Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 1. Berlin u. a., 1827.kommen, gleichsam vorbedeutet worden, so wird doch von den Offenbar liegt dieses Unterscheidende nicht in jenem An- *) S. bey Herder (zerstreute Blätter, Gotha 1792. S. 240.) die Entwickelung der Hindernisse einer völligen Ausbildung der indischen Kunst, wo der Umstand, daß ihre Götter aus sym- bolischen Begriffen entsprungen waren, nur als ein Hin- derniß schöner Erscheinung, nicht als ein die Darstellung Ausschlie- ßendes aufgefaßt wird. Auch in Heinr. Meyers Gesch. der bild. Künste bey den Griechen, welche durch den gebildeten Kunstsinn und die Beobachtungsgabe dieses Kunstgelehrten so bemerkenswerth ist, wird in der Vorrede die Beschäftigung mit allen vor- und außergriechischen Kunstbestrebungen nur darum abgelehnt, weil es darin an Schönheit, Anmuth und reinem Geschmacke fehle, in welcher Beziehung eben dort sogar den Incunabeln grie- chischer Kunst vor ägypt. und anderen der Vorzug gegeben wird, welches letzte partheylich ist, oder doch mir zu seyn scheint; wenn anders die Bemerkung: daß der hohe edle Geist, welcher selbst aus den uralten und rohen Arbeiten der Griechen unser Gemüth an- spricht und erhebt, in jenen nicht wohne, nicht etwa die minder deutliche Wahrnehmung einer entschiedeneren Richtung der ältesten Griechen auf eigentliche Darstellung in sich einschließen sollte. **) Eine besonders lichte Darstellung des Verhältnisses der
Allegorie zur griechischen Malerey findet sich bey Tölken, a. a. O. kommen, gleichſam vorbedeutet worden, ſo wird doch von den Offenbar liegt dieſes Unterſcheidende nicht in jenem An- *) S. bey Herder (zerſtreute Blaͤtter, Gotha 1792. S. 240.) die Entwickelung der Hinderniſſe einer voͤlligen Ausbildung der indiſchen Kunſt, wo der Umſtand, daß ihre Goͤtter aus ſym- boliſchen Begriffen entſprungen waren, nur als ein Hin- derniß ſchoͤner Erſcheinung, nicht als ein die Darſtellung Ausſchlie- ßendes aufgefaßt wird. Auch in Heinr. Meyers Geſch. der bild. Kuͤnſte bey den Griechen, welche durch den gebildeten Kunſtſinn und die Beobachtungsgabe dieſes Kunſtgelehrten ſo bemerkenswerth iſt, wird in der Vorrede die Beſchaͤftigung mit allen vor- und außergriechiſchen Kunſtbeſtrebungen nur darum abgelehnt, weil es darin an Schoͤnheit, Anmuth und reinem Geſchmacke fehle, in welcher Beziehung eben dort ſogar den Incunabeln grie- chiſcher Kunſt vor aͤgypt. und anderen der Vorzug gegeben wird, welches letzte partheylich iſt, oder doch mir zu ſeyn ſcheint; wenn anders die Bemerkung: daß der hohe edle Geiſt, welcher ſelbſt aus den uralten und rohen Arbeiten der Griechen unſer Gemuͤth an- ſpricht und erhebt, in jenen nicht wohne, nicht etwa die minder deutliche Wahrnehmung einer entſchiedeneren Richtung der aͤlteſten Griechen auf eigentliche Darſtellung in ſich einſchließen ſollte. **) Eine beſonders lichte Darſtellung des Verhaͤltniſſes der
Allegorie zur griechiſchen Malerey findet ſich bey Toͤlken, a. a. O. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="25"/> kommen, gleichſam vorbedeutet worden, ſo wird doch von den<lb/> meiſten Gelehrten angenommen, daß die Griechen die wahre<lb/> Kunſt zuerſt aufgefunden, und mit der groͤßten Friſche des<lb/> Geiſtes die neue Erfindung ſogleich einer bis jetzt unerreichten<lb/> Vollkommenheit entgegen gefuͤhrt. Doch, wenn ich nicht irre,<lb/> fehlt es ihnen durchhin an einer <hi rendition="#g">deutlichen</hi> Einſicht in Sol-<lb/> ches, was dieſe von ihnen als die einzig wahre anerkannte<lb/> Kunſt der Griechen eben zur Kunſt macht und von der Bild-<lb/> ſchrift unterſcheidet <note place="foot" n="*)">S. bey <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118549553">Herder</persName></hi> (zerſtreute Blaͤtter, <placeName>Gotha</placeName> 1792. S. 240.)