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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Jahre 1472. Decemvir (Mitglied der höchsten Staatsbehörde)
gewesen, so war er damals gewiß schon zu reifen Jahren ge-
langt, was allerdings mit dem alterthümlichen Ansehn seiner
Tafeln übereinstimmt und durch einen Contract bey Mariotti,
den ich nicht selbst gesehn, doch nach der Umständlichkeit der
Angaben für ächt halten muß, über allen Zweifel erhoben
wird. In diesem verpflichtet sich Fiorenzo di Lorenzo, in
demselben Jahre 1472., gegen den Unterprior des Klosters
sta Maria nuova, der Kirche desselben ein Altarblatt mit der
Himmelfarth der Jungfrau und vielen Heiligen zu malen,
welches schon zu Mariotti's Zeit nicht mehr vorhanden, doch,
als Crispolti schrieb, wahrscheinlich noch an seiner Stelle
war *). Also mußte Fiorenzo bereits innerhalb des vorange-
henden Jahrzehendes sich ausgebildet haben, wenn es nicht
schon damals geschehen ist, als Benozzo, von welchem er so
Vieles angenommen hat, zu Montefalco malte. Nach späteren
Angaben des Mariotti **), welche ich nicht habe vergleichen

pro arte sce Suxanne. -- Indeß wird dieser, Fiorenzo, nicht nä-
her charakterisirt, und es kommt hier darauf an, ob der großvä-
terliche oder Geschlechtsname, Cecchi, in Urkunden vorkomme, welche
sich gewiß auf unseren Maler beziehn.
*) Mariotti op. c. p. 81. Anm. 1. -- Fiorenzo di Lorenzo di
Porta sca Susanna cittadino e pittor Perugino
-- verpflichtet sich
in diesem Contracte -- rogato da Francesco di Ser Giacomo No-
tario Perugino -- ne' suoi Protocolli sotto il detto anno 1472. a
carta 331.
-- für 225 Ducati (?) auf dieser Tafel bestimmte von
Mar. angeführte Heilige zu malen.
**) Ib. Lett. VIII. p. 210. Wo Anm. 2. ein Gutachten, in wel-
chem ein Florentius Laurentii de Perusio, P. S. P. (porta S. Petri)
mit dem Tiberio d'Asisi Maj 5. 1521. die Malerey eines Dritten
abschätzt. -- Wäre dieser unser Fiorenzo, dessen malerische Wirk-
II. 21

Jahre 1472. Decemvir (Mitglied der hoͤchſten Staatsbehoͤrde)
geweſen, ſo war er damals gewiß ſchon zu reifen Jahren ge-
langt, was allerdings mit dem alterthuͤmlichen Anſehn ſeiner
Tafeln uͤbereinſtimmt und durch einen Contract bey Mariotti,
den ich nicht ſelbſt geſehn, doch nach der Umſtaͤndlichkeit der
Angaben fuͤr aͤcht halten muß, uͤber allen Zweifel erhoben
wird. In dieſem verpflichtet ſich Fiorenzo di Lorenzo, in
demſelben Jahre 1472., gegen den Unterprior des Kloſters
ſta Maria nuova, der Kirche deſſelben ein Altarblatt mit der
Himmelfarth der Jungfrau und vielen Heiligen zu malen,
welches ſchon zu Mariotti’s Zeit nicht mehr vorhanden, doch,
als Criſpolti ſchrieb, wahrſcheinlich noch an ſeiner Stelle
war *). Alſo mußte Fiorenzo bereits innerhalb des vorange-
henden Jahrzehendes ſich ausgebildet haben, wenn es nicht
ſchon damals geſchehen iſt, als Benozzo, von welchem er ſo
Vieles angenommen hat, zu Montefalco malte. Nach ſpaͤteren
Angaben des Mariotti **), welche ich nicht habe vergleichen

pro arte sce Suxanne. — Indeß wird dieſer, Fiorenzo, nicht naͤ-
her charakteriſirt, und es kommt hier darauf an, ob der großvaͤ-
terliche oder Geſchlechtsname, Cecchi, in Urkunden vorkomme, welche
ſich gewiß auf unſeren Maler beziehn.
*) Mariotti op. c. p. 81. Anm. 1. — Fiorenzo di Lorenzo di
Porta sca Susanna cittadino e pittor Perugino
— verpflichtet ſich
in dieſem Contracte — rogato da Francesco di Ser Giacomo No-
tario Perugino — ne’ suoi Protocolli sotto il detto anno 1472. a
carta 331.
— fuͤr 225 Ducati (?) auf dieſer Tafel beſtimmte von
Mar. angefuͤhrte Heilige zu malen.
**) Ib. Lett. VIII. p. 210. Wo Anm. 2. ein Gutachten, in wel-
chem ein Florentius Laurentii de Perusio, P. S. P. (porta S. Petri)
mit dem Tiberio d’Asisi Maj 5. 1521. die Malerey eines Dritten
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[321/0339] Jahre 1472. Decemvir (Mitglied der hoͤchſten Staatsbehoͤrde) geweſen, ſo war er damals gewiß ſchon zu reifen Jahren ge- langt, was allerdings mit dem alterthuͤmlichen Anſehn ſeiner Tafeln uͤbereinſtimmt und durch einen Contract bey Mariotti, den ich nicht ſelbſt geſehn, doch nach der Umſtaͤndlichkeit der Angaben fuͤr aͤcht halten muß, uͤber allen Zweifel erhoben wird. In dieſem verpflichtet ſich Fiorenzo di Lorenzo, in demſelben Jahre 1472., gegen den Unterprior des Kloſters ſta Maria nuova, der Kirche deſſelben ein Altarblatt mit der Himmelfarth der Jungfrau und vielen Heiligen zu malen, welches ſchon zu Mariotti’s Zeit nicht mehr vorhanden, doch, als Criſpolti ſchrieb, wahrſcheinlich noch an ſeiner Stelle war *). Alſo mußte Fiorenzo bereits innerhalb des vorange- henden Jahrzehendes ſich ausgebildet haben, wenn es nicht ſchon damals geſchehen iſt, als Benozzo, von welchem er ſo Vieles angenommen hat, zu Montefalco malte. Nach ſpaͤteren Angaben des Mariotti **), welche ich nicht habe vergleichen *) *) Mariotti op. c. p. 81. Anm. 1. — Fiorenzo di Lorenzo di Porta sca Susanna cittadino e pittor Perugino — verpflichtet ſich in dieſem Contracte — rogato da Francesco di Ser Giacomo No- tario Perugino — ne’ suoi Protocolli sotto il detto anno 1472. a carta 331. — fuͤr 225 Ducati (?) auf dieſer Tafel beſtimmte von Mar. angefuͤhrte Heilige zu malen. **) Ib. Lett. VIII. p. 210. Wo Anm. 2. ein Gutachten, in wel- chem ein Florentius Laurentii de Perusio, P. S. P. (porta S. Petri) mit dem Tiberio d’Asisi Maj 5. 1521. die Malerey eines Dritten abſchaͤtzt. — Waͤre dieſer unſer Fiorenzo, deſſen maleriſche Wirk- *) pro arte sce Suxanne. — Indeß wird dieſer, Fiorenzo, nicht naͤ- her charakteriſirt, und es kommt hier darauf an, ob der großvaͤ- terliche oder Geſchlechtsname, Cecchi, in Urkunden vorkomme, welche ſich gewiß auf unſeren Maler beziehn. II. 21

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/339>, abgerufen am 22.11.2024.