Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 2. Berlin u. a., 1827.demieen, in welchen die Gebildetsten ihre Erfahrungen und Unstreitig verdanken Lionardo, Raphael und Michelag- Eben *) S. Lettere sulla pitt. etc. To. III. LXXIII. wo Pietro Are-
tino dem Enea Vico schreibt: "-- se meglio e il viversi libero in primo grado tra gl'intagliatori degli altrui disegni in carte (man ging damals noch nicht darauf aus, in den Kupferstichen malerische Wir- kungen nachzuahmen und begnügte sich, Zeichnungen nachzubilden) demieen, in welchen die Gebildetſten ihre Erfahrungen und Unſtreitig verdanken Lionardo, Raphael und Michelag- Eben *) S. Lettere sulla pitt. etc. To. III. LXXIII. wo Pietro Are-
tino dem Enea Vico ſchreibt: „— se meglio é il viversi libero in primo grado tra gl’intagliatori degli altrui disegni in carte (man ging damals noch nicht darauf aus, in den Kupferſtichen maleriſche Wir- kungen nachzuahmen und begnuͤgte ſich, Zeichnungen nachzubilden) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0434" n="416"/> demieen, in welchen die Gebildetſten ihre Erfahrungen und<lb/> Reflectionen den Uebrigen vortrugen. Dieſe freyen Vereine<lb/> ſicherten ihren Mitgliedern eine gewiſſe Auszeichnung, beſon-<lb/> ders, wo ſie vom Fuͤrſten ausgingen, wie die florentiniſche<lb/> Akademie, welche 1563 von Großherzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118638521">Cosmus <hi rendition="#aq">I.</hi></persName> gegruͤn-<lb/> det worden. Wer wuͤßte nicht, daß aus dieſen Akademieen<lb/> zunaͤchſt oͤffentliche Studienſaͤle, dann von Hand zu Hand die<lb/> offiziellen Kunſtſchulen unſerer Tage entſtanden ſind; die Win-<lb/> terhaͤuſer der Kunſt, welche der naͤchſte Fruͤhlingstag entbehr-<lb/> lich machen wird.</p><lb/> <p>Unſtreitig verdanken <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118640445">Lionardo</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphael</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118582143">Michelag-<lb/> nuolo</persName>, die volle Entwickelung ihrer hohen, uͤber alles gewoͤhn-<lb/> liche Maß hinausgehenden Anlagen dem Gluͤcke, welches ſie<lb/> zeitig an die Hoͤfe geiſtreicher Fuͤrſten verſetzte, deