Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.dessen Namen ich bisher in keiner Urkunde begegnet bin, weß- Sollte man denken, daß die Lebensumstände, das Zeital- angehört und auf keine Weise der Kunstgeschichte. Als lustiger
Charakter mochte er eine gewisse populäre Celebrität und jene ste- henden Beynamen, Buffalmacco und Buonamico, erhalten haben, welche Boccaz und Sacchetti ihm beylegen. Als Maler indeß würden wir ihn in alten Verträgen und Zahlungen aufzusu- chen haben, doch nur unter seinem wahren Tauf- und Vatersna- namen, welcher zweifelhaft ist. -- Doch beruhet, was Vasari von diesem Künstler meldet, auf einer Verschmelzung der Nachrichten des Ghiberti von einem Maler Buonamico mit jenen Novel- len des Boccaz und Sacchetti. Hiezu mochte ihn bestimmt ha- ben, daß Ghiberti nach vielen Lobsprüchen auf das Talent des Buonamico, von seinem persönlichen Charakter erwähnt: fu huomo molto godente, -- was allerdings mit Hinblick auf jene Novellen gesagt seyn mag. -- Der Beyname Buffalmacco gehört dem Boccaz an; Buonamico dem Sacchetti und Ghiberti; Vasari ist der erste, der beide in seiner angeblichen Lebensbeschrei- bung des Buonamico Buffalmacco verschmolzen hat. -- Es wird hier wohl unmöglich seyn, das Erdichtete vom Geschichtlichen zu sondern. Um so mehr, da Manni, veglie piac. To. III. Ed. Ven. 1762. p. 3. behauptet, daß man den Maler Buonamico di Cristofano, den er, vielleicht nur den Novellisten zur Liebe, eben- falls Buffalmacco nennt, erst im Jahre 1351. in die Malerzunft aufgenommen habe. Dieser konnte nicht wohl derselbe seyn, wel- cher zu Ende des dreyzehnten Jahrhundertes den Calandrino ge- neckt und nach Vasari, schon 1304. ein allegorisches Fest angegeben hatte. Also werden hier verschiedene Maler, Thatsachen und Erdichtun- gen durcheinanderwogen. Vgl. Lett. pitt. To. IV. Lett. CXXXI. p. 128. s. deſſen Namen ich bisher in keiner Urkunde begegnet bin, weß- Sollte man denken, daß die Lebensumſtaͤnde, das Zeital- angehoͤrt und auf keine Weiſe der Kunſtgeſchichte. Als luſtiger
Charakter mochte er eine gewiſſe populaͤre Celebritaͤt und jene ſte- henden Beynamen, Buffalmacco und Buonamico, erhalten haben, welche Boccaz und Sacchetti ihm beylegen. Als Maler indeß wuͤrden wir ihn in alten Vertraͤgen und Zahlungen aufzuſu- chen haben, doch nur unter ſeinem wahren Tauf- und Vatersna- namen, welcher zweifelhaft iſt. — Doch beruhet, was Vaſari von dieſem Kuͤnſtler meldet, auf einer Verſchmelzung der Nachrichten des Ghiberti von einem Maler Buonamico mit jenen Novel- len des Boccaz und Sacchetti. Hiezu mochte ihn beſtimmt ha- ben, daß Ghiberti nach vielen Lobſpruͤchen auf das Talent des Buonamico, von ſeinem perſoͤnlichen Charakter erwaͤhnt: fu huomo molto godente, — was allerdings mit Hinblick auf jene Novellen geſagt ſeyn mag. — Der Beyname Buffalmacco gehoͤrt dem Boccaz an; Buonamico dem Sacchetti und Ghiberti; Vaſari iſt der erſte, der beide in ſeiner angeblichen Lebensbeſchrei- bung des Buonamico Buffalmacco verſchmolzen hat. — Es wird hier wohl unmoͤglich ſeyn, das Erdichtete vom Geſchichtlichen zu ſondern. Um ſo mehr, da Manni, veglie piac. To. III. Ed. Ven. 1762. p. 3. behauptet, daß man den Maler Buonamico di Criſtofano, den er, vielleicht nur den Novelliſten zur Liebe, eben- falls Buffalmacco nennt, erſt im Jahre 1351. in die Malerzunft aufgenommen habe. Dieſer konnte nicht wohl derſelbe ſeyn, wel- cher zu Ende des dreyzehnten Jahrhundertes den Calandrino ge- neckt und nach Vaſari, ſchon 1304. ein allegoriſches Feſt angegeben hatte. Alſo werden hier verſchiedene Maler, Thatſachen und Erdichtun- gen durcheinanderwogen. Vgl. Lett. pitt. To. IV. Lett. CXXXI. p. 128. s. