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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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versuchen, der Bildnerey wieder abtrünnig, um zur Baukunst
überzugehn. In dieser erwarb sowohl Filippo di Ser Bru-
nellesco
, als Michelozzo di Bartolomeo *) unvergeßlichen
Ruhm, während ihre Bildnerarbeiten weder zahlreich, noch
ausgezeichnet sind. **) Gegen die Mitte des Jahrhundertes
war Lucca della Robbia im Alleinbesitz des Talentes, wie der
Gunst, welche wenigstens in den Gemeinwesen nur selten ganz
unverdient ist.

Luca di Simone di Marco della Robbia eröffnete seine
Laufbahn nach dem Vasari, schon in den ersten Jahren des
funfzehnten Jahrhundertes und würde, wenn diese Angabe
richtig wäre, dem Beyspiel des Ghiberti und Donato nur we-
nig zu verdanken haben. Doch beruhet jene Angabe des Va-
sari
(welcher unseren Künstler schon im Jahre 1405. sein

*) Vasari nennt ihn Michelozzo Michelozzi; indeß heißt er in
einem Buche des Arch. dell' op. del Duomo di Fir., alloghagioni
dell' op
. 1438 = 1475. fo.
51. und an a. St. überall: Michelo-
zius Bartolomei
.
S. Belege, III. und IV.
**) Eines der Hauptwerke des Michelozzo, die silberne Statue
des Täufers an dem Prachtaltare der Joh. Kirche zu Florenz (in der
inneren Saeristey, op. del Duomo) verletzt den Sinn durch nutzlose
Uebertreibungen in der Andeutung des Untergeordneten, ohne gerade
durch Ausbildung des Charakters zu erfreuen, was der Künstler viel-
leicht bezweckte. -- Von Brunelleschi sah ich sein Concurrenzstück zum
zweyten Thore der Johanniskirche, mit welchem er bekanntlich
durchgefallen ist. Es war langezeit am Altare der alten Sacristey der
Kirche s. Lorenzo aufgestellt, und ist, glaube ich, neuerlich in die
Gallerie der uffizj versetzt worden. Man giebt in sta Croce ein höl-
zernes Crucifix für seine Arbeit. In der älteren Lebensbeschreibung
des Künstlers (S. Moreni, can. Dom. vita di Fil. di Ser Brunel-
lesco
, Fir. 1812. 8. p.
289.) ist von einem anderen, und bemalten
die Rede. -- Sein bildnerisches Absehn wird jedoch aus diesen
kargen Proben nicht so ganz deutlich.
II. 16

verſuchen, der Bildnerey wieder abtruͤnnig, um zur Baukunſt
uͤberzugehn. In dieſer erwarb ſowohl Filippo di Ser Bru-
nellesco
, als Michelozzo di Bartolomeo *) unvergeßlichen
Ruhm, waͤhrend ihre Bildnerarbeiten weder zahlreich, noch
ausgezeichnet ſind. **) Gegen die Mitte des Jahrhundertes
war Lucca della Robbia im Alleinbeſitz des Talentes, wie der
Gunſt, welche wenigſtens in den Gemeinweſen nur ſelten ganz
unverdient iſt.

Luca di Simone di Marco della Robbia eroͤffnete ſeine
Laufbahn nach dem Vaſari, ſchon in den erſten Jahren des
funfzehnten Jahrhundertes und wuͤrde, wenn dieſe Angabe
richtig waͤre, dem Beyſpiel des Ghiberti und Donato nur we-
nig zu verdanken haben. Doch beruhet jene Angabe des Va-
ſari
(welcher unſeren Kuͤnſtler ſchon im Jahre 1405. ſein

