können, soll Fiorenzo noch im Jahre 1521. gelebt haben. Wenn Mariotti hier richtig gelesen hätte, wenn es ausge- macht wäre, daß in dieser Urkunde wirklich von unserem Fio- renzo die Rede sey, so müßte er ein sehr hohes Alter erreicht und seine Künstlerlaufbahn lange vor seinem Ableben beschlos- sen haben.
Das meist beglaubigte Bild des Fiorenzo befindet sich gegenwärtig in der Sacristey der Kirche s. Francesco zu Pe- rugia. Dieses schöne Gemälde ist wahrscheinlich aus der Kirche dahin versetzt, und auf diese Veranlassung zertrennt und umgeordnet worden. In dem Halbrunde des Gipfels bildete der Künstler in halben Figuren die Madonna mit dem Kinde in einer Glorie von Cherubköpfen und von zween anbetenden Engeln umgeben. In der Nähe betrachtet, erinnert in die- sem Bilde die Modellirung der Cherubköpfe entfernt an Domenico Ghirlandajo; Anderes, die Lage der Finger, vor- nehmlich das Antlitz der Madonna, an die Jugendwerke des Perugino. Im Gradino, in drey kleinen Rundungen, vier artige Halbfigürchen, unter denen die Köpfe, besonders jene der beiden Bischöfe sehr anziehend und liebenswerth sind. Ich wage nicht über den Ursprung der Thüren abzusprechen, auf welchen Engel mit den Leidenswerkzeugen, wie mir scheint, von anderer Hand gemalt sind. Hingegen befinden sich in derselben Sacristey zwey frey hängende Bilder, welche, wie ihre Größe und Manier schließen läßt, ursprünglich unter jene Madonna gehörten, auf deren einem, nemlich auf dem Ge- wande des Hl. Petrus, FLORENTIVS LAVRENT --
samkeit ungleich früher geendet zu haben scheint, so müßte er da- mals in den achtzigen gewesen seyn. --
koͤnnen, ſoll Fiorenzo noch im Jahre 1521. gelebt haben. Wenn Mariotti hier richtig geleſen haͤtte, wenn es ausge- macht waͤre, daß in dieſer Urkunde wirklich von unſerem Fio- renzo die Rede ſey, ſo muͤßte er ein ſehr hohes Alter erreicht und ſeine Kuͤnſtlerlaufbahn lange vor ſeinem Ableben beſchloſ- ſen haben.
Das meiſt beglaubigte Bild des Fiorenzo befindet ſich gegenwaͤrtig in der Sacriſtey der Kirche ſ. Francesco zu Pe- rugia. Dieſes ſchoͤne Gemaͤlde iſt wahrſcheinlich aus der Kirche dahin verſetzt, und auf dieſe Veranlaſſung zertrennt und umgeordnet worden. In dem Halbrunde des Gipfels bildete der Kuͤnſtler in halben Figuren die Madonna mit dem Kinde in einer Glorie von Cherubkoͤpfen und von zween anbetenden Engeln umgeben. In der Naͤhe betrachtet, erinnert in die- ſem Bilde die Modellirung der Cherubkoͤpfe entfernt an Domenico Ghirlandajo; Anderes, die Lage der Finger, vor- nehmlich das Antlitz der Madonna, an die Jugendwerke des Perugino. Im Gradino, in drey kleinen Rundungen, vier artige Halbfiguͤrchen, unter denen die Koͤpfe, beſonders jene der beiden Biſchoͤfe ſehr anziehend und liebenswerth ſind. Ich wage nicht uͤber den Urſprung der Thuͤren abzuſprechen, auf welchen Engel mit den Leidenswerkzeugen, wie mir ſcheint, von anderer Hand gemalt ſind. Hingegen befinden ſich in derſelben Sacriſtey zwey frey haͤngende Bilder, welche, wie ihre Groͤße und Manier ſchließen laͤßt, urſpruͤnglich unter jene Madonna gehoͤrten, auf deren einem, nemlich auf dem Ge- wande des Hl. Petrus, FLORENTIVS LAVRENT —
ſamkeit ungleich fruͤher geendet zu haben ſcheint, ſo muͤßte er da- mals in den achtzigen geweſen ſeyn. —
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koͤnnen, ſoll Fiorenzo noch im Jahre 1521. gelebt haben.
Wenn Mariotti hier richtig geleſen haͤtte, wenn es ausge-
macht waͤre, daß in dieſer Urkunde wirklich von unſerem Fio-
renzo die Rede ſey, ſo muͤßte er ein ſehr hohes Alter erreicht
und ſeine Kuͤnſtlerlaufbahn lange vor ſeinem Ableben beſchloſ-
ſen haben.
Das meiſt beglaubigte Bild des Fiorenzo befindet ſich
gegenwaͤrtig in der Sacriſtey der Kirche ſ. Francesco zu Pe-
rugia. Dieſes ſchoͤne Gemaͤlde iſt wahrſcheinlich aus der
Kirche dahin verſetzt, und auf dieſe Veranlaſſung zertrennt und
umgeordnet worden. In dem Halbrunde des Gipfels bildete
der Kuͤnſtler in halben Figuren die Madonna mit dem Kinde
in einer Glorie von Cherubkoͤpfen und von zween anbetenden
Engeln umgeben. In der Naͤhe betrachtet, erinnert in die-
ſem Bilde die Modellirung der Cherubkoͤpfe entfernt an
Domenico Ghirlandajo; Anderes, die Lage der Finger, vor-
nehmlich das Antlitz der Madonna, an die Jugendwerke des
Perugino. Im Gradino, in drey kleinen Rundungen, vier
artige Halbfiguͤrchen, unter denen die Koͤpfe, beſonders jene
der beiden Biſchoͤfe ſehr anziehend und liebenswerth ſind.
Ich wage nicht uͤber den Urſprung der Thuͤren abzuſprechen,
auf welchen Engel mit den Leidenswerkzeugen, wie mir ſcheint,
von anderer Hand gemalt ſind. Hingegen befinden ſich in
derſelben Sacriſtey zwey frey haͤngende Bilder, welche, wie
ihre Groͤße und Manier ſchließen laͤßt, urſpruͤnglich unter jene
Madonna gehoͤrten, auf deren einem, nemlich auf dem Ge-
wande des Hl. Petrus, FLORENTIVS LAVRENT —
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**) ſamkeit ungleich fruͤher geendet zu haben ſcheint, ſo muͤßte er da-
mals in den achtzigen geweſen ſeyn. —
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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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