<lb/> die Entwickelung der Hinderniſſe einer voͤlligen Ausbildung der<lb/> indiſchen Kunſt, wo der Umſtand, <hi rendition="#g">daß ihre Goͤtter aus ſym-<lb/> boliſchen Begriffen entſprungen waren,</hi> nur als ein Hin-<lb/> derniß ſchoͤner Erſcheinung, nicht als ein die Darſtellung <choice><sic>ausſchlie-<lb/> ßender</sic><corr>Ausſchlie-<lb/> ßendes</corr></choice> aufgefaßt wird. Auch in <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118733389">Heinr. Meyers</persName></hi> Geſch. der bild.<lb/> Kuͤnſte bey den Griechen, welche durch den gebildeten Kunſtſinn<lb/> und die Beobachtungsgabe dieſes Kunſtgelehrten ſo bemerkenswerth<lb/> iſt, wird in der Vorrede die Beſchaͤftigung mit allen vor- und<lb/> außergriechiſchen Kunſtbeſtrebungen nur darum abgelehnt, weil es<lb/> darin <hi rendition="#g">an Schoͤnheit, Anmuth und reinem Geſchmacke</hi><lb/> fehle, in welcher Beziehung eben dort ſogar den Incunabeln grie-<lb/> chiſcher Kunſt vor aͤgypt. und anderen der Vorzug gegeben wird,<lb/> welches letzte partheylich iſt, oder doch mir zu ſeyn ſcheint; wenn<lb/> anders die Bemerkung: daß der hohe edle Geiſt, welcher ſelbſt aus<lb/> den uralten und rohen Arbeiten der Griechen unſer Gemuͤth an-<lb/> ſpricht und erhebt, in jenen nicht wohne, nicht etwa die minder<lb/> deutliche Wahrnehmung einer entſchiedeneren Richtung der aͤlteſten<lb/> Griechen auf eigentliche Darſtellung in ſich einſchließen ſollte.</note>.</p><lb/> <p>Offenbar liegt dieſes Unterſcheidende nicht in jenem An-<lb/> theil willkuͤhrlicher Begriffsbezeichnung, welcher, wie zart er<lb/> immer dem eigentlich Kuͤnſtleriſchen angelegt ſey <note place="foot" n="**)">Eine beſonders lichte Darſtellung des Verhaͤltniſſes der<lb/> Allegorie zur griechiſchen Malerey findet ſich bey <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117404993">Toͤlken</persName></hi>, a. a. O.</note>, doch in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0043]
kommen, gleichſam vorbedeutet worden, ſo wird doch von den
meiſten Gelehrten angenommen, daß die Griechen die wahre
Kunſt zuerſt aufgefunden, und mit der groͤßten Friſche des
Geiſtes die neue Erfindung ſogleich einer bis jetzt unerreichten
Vollkommenheit entgegen gefuͤhrt. Doch, wenn ich nicht irre,
fehlt es ihnen durchhin an einer deutlichen Einſicht in Sol-
ches, was dieſe von ihnen als die einzig wahre anerkannte
Kunſt der Griechen eben zur Kunſt macht und von der Bild-
ſchrift unterſcheidet *).
Offenbar liegt dieſes Unterſcheidende nicht in jenem An-
theil willkuͤhrlicher Begriffsbezeichnung, welcher, wie zart er
immer dem eigentlich Kuͤnſtleriſchen angelegt ſey **), doch in
*) S. bey Herder (zerſtreute Blaͤtter, Gotha 1792. S. 240.)
die Entwickelung der Hinderniſſe einer voͤlligen Ausbildung der
indiſchen Kunſt, wo der Umſtand, daß ihre Goͤtter aus ſym-
boliſchen Begriffen entſprungen waren, nur als ein Hin-
derniß ſchoͤner Erſcheinung, nicht als ein die Darſtellung Ausſchlie-
ßendes aufgefaßt wird. Auch in Heinr. Meyers Geſch. der bild.
Kuͤnſte bey den Griechen, welche durch den gebildeten Kunſtſinn
und die Beobachtungsgabe dieſes Kunſtgelehrten ſo bemerkenswerth
iſt, wird in der Vorrede die Beſchaͤftigung mit allen vor- und
außergriechiſchen Kunſtbeſtrebungen nur darum abgelehnt, weil es
darin an Schoͤnheit, Anmuth und reinem Geſchmacke
fehle, in welcher Beziehung eben dort ſogar den Incunabeln grie-
chiſcher Kunſt vor aͤgypt. und anderen der Vorzug gegeben wird,
welches letzte partheylich iſt, oder doch mir zu ſeyn ſcheint; wenn
anders die Bemerkung: daß der hohe edle Geiſt, welcher ſelbſt aus
den uralten und rohen Arbeiten der Griechen unſer Gemuͤth an-
ſpricht und erhebt, in jenen nicht wohne, nicht etwa die minder
deutliche Wahrnehmung einer entſchiedeneren Richtung der aͤlteſten
Griechen auf eigentliche Darſtellung in ſich einſchließen ſollte.
**) Eine beſonders lichte Darſtellung des Verhaͤltniſſes der
Allegorie zur griechiſchen Malerey findet ſich bey Toͤlken, a. a. O.
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