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="15"/> deſſen Namen ich bisher in keiner Urkunde begegnet bin, weß-<lb/> halb ich mich hier darauf einſchraͤnken werde, das Verhaͤltniß<lb/> der florentiniſchen Schule zur ſieneſiſchen wieder einzurichten,<lb/> welches ſowohl durch <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118626213">Vaſari</persName>, als durch ſeine Gegner nicht<lb/> wenig verrenkt worden iſt.</p><lb/> <p>Sollte man denken, daß die Lebensumſtaͤnde, das Zeital-<lb/> ter, die angeblichen Werke des beruͤhmten Stifters der tosca-<lb/> niſchen, wenigſtens der florentiniſchen Malerey bis dahin nir-<lb/><note xml:id="fn4f" prev="#fn4i" place="foot" n="**)">angehoͤrt und auf keine Weiſe der Kunſtgeſchichte. 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der florentiniſchen Schule zur ſieneſiſchen wieder einzurichten,
welches ſowohl durch Vaſari, als durch ſeine Gegner nicht
wenig verrenkt worden iſt.
Sollte man denken, daß die Lebensumſtaͤnde, das Zeital-
ter, die angeblichen Werke des beruͤhmten Stifters der tosca-
niſchen, wenigſtens der florentiniſchen Malerey bis dahin nir-
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**) angehoͤrt und auf keine Weiſe der Kunſtgeſchichte. Als luſtiger
Charakter mochte er eine gewiſſe populaͤre Celebritaͤt und jene ſte-
henden Beynamen, Buffalmacco und Buonamico, erhalten
haben, welche Boccaz und Sacchetti ihm beylegen. Als Maler
indeß wuͤrden wir ihn in alten Vertraͤgen und Zahlungen aufzuſu-
chen haben, doch nur unter ſeinem wahren Tauf- und Vatersna-
namen, welcher zweifelhaft iſt. — Doch beruhet, was Vaſari von
dieſem Kuͤnſtler meldet, auf einer Verſchmelzung der Nachrichten
des Ghiberti von einem Maler Buonamico mit jenen Novel-
len des Boccaz und Sacchetti. Hiezu mochte ihn beſtimmt ha-
ben, daß Ghiberti nach vielen Lobſpruͤchen auf das Talent des
Buonamico, von ſeinem perſoͤnlichen Charakter erwaͤhnt: fu
huomo molto godente, — was allerdings mit Hinblick auf jene
Novellen geſagt ſeyn mag. — Der Beyname Buffalmacco gehoͤrt
dem Boccaz an; Buonamico dem Sacchetti und Ghiberti;
Vaſari iſt der erſte, der beide in ſeiner angeblichen Lebensbeſchrei-
bung des Buonamico Buffalmacco verſchmolzen hat. — Es
wird hier wohl unmoͤglich ſeyn, das Erdichtete vom Geſchichtlichen
zu ſondern. Um ſo mehr, da Manni, veglie piac. To. III. Ed.
Ven. 1762. p. 3. behauptet, daß man den Maler Buonamico di
Criſtofano, den er, vielleicht nur den Novelliſten zur Liebe, eben-
falls Buffalmacco nennt, erſt im Jahre 1351. in die Malerzunft
aufgenommen habe. Dieſer konnte nicht wohl derſelbe ſeyn, wel-
cher zu Ende des dreyzehnten Jahrhundertes den Calandrino ge-
neckt und nach Vaſari, ſchon 1304. ein allegoriſches Feſt angegeben
hatte. Alſo werden hier verſchiedene Maler, Thatſachen und Erdichtun-
gen durcheinanderwogen. Vgl. Lett. pitt. To. IV. Lett. CXXXI. p. 128. s.
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