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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.

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Neuere *) die Lücke durch den Benedetto Buonfiglio haben
ausfüllen wollen, so entgegne ich, daß Fiorenzo ebenfalls zur
Hand ist und, bey gänzlicher Abwesenheit urkundlicher Gründe,
die Analogie für sich hat. Vom Benedetto hat Pietro sicher,
weder in der allgemeineren Richtung seines Sinnes, noch in
der Handhabung der Form und Farbe, wenn auch nur das
Geringste angenommen. Hingegen folgte er dem Fiorenzo in
Vielem, in Anderem dem Niccolo di Fuligno, den Mariotti **),
nachdem er eine Weile von einer Meinung zur anderen hinüber-
geschwankt, am Ende doch geneigt ist, in Ansehung einer zu
Fuligno festgehaltenen Ueberlieferung, für den eigentlichen Leh-
rer des Pietro Perugino zu halten.

Auch unter den Malern, welche Vasari aus der Schule
des Perugino ableitet, dürften einige vielmehr der Schule des
Niccolo Alunno angehören, namentlich Andrea di Luigi detto
l'Ingegno und Bernardino Pinturicchio.

Vasari erzählt: daß Ingegno bey Pietro Perugino seine
Kunst erlernt, in dessen Schule mit Raphael gewetteifert, sei-
nem angeblichen Meister im Sitzungssaale des Wechselgerich-
tes zu Perugia geholfen und darin einige schöne Gestalten ge-
malt habe, welche er übrigens nicht umständlich bezeichnet.
Obgleich es nun schwer seyn möchte, diese Figuren wieder

*) Mariotti; f. Lanzi, l. c. scuola Ro. Pietro Per., wo, zu An-
fang, die verschiedenen, gleich luftigen Vermuthungen der Neueren
zusammengestellt sind.
**) Lettere Perug. Lett. V. p. 128 -- non e niente improba-
bile, che il nostro pittore prendesse qualche lume dal pittor Fu-
lignate -- badando altresi allo stile delle sue pitture, quale rasso-
miglia assai al primo stile di Pietro.
-- Vgl., Orsini, Lett. X.
p.
107.

Neuere *) die Luͤcke durch den Benedetto Buonfiglio haben
ausfuͤllen wollen, ſo entgegne ich, daß Fiorenzo ebenfalls zur
Hand iſt und, bey gaͤnzlicher Abweſenheit urkundlicher Gruͤnde,
die Analogie fuͤr ſich hat. Vom Benedetto hat Pietro ſicher,
weder in der allgemeineren Richtung ſeines Sinnes, noch in
der Handhabung der Form und Farbe, wenn auch nur das
Geringſte angenommen. Hingegen folgte er dem Fiorenzo in
Vielem, in Anderem dem Niccolò di Fuligno, den Mariotti **),
nachdem er eine Weile von einer Meinung zur anderen hinuͤber-
geſchwankt, am Ende doch geneigt iſt, in Anſehung einer zu
Fuligno feſtgehaltenen Ueberlieferung, fuͤr den eigentlichen Leh-
rer des Pietro Perugino zu halten.

Auch unter den Malern, welche Vaſari aus der Schule
des Perugino ableitet, duͤrften einige vielmehr der Schule des
Niccolò Alunno angehoͤren, namentlich Andrea di Luigi detto
l’Ingegno und Bernardino Pinturicchio.

Vaſari erzaͤhlt: daß Ingegno bey Pietro Perugino ſeine
Kunſt erlernt, in deſſen Schule mit Raphael gewetteifert, ſei-
nem angeblichen Meiſter im Sitzungsſaale des Wechſelgerich-
tes zu Perugia geholfen und darin einige ſchoͤne Geſtalten ge-
malt habe, welche er uͤbrigens nicht umſtaͤndlich bezeichnet.
Obgleich es nun ſchwer ſeyn moͤchte, dieſe Figuren wieder

*) Mariotti; f. Lanzi, l. c. scuola Ro. Pietro Per., wo, zu An-
fang, die verſchiedenen, gleich luftigen Vermuthungen der Neueren
zuſammengeſtellt ſind.
**) Lettere Perug. Lett. V. p. 128 — non é niente improba-
bile, che il nostro pittore prendesse qualche lume dal pittor Fu-
lignate — badando altresi allo stile delle sue pitture, quale rasso-
miglia assai al primo stile di Pietro.
— Vgl., Orſini, Lett. X.
p.
107.
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[324/0342] Neuere *) die Luͤcke durch den Benedetto Buonfiglio haben ausfuͤllen wollen, ſo entgegne ich, daß Fiorenzo ebenfalls zur Hand iſt und, bey gaͤnzlicher Abweſenheit urkundlicher Gruͤnde, die Analogie fuͤr ſich hat. Vom Benedetto hat Pietro ſicher, weder in der allgemeineren Richtung ſeines Sinnes, noch in der Handhabung der Form und Farbe, wenn auch nur das Geringſte angenommen. Hingegen folgte er dem Fiorenzo in Vielem, in Anderem dem Niccolò di Fuligno, den Mariotti **), nachdem er eine Weile von einer Meinung zur anderen hinuͤber- geſchwankt, am Ende doch geneigt iſt, in Anſehung einer zu Fuligno feſtgehaltenen Ueberlieferung, fuͤr den eigentlichen Leh- rer des Pietro Perugino zu halten. Auch unter den Malern, welche Vaſari aus der Schule des Perugino ableitet, duͤrften einige vielmehr der Schule des Niccolò Alunno angehoͤren, namentlich Andrea di Luigi detto l’Ingegno und Bernardino Pinturicchio. Vaſari erzaͤhlt: daß Ingegno bey Pietro Perugino ſeine Kunſt erlernt, in deſſen Schule mit Raphael gewetteifert, ſei- nem angeblichen Meiſter im Sitzungsſaale des Wechſelgerich- tes zu Perugia geholfen und darin einige ſchoͤne Geſtalten ge- malt habe, welche er uͤbrigens nicht umſtaͤndlich bezeichnet. Obgleich es nun ſchwer ſeyn moͤchte, dieſe Figuren wieder *) Mariotti; f. Lanzi, l. c. scuola Ro. Pietro Per., wo, zu An- fang, die verſchiedenen, gleich luftigen Vermuthungen der Neueren zuſammengeſtellt ſind. **) Lettere Perug. Lett. V. p. 128 — non é niente improba- bile, che il nostro pittore prendesse qualche lume dal pittor Fu- lignate — badando altresi allo stile delle sue pitture, quale rasso- miglia assai al primo stile di Pietro. — Vgl., Orſini, Lett. X. p. 107.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen02_1827/342>, abgerufen am 22.11.2024.