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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.

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Die Erwähnung seines Vaters Lorenz scheint hier dessen
frischeres Andenken, oder die Absicht anzudeuten, seinen eige-
nen, vielleicht noch minder bekannten Namen durch väterlichen
Ruhm zu unterstützen. Denn es ist nach damaliger Familien-
sitte vorauszusetzen, daß Lorenz, dessen weitere Lebensschicksale
und Wirksamkeit unbekannt, dasselbe Kunstgewerbe betrieben,
welches seiner Familie in den drey folgenden Generationen
Ehre und Begünstigung erworben. In erwähnten Bruchstük-
ken zeigen die noch vorhandenen Pilastercapitäle, wie selbst
das in die Marmorleisten eingelegte Glasmusiv, löbliche
Schärfe und Nettigkeit der Arbeit; ein Verdienst, welches diese
Künstlerfamilie nirgend verläugnet. Wäre es nun gar auszu-
machen, daß auch jene frey nach antiken Mustern copirte Ein-
fassung der Kirchenthüre ebenfalls Meister Jacobs Arbeit sey,
so würde dem wackeren Meister daraus eine gedoppelte Ehre
entstehen. Doch eben weil diese, theils dem Alterthume be-
fangener nachgebildet, theils aber auch ungleich magerer im
Marmor ausgemeißelt ist, als sonst in Jacobs und seines
Sohnes Arbeiten bemerklich, bin ich geneigt, diese Thüre, zu-
gleich mit einer anderen verwandten, der Klosterkirche zu
Grotta ferrata bey Rom, für Denkmale jener Richtung zu
halten, welche vom Hofe Heinrichs II. auch über Italien
ausgegangen seyn möchte. Dieser Herr begünstigte, wie be-
reits erinnert worden, die Benedictinerabteyen bey Florenz und
zu Montecassino. Es wäre demnach nicht auffallend, wenn
er auch andere der Stadt und Gegend von Rom verherrlicht
hätte; wie andererseits noch ein dritter Fall denkbar ist, nem-
lich die Fortpflanzung seiner Anregungen von einem Kloster
des Ordens zum anderen.

Noch einen anderen Künstlernamen entdeckte ich an dem

Die Erwaͤhnung ſeines Vaters Lorenz ſcheint hier deſſen
friſcheres Andenken, oder die Abſicht anzudeuten, ſeinen eige-
nen, vielleicht noch minder bekannten Namen durch vaͤterlichen
Ruhm zu unterſtuͤtzen. Denn es iſt nach damaliger Familien-
ſitte vorauszuſetzen, daß Lorenz, deſſen weitere Lebensſchickſale
und Wirkſamkeit unbekannt, daſſelbe Kunſtgewerbe betrieben,
welches ſeiner Familie in den drey folgenden Generationen
Ehre und Beguͤnſtigung erworben. In erwaͤhnten Bruchſtuͤk-
ken zeigen die noch vorhandenen Pilaſtercapitaͤle, wie ſelbſt
das in die Marmorleiſten eingelegte Glasmuſiv, loͤbliche
Schaͤrfe und Nettigkeit der Arbeit; ein Verdienſt, welches dieſe
Kuͤnſtlerfamilie nirgend verlaͤugnet. Waͤre es nun gar auszu-
machen, daß auch jene frey nach antiken Muſtern copirte Ein-
faſſung der Kirchenthuͤre ebenfalls Meiſter Jacobs Arbeit ſey,
ſo wuͤrde dem wackeren Meiſter daraus eine gedoppelte Ehre
entſtehen. Doch eben weil dieſe, theils dem Alterthume be-
fangener nachgebildet, theils aber auch ungleich magerer im
Marmor ausgemeißelt iſt, als ſonſt in Jacobs und ſeines
Sohnes Arbeiten bemerklich, bin ich geneigt, dieſe Thuͤre, zu-
gleich mit einer anderen verwandten, der Kloſterkirche zu
Grotta ferrata bey Rom, fuͤr Denkmale jener Richtung zu
halten, welche vom Hofe Heinrichs II. auch uͤber Italien
ausgegangen ſeyn moͤchte. Dieſer Herr beguͤnſtigte, wie be-
reits erinnert worden, die Benedictinerabteyen bey Florenz und
zu Montecaſſino. Es waͤre demnach nicht auffallend, wenn
er auch andere der Stadt und Gegend von Rom verherrlicht
haͤtte; wie andererſeits noch ein dritter Fall denkbar iſt, nem-
lich die Fortpflanzung ſeiner Anregungen von einem Kloſter
des Ordens zum anderen.

Noch einen anderen Kuͤnſtlernamen entdeckte ich an dem

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[271/0289] Die Erwaͤhnung ſeines Vaters Lorenz ſcheint hier deſſen friſcheres Andenken, oder die Abſicht anzudeuten, ſeinen eige- nen, vielleicht noch minder bekannten Namen durch vaͤterlichen Ruhm zu unterſtuͤtzen. Denn es iſt nach damaliger Familien- ſitte vorauszuſetzen, daß Lorenz, deſſen weitere Lebensſchickſale und Wirkſamkeit unbekannt, daſſelbe Kunſtgewerbe betrieben, welches ſeiner Familie in den drey folgenden Generationen Ehre und Beguͤnſtigung erworben. In erwaͤhnten Bruchſtuͤk- ken zeigen die noch vorhandenen Pilaſtercapitaͤle, wie ſelbſt das in die Marmorleiſten eingelegte Glasmuſiv, loͤbliche Schaͤrfe und Nettigkeit der Arbeit; ein Verdienſt, welches dieſe Kuͤnſtlerfamilie nirgend verlaͤugnet. Waͤre es nun gar auszu- machen, daß auch jene frey nach antiken Muſtern copirte Ein- faſſung der Kirchenthuͤre ebenfalls Meiſter Jacobs Arbeit ſey, ſo wuͤrde dem wackeren Meiſter daraus eine gedoppelte Ehre entſtehen. Doch eben weil dieſe, theils dem Alterthume be- fangener nachgebildet, theils aber auch ungleich magerer im Marmor ausgemeißelt iſt, als ſonſt in Jacobs und ſeines Sohnes Arbeiten bemerklich, bin ich geneigt, dieſe Thuͤre, zu- gleich mit einer anderen verwandten, der Kloſterkirche zu Grotta ferrata bey Rom, fuͤr Denkmale jener Richtung zu halten, welche vom Hofe Heinrichs II. auch uͤber Italien ausgegangen ſeyn moͤchte. Dieſer Herr beguͤnſtigte, wie be- reits erinnert worden, die Benedictinerabteyen bey Florenz und zu Montecaſſino. Es waͤre demnach nicht auffallend, wenn er auch andere der Stadt und Gegend von Rom verherrlicht haͤtte; wie andererſeits noch ein dritter Fall denkbar iſt, nem- lich die Fortpflanzung ſeiner Anregungen von einem Kloſter des Ordens zum anderen. Noch einen anderen Kuͤnſtlernamen entdeckte ich an dem

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen01_1827/289>, abgerufen am 21.11.2024.