniß des Schoͤnen und Guten, welches demungeachtet bis
auf die fraͤnkiſche Eroberung in byzantiniſchen Malereyen ſich er-
halten hat.
**) Gregor. Tur. l. s. l.
***) Anast. bibl. vita Leonis III. (ed. Murat. p. 210. col. 2.)
— vela Alexandrina. — Ib. — vela de fundato, — ornata in cir-
cuitu de blatthin Byzanteo et investita de blatthin Neapolitano.

Alſo ward dieſer Handelsgegenſtand auch in Italien verfertigt, der
byzantiniſche aber, da man ihn ſparſamer verwendete, hoͤher ge-
ſchaͤtzt. — Ib. — cortinam maiorem Alexandrinam mirae magnitu-
dinis etc.
Merkwuͤrdig ſind die Teppichgehaͤnge von Saͤule zu
Saͤule, deren Anaſtaſius ſo haͤufig erwaͤhnt. Es waren dazumal
antike Sitten und Gewohnheiten noch immer ſtark in Gebrauch.
Wie dieſe Gehaͤnge angebracht wurden, ſieht man in jenem Muſiv
zu Ravenna, welches fuͤr eine Darſtellung des koͤniglichen Palaſtes
gilt; abgebildet in den Buͤchern uͤber Ravenna, uͤber Muſive,
uͤber Coſtuͤme.
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[218/0236] Goͤtterbilder, Tempelgeraͤthe und Weihgeſchenke aus koſtbaren Stoffen anzufertigen, bereits in Abnahme gerathen, in Byzanz aber, wohl durch Einwirkung des Orients, fruͤh von neuem beliebt geworden *). Chilperich ward von byzantiniſchen Kai- ſern mit ſolchen Koſtbarkeiten beſchenkt **); reiche Zeuge und verarbeitetes Gold wurden aus Byzanz und Alexandria in Rom eingefuͤhrt ***). Alſo fehlte es nicht an aͤußeren Ver- anlaſſungen einer Sitte, welche der allgemeinen Verarmung des weſtlichen Reiches weder natuͤrlich, noch angemeſſen war. In der Folge indeß unterlag Rom dem Drucke der grie- chiſchen Verwaltung, den Anfeindungen der Longobarden; das *) S. Heyne, serioris artis opera sub Impp. Byz. sect. 1. (in Comm. soc. reg. Scientiar. Goett. Vol. XI. p. 41.) — ingenia; — mox (nach Conſtantin dem Gr.) multo magis fuere corrupta adscito luxu et fastu Asiatico; quo non artem, sed materiam, non manum, sed pretium in honore haberent. Gut durchgefuͤhrt und belegt auf dieſer und den folgenden Seiten; doch ohne Beruͤckſichtigung, ja ohne Kenntniß des Schoͤnen und Guten, welches demungeachtet bis auf die fraͤnkiſche Eroberung in byzantiniſchen Malereyen ſich er- halten hat. **) Gregor. Tur. l. s. l. ***) Anast. bibl. vita Leonis III. (ed. Murat. p. 210. col. 2.) — vela Alexandrina. — Ib. — vela de fundato, — ornata in cir- cuitu de blatthin Byzanteo et investita de blatthin Neapolitano. Alſo ward dieſer Handelsgegenſtand auch in Italien verfertigt, der byzantiniſche aber, da man ihn ſparſamer verwendete, hoͤher ge- ſchaͤtzt. — Ib. — cortinam maiorem Alexandrinam mirae magnitu- dinis etc. Merkwuͤrdig ſind die Teppichgehaͤnge von Saͤule zu Saͤule, deren Anaſtaſius ſo haͤufig erwaͤhnt. Es waren dazumal antike Sitten und Gewohnheiten noch immer ſtark in Gebrauch. Wie dieſe Gehaͤnge angebracht wurden, ſieht man in jenem Muſiv zu Ravenna, welches fuͤr eine Darſtellung des koͤniglichen Palaſtes gilt; abgebildet in den Buͤchern uͤber Ravenna, uͤber Muſive, uͤber Coſtuͤme.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/236>, abgerufen am 19.05.2024.