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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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und allgemeineren Ursachen, sondern einzig deßhalb zum Unbe-
deutenden herabgesunken war, weil sie aus Befangenheit in
herkömmlichen Kunstmanieren aufgehört hatte, weiter zu streben.

Lorenzo di Bartoluccio Ghiberti war mehr zum Maler,
als zum Bildner geboren, wie sowohl aus der Anordnung
und Ausgestaltung seiner halberhobenen Arbeiten, als beson-
ders aus seinen eigenen Bekenntnissen erhellt *). Demunge-
achtet haben wir uns Glück zu wünschen, daß er sich für die
Bildnerey entschieden, da er, nach schon angedeuteten Umstän-
den, in diesem entgegengesetzten und widerstrebenden Stoffe
seinen malerischen Geist bequemer und deutlicher ausdrücken
können, als in der seinerzeit vorwaltenden Manier der Ma-
lerey, über welche er, in Ansehung seiner Befangenheit, schwer-
lich gar weit würde hinausgegangen seyn.

Wir müssen demnach diesen trefflichen Künstler auch in
seinen Bildwerken als einen malerischen Geist auffassen und
den Werth seiner Leistungen nicht allzustrenge nach den An-
forderungen des Stoffes beurtheilen, in welchem er sich aus-

*) Lor. Ghib. trattato cit. fo. 10. -- Nella mia giovenile eta
nelli anni 1400. mi partj da Firenze, si per la coruzion dell' aria,
et pel male stato della nostra patria, con un egregio pittore, el
quale l'aveva richiesto il Signore Malatesta da Pesaro, el quale ci
fece fare una camera, la quale da noi fu picta con grandissima di-
ligenzia. L'animo mio alla pittura era in grande parte
volto
; erane cagione l'opere le quali el Signore ci promettea; an-
cora la compagnia con chi io ero, sempre mostrandomi l'onore e
l'utile, che ci acquisteremo. Nondimeno in questo istante da miei
amici mi fu scritto, come i governatori del tempio di S. Giovanni
batt. mandano pe' maestri, che sian docti etc.
(Die Geschichte der
Coneurrenz um die Arbeit des zweyten ehernen Thores der gen.
Kirche, welche den Ghib. bestimmt, sich wiederum der Bildnerey
zuzuwenden).

und allgemeineren Urſachen, ſondern einzig deßhalb zum Unbe-
deutenden herabgeſunken war, weil ſie aus Befangenheit in
herkoͤmmlichen Kunſtmanieren aufgehoͤrt hatte, weiter zu ſtreben.

Lorenzo di Bartoluccio Ghiberti war mehr zum Maler,
als zum Bildner geboren, wie ſowohl aus der Anordnung
und Ausgeſtaltung ſeiner halberhobenen Arbeiten, als beſon-
ders aus ſeinen eigenen Bekenntniſſen erhellt *). Demunge-
achtet haben wir uns Gluͤck zu wuͤnſchen, daß er ſich fuͤr die
Bildnerey entſchieden, da er, nach ſchon angedeuteten Umſtaͤn-
den, in dieſem entgegengeſetzten und widerſtrebenden Stoffe
ſeinen maleriſchen Geiſt bequemer und deutlicher ausdruͤcken
koͤnnen, als in der ſeinerzeit vorwaltenden Manier der Ma-
lerey, uͤber welche er, in Anſehung ſeiner Befangenheit, ſchwer-
lich gar weit wuͤrde hinausgegangen ſeyn.

Wir muͤſſen demnach dieſen trefflichen Kuͤnſtler auch in
ſeinen Bildwerken als einen maleriſchen Geiſt auffaſſen und
den Werth ſeiner Leiſtungen nicht allzuſtrenge nach den An-
forderungen des Stoffes beurtheilen, in welchem er ſich aus-

*) Lor. Ghib. trattato cit. fo. 10. — Nella mia giovenile età
nelli anni 1400. mi partj da Firenze, sì per la coruzion dell’ aria,
et pel male stato della nostra patria, con un egregio pittore, el
quale l’aveva richiesto il Signore Malatesta da Pesaro, el quale ci
fece fare una camera, la quale da noi fu picta con grandissima di-
ligenzia. L’animo mio alla pittura era in grande parte
volto
; erane cagione l’opere le quali el Signore ci promettea; an-
cora la compagnia con chì io ero, sempre mostrandomi l’onore e
l’utile, che ci acquisteremo. Nondimeno in questo istante da miei
amici mi fu scritto, come i governatori del tempio di S. Giovanni
batt. mandano pe’ maestri, che sian docti etc.
(Die Geſchichte der
Coneurrenz um die Arbeit des zweyten ehernen Thores der gen.
Kirche, welche den Ghib. beſtimmt, ſich wiederum der Bildnerey
zuzuwenden).
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[232/0250] und allgemeineren Urſachen, ſondern einzig deßhalb zum Unbe- deutenden herabgeſunken war, weil ſie aus Befangenheit in herkoͤmmlichen Kunſtmanieren aufgehoͤrt hatte, weiter zu ſtreben. Lorenzo di Bartoluccio Ghiberti war mehr zum Maler, als zum Bildner geboren, wie ſowohl aus der Anordnung und Ausgeſtaltung ſeiner halberhobenen Arbeiten, als beſon- ders aus ſeinen eigenen Bekenntniſſen erhellt *). Demunge- achtet haben wir uns Gluͤck zu wuͤnſchen, daß er ſich fuͤr die Bildnerey entſchieden, da er, nach ſchon angedeuteten Umſtaͤn- den, in dieſem entgegengeſetzten und widerſtrebenden Stoffe ſeinen maleriſchen Geiſt bequemer und deutlicher ausdruͤcken koͤnnen, als in der ſeinerzeit vorwaltenden Manier der Ma- lerey, uͤber welche er, in Anſehung ſeiner Befangenheit, ſchwer- lich gar weit wuͤrde hinausgegangen ſeyn. Wir muͤſſen demnach dieſen trefflichen Kuͤnſtler auch in ſeinen Bildwerken als einen maleriſchen Geiſt auffaſſen und den Werth ſeiner Leiſtungen nicht allzuſtrenge nach den An- forderungen des Stoffes beurtheilen, in welchem er ſich aus- *) Lor. Ghib. trattato cit. fo. 10. — Nella mia giovenile età nelli anni 1400. mi partj da Firenze, sì per la coruzion dell’ aria, et pel male stato della nostra patria, con un egregio pittore, el quale l’aveva richiesto il Signore Malatesta da Pesaro, el quale ci fece fare una camera, la quale da noi fu picta con grandissima di- ligenzia. L’animo mio alla pittura era in grande parte volto; erane cagione l’opere le quali el Signore ci promettea; an- cora la compagnia con chì io ero, sempre mostrandomi l’onore e l’utile, che ci acquisteremo. Nondimeno in questo istante da miei amici mi fu scritto, come i governatori del tempio di S. Giovanni batt. mandano pe’ maestri, che sian docti etc. (Die Geſchichte der Coneurrenz um die Arbeit des zweyten ehernen Thores der gen. Kirche, welche den Ghib. beſtimmt, ſich wiederum der Bildnerey zuzuwenden).

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/250>, abgerufen am 22.11.2024.