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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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gegenwärtig hie und da in ein neueres Altargerüste eingelas-
sen, doch unter dem Werthe der übrigen Arbeiten unseres
Malers, der schon erwähnten, wie besonders der Tafel des
Seitenaltares der Augustinerkirche s. Niccolo zu Fuligno, welche
von Antwerpen, wohin die Franzosen sie versetzt hatten, unter
dem vorigen Pabste in ihre Heimath zurückgelangt ist. Indeß
haben die Franzosen den Gradino und das Feld, auf dem die
Aufschrift stehet *), dieses wahrscheinlich zu besserer Beglaubi-
gung ihres Antheils, zurückbehalten. In dem hier vorhande-
nen ist die Farbe tief, das Gefühl energisch.

Der Heilige Nicolas blickt aus seinem, nach der Weise
dieses Malers, eigenen Gehäuse mit dem lebhaftesten Gefallen
auf das Christuskind herab, auf welches s. Joseph ihn auf-
merksam zu machen scheint. Dieser Zug erinnert lebhaft an
die Sieneser Duccio und Thaddeo, wie immer die Ausbildung
der Charaktere, die Rundung der einzelnen Figuren und An-
deres über diese Künstler hinausgehn möge.

Lanzi behauptet, daß die Gemälde des Alunno bis über
das Jahr 1500 hinausreichen. Vielleicht gehört die schöne
Tafel in der Seiten-Kappelle zur Rechten des Chores derselben
Kirche zu diesen spätesten Werken seiner Hand; gewiß ist darin
jene alterthümliche Eintheilung in viele Felder schon aufgegeben
und überhaupt das Bestreben sichtbar, den technischen Fort-
schritten der Zeitgenossen sich anzupassen, so weit es seine
Kräfte gestatteten. In einer Glorie wird die Madonna ge-
krönt; s. Anton Abbas legt im Heraufblicken die Hand vor
die Augen, als wenn ihn der himmlische Glanz verblende.
Im Gradino drey Runde, darin das Ecce homo, die Ma-
donna und Johannes.


*) Mariotti, 1. c. giebt die Aufschrift mit dem Jahre 1492.

gegenwaͤrtig hie und da in ein neueres Altargeruͤſte eingelaſ-
ſen, doch unter dem Werthe der uͤbrigen Arbeiten unſeres
Malers, der ſchon erwaͤhnten, wie beſonders der Tafel des
Seitenaltares der Auguſtinerkirche ſ. Niccolò zu Fuligno, welche
von Antwerpen, wohin die Franzoſen ſie verſetzt hatten, unter
dem vorigen Pabſte in ihre Heimath zuruͤckgelangt iſt. Indeß
haben die Franzoſen den Gradino und das Feld, auf dem die
Aufſchrift ſtehet *), dieſes wahrſcheinlich zu beſſerer Beglaubi-
gung ihres Antheils, zuruͤckbehalten. In dem hier vorhande-
nen iſt die Farbe tief, das Gefuͤhl energiſch.

Der Heilige Nicolas blickt aus ſeinem, nach der Weiſe
dieſes Malers, eigenen Gehaͤuſe mit dem lebhafteſten Gefallen
auf das Chriſtuskind herab, auf welches ſ. Joſeph ihn auf-
merkſam zu machen ſcheint. Dieſer Zug erinnert lebhaft an
die Sieneſer Duccio und Thaddeo, wie immer die Ausbildung
der Charaktere, die Rundung der einzelnen Figuren und An-
deres uͤber dieſe Kuͤnſtler hinausgehn moͤge.

Lanzi behauptet, daß die Gemaͤlde des Alunno bis uͤber
das Jahr 1500 hinausreichen. Vielleicht gehoͤrt die ſchoͤne
Tafel in der Seiten-Kappelle zur Rechten des Chores derſelben
Kirche zu dieſen ſpaͤteſten Werken ſeiner Hand; gewiß iſt darin
jene alterthuͤmliche Eintheilung in viele Felder ſchon aufgegeben
und uͤberhaupt das Beſtreben ſichtbar, den techniſchen Fort-
ſchritten der Zeitgenoſſen ſich anzupaſſen, ſo weit es ſeine
Kraͤfte geſtatteten. In einer Glorie wird die Madonna ge-
kroͤnt; ſ. Anton Abbas legt im Heraufblicken die Hand vor
die Augen, als wenn ihn der himmliſche Glanz verblende.
Im Gradino drey Runde, darin das Ecce homo, die Ma-
donna und Johannes.


*) Mariotti, 1. c. giebt die Aufſchrift mit dem Jahre 1492.
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[319/0337] gegenwaͤrtig hie und da in ein neueres Altargeruͤſte eingelaſ- ſen, doch unter dem Werthe der uͤbrigen Arbeiten unſeres Malers, der ſchon erwaͤhnten, wie beſonders der Tafel des Seitenaltares der Auguſtinerkirche ſ. Niccolò zu Fuligno, welche von Antwerpen, wohin die Franzoſen ſie verſetzt hatten, unter dem vorigen Pabſte in ihre Heimath zuruͤckgelangt iſt. Indeß haben die Franzoſen den Gradino und das Feld, auf dem die Aufſchrift ſtehet *), dieſes wahrſcheinlich zu beſſerer Beglaubi- gung ihres Antheils, zuruͤckbehalten. In dem hier vorhande- nen iſt die Farbe tief, das Gefuͤhl energiſch. Der Heilige Nicolas blickt aus ſeinem, nach der Weiſe dieſes Malers, eigenen Gehaͤuſe mit dem lebhafteſten Gefallen auf das Chriſtuskind herab, auf welches ſ. Joſeph ihn auf- merkſam zu machen ſcheint. Dieſer Zug erinnert lebhaft an die Sieneſer Duccio und Thaddeo, wie immer die Ausbildung der Charaktere, die Rundung der einzelnen Figuren und An- deres uͤber dieſe Kuͤnſtler hinausgehn moͤge. Lanzi behauptet, daß die Gemaͤlde des Alunno bis uͤber das Jahr 1500 hinausreichen. Vielleicht gehoͤrt die ſchoͤne Tafel in der Seiten-Kappelle zur Rechten des Chores derſelben Kirche zu dieſen ſpaͤteſten Werken ſeiner Hand; gewiß iſt darin jene alterthuͤmliche Eintheilung in viele Felder ſchon aufgegeben und uͤberhaupt das Beſtreben ſichtbar, den techniſchen Fort- ſchritten der Zeitgenoſſen ſich anzupaſſen, ſo weit es ſeine Kraͤfte geſtatteten. In einer Glorie wird die Madonna ge- kroͤnt; ſ. Anton Abbas legt im Heraufblicken die Hand vor die Augen, als wenn ihn der himmliſche Glanz verblende. Im Gradino drey Runde, darin das Ecce homo, die Ma- donna und Johannes. *) Mariotti, 1. c. giebt die Aufſchrift mit dem Jahre 1492.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/337>, abgerufen am 22.11.2024.