*) Vaſari nennt ihn Michelozzo Michelozzi; indeß heißt er in
einem Buche des Arch. dell’ op. del Duomo di Fir., alloghagioni
dell’ op
. 1438 = 1475. fo.
51. und an a. St. uͤberall: Michelo-
zius Bartolomei
.
S. Belege, III. und IV.
**) Eines der Hauptwerke des Michelozzo, die ſilberne Statue
des Taͤufers an dem Prachtaltare der Joh. Kirche zu Florenz (in der
inneren Saeriſtey, op. del Duomo) verletzt den Sinn durch nutzloſe
Uebertreibungen in der Andeutung des Untergeordneten, ohne gerade
durch Ausbildung des Charakters zu erfreuen, was der Kuͤnſtler viel-
leicht bezweckte. — Von Brunelleschi ſah ich ſein Concurrenzſtuͤck zum
zweyten Thore der Johanniskirche, mit welchem er bekanntlich
durchgefallen iſt. Es war langezeit am Altare der alten Sacriſtey der
Kirche ſ. Lorenzo aufgeſtellt, und iſt, glaube ich, neuerlich in die
Gallerie der uffizj verſetzt worden. Man giebt in ſta Croce ein hoͤl-
zernes Crucifix fuͤr ſeine Arbeit. In der aͤlteren Lebensbeſchreibung
des Kuͤnſtlers (S. Moreni, can. Dom. vita di Fil. di Ser Brunel-
lesco
, Fir. 1812. 8. p.
289.) iſt von einem anderen, und bemalten
die Rede. — Sein bildneriſches Abſehn wird jedoch aus dieſen
kargen Proben nicht ſo ganz deutlich.
II. 16
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[241/0259] verſuchen, der Bildnerey wieder abtruͤnnig, um zur Baukunſt uͤberzugehn. In dieſer erwarb ſowohl Filippo di Ser Bru- nellesco, als Michelozzo di Bartolomeo *) unvergeßlichen Ruhm, waͤhrend ihre Bildnerarbeiten weder zahlreich, noch ausgezeichnet ſind. **) Gegen die Mitte des Jahrhundertes war Lucca della Robbia im Alleinbeſitz des Talentes, wie der Gunſt, welche wenigſtens in den Gemeinweſen nur ſelten ganz unverdient iſt. Luca di Simone di Marco della Robbia eroͤffnete ſeine Laufbahn nach dem Vaſari, ſchon in den erſten Jahren des funfzehnten Jahrhundertes und wuͤrde, wenn dieſe Angabe richtig waͤre, dem Beyſpiel des Ghiberti und Donato nur we- nig zu verdanken haben. Doch beruhet jene Angabe des Va- ſari (welcher unſeren Kuͤnſtler ſchon im Jahre 1405. ſein *) Vaſari nennt ihn Michelozzo Michelozzi; indeß heißt er in einem Buche des Arch. dell’ op. del Duomo di Fir., alloghagioni dell’ op. 1438 = 1475. fo. 51. und an a. St. uͤberall: Michelo- zius Bartolomei. S. Belege, III. und IV. **) Eines der Hauptwerke des Michelozzo, die ſilberne Statue des Taͤufers an dem Prachtaltare der Joh. Kirche zu Florenz (in der inneren Saeriſtey, op. del Duomo) verletzt den Sinn durch nutzloſe Uebertreibungen in der Andeutung des Untergeordneten, ohne gerade durch Ausbildung des Charakters zu erfreuen, was der Kuͤnſtler viel- leicht bezweckte. — Von Brunelleschi ſah ich ſein Concurrenzſtuͤck zum zweyten Thore der Johanniskirche, mit welchem er bekanntlich durchgefallen iſt. Es war langezeit am Altare der alten Sacriſtey der Kirche ſ. Lorenzo aufgeſtellt, und iſt, glaube ich, neuerlich in die Gallerie der uffizj verſetzt worden. Man giebt in ſta Croce ein hoͤl- zernes Crucifix fuͤr ſeine Arbeit. In der aͤlteren Lebensbeſchreibung des Kuͤnſtlers (S. Moreni, can. Dom. vita di Fil. di Ser Brunel- lesco, Fir. 1812. 8. p. 289.) iſt von einem anderen, und bemalten die Rede. — Sein bildneriſches Abſehn wird jedoch aus dieſen kargen Proben nicht ſo ganz deutlich. II. 16

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/259>, abgerufen am 27.07.2024.