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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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auf dem andern am Saume des Mantels des Hl. Paulus,
-- II + P + PINSIT. M. CCCC. LXXXVII.

Die Malereyen unseres Meisters, von welchem Vasari
keine Kunde erlangt zu haben scheint, gehören zu den größten
kunstgeschichtlichen Seltenheiten. Auch zu Perugia, wo er ge-
lebt, findet sich von seiner Hand kein zweytes bezeichnetes
Bild; obwohl ich ein Thürstück im öffentlichen Palaste (über
dem Eingang in das catasto nuovo), worin die Madonna
mit seegnendem Kinde, Cherubköpfe und schöne Engel umher,
in Ansehung seiner vielseitigsten Uebereinstimmung mit dem
oben beschriebenen Bilde ebenfalls für seine Arbeit halte, wo-
rin mir einige damals zu Perugia anwesende Künstler, welche
ich vor Jahren zur Vergleichung aufforderte, einstimmig bey-
fielen. Ob ein Gradino der öffentlichen Gallerie dieser Stadt,
ob ferner die Malerey auf dem Altare der Sacristey der Brü-
derschaftskirche s. Bernardino von seiner Hand sey, wage ich
nicht mit Zuversicht auszusprechen.

Indeß genügt es vor der Hand, in jenen beiden Ma-
donnen gewisse Eigenthümlichkeiten der Lage und Wendung der
Gestalt, gewisse Feinheiten in der Auffassung der Formen ent-
deckt zu haben, welche in den früheren Arbeiten des Perugino
wiederkehren, daher die Vermuthung anregen, es möge dieser
Künstler dem Fiorenzo einen Theil seiner Kunstbildung zu ver-
danken haben. Daß er nach Florenz gekommen sey, nicht um
die Kunst von Grund aus zu erlernen, sondern um sich in
diesem Mittelpuncte damaliger Kunstbestrebungen zu vervoll-
kommnen, räumet selbst Vasari ein, welcher den Pietro die
Anfangsgründe seiner Kunst von einem geringfügigen Meister
erlernen läßt, dessen Namen er verschweigt, wie seine Un-
kunde in Dingen dieser Gegend erwarten ließ. Wenn indeß

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auf dem andern am Saume des Mantels des Hl. Paulus,
— II + P + PINSIT. M. CCCC. LXXXVII.

Die Malereyen unſeres Meiſters, von welchem Vaſari
keine Kunde erlangt zu haben ſcheint, gehoͤren zu den groͤßten
kunſtgeſchichtlichen Seltenheiten. Auch zu Perugia, wo er ge-
lebt, findet ſich von ſeiner Hand kein zweytes bezeichnetes
Bild; obwohl ich ein Thuͤrſtuͤck im oͤffentlichen Palaſte (uͤber
dem Eingang in das catasto nuovo), worin die Madonna
mit ſeegnendem Kinde, Cherubkoͤpfe und ſchoͤne Engel umher,
in Anſehung ſeiner vielſeitigſten Uebereinſtimmung mit dem
oben beſchriebenen Bilde ebenfalls fuͤr ſeine Arbeit halte, wo-
rin mir einige damals zu Perugia anweſende Kuͤnſtler, welche
ich vor Jahren zur Vergleichung aufforderte, einſtimmig bey-
fielen. Ob ein Gradino der oͤffentlichen Gallerie dieſer Stadt,
ob ferner die Malerey auf dem Altare der Sacriſtey der Bruͤ-
derſchaftskirche ſ. Bernardino von ſeiner Hand ſey, wage ich
nicht mit Zuverſicht auszuſprechen.

Indeß genuͤgt es vor der Hand, in jenen beiden Ma-
donnen gewiſſe Eigenthuͤmlichkeiten der Lage und Wendung der
Geſtalt, gewiſſe Feinheiten in der Auffaſſung der Formen ent-
deckt zu haben, welche in den fruͤheren Arbeiten des Perugino
wiederkehren, daher die Vermuthung anregen, es moͤge dieſer
Kuͤnſtler dem Fiorenzo einen Theil ſeiner Kunſtbildung zu ver-
danken haben. Daß er nach Florenz gekommen ſey, nicht um
die Kunſt von Grund aus zu erlernen, ſondern um ſich in
dieſem Mittelpuncte damaliger Kunſtbeſtrebungen zu vervoll-
kommnen, raͤumet ſelbſt Vaſari ein, welcher den Pietro die
Anfangsgruͤnde ſeiner Kunſt von einem geringfuͤgigen Meiſter
erlernen laͤßt, deſſen Namen er verſchweigt, wie ſeine Un-
kunde in Dingen dieſer Gegend erwarten ließ. Wenn indeß

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[323/0341] auf dem andern am Saume des Mantels des Hl. Paulus, — II + P + PINSIT. M. CCCC. LXXXVII. Die Malereyen unſeres Meiſters, von welchem Vaſari keine Kunde erlangt zu haben ſcheint, gehoͤren zu den groͤßten kunſtgeſchichtlichen Seltenheiten. Auch zu Perugia, wo er ge- lebt, findet ſich von ſeiner Hand kein zweytes bezeichnetes Bild; obwohl ich ein Thuͤrſtuͤck im oͤffentlichen Palaſte (uͤber dem Eingang in das catasto nuovo), worin die Madonna mit ſeegnendem Kinde, Cherubkoͤpfe und ſchoͤne Engel umher, in Anſehung ſeiner vielſeitigſten Uebereinſtimmung mit dem oben beſchriebenen Bilde ebenfalls fuͤr ſeine Arbeit halte, wo- rin mir einige damals zu Perugia anweſende Kuͤnſtler, welche ich vor Jahren zur Vergleichung aufforderte, einſtimmig bey- fielen. Ob ein Gradino der oͤffentlichen Gallerie dieſer Stadt, ob ferner die Malerey auf dem Altare der Sacriſtey der Bruͤ- derſchaftskirche ſ. Bernardino von ſeiner Hand ſey, wage ich nicht mit Zuverſicht auszuſprechen. Indeß genuͤgt es vor der Hand, in jenen beiden Ma- donnen gewiſſe Eigenthuͤmlichkeiten der Lage und Wendung der Geſtalt, gewiſſe Feinheiten in der Auffaſſung der Formen ent- deckt zu haben, welche in den fruͤheren Arbeiten des Perugino wiederkehren, daher die Vermuthung anregen, es moͤge dieſer Kuͤnſtler dem Fiorenzo einen Theil ſeiner Kunſtbildung zu ver- danken haben. Daß er nach Florenz gekommen ſey, nicht um die Kunſt von Grund aus zu erlernen, ſondern um ſich in dieſem Mittelpuncte damaliger Kunſtbeſtrebungen zu vervoll- kommnen, raͤumet ſelbſt Vaſari ein, welcher den Pietro die Anfangsgruͤnde ſeiner Kunſt von einem geringfuͤgigen Meiſter erlernen laͤßt, deſſen Namen er verſchweigt, wie ſeine Un- kunde in Dingen dieſer Gegend erwarten ließ. Wenn indeß 21 *

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/341>, abgerufen am 22.11.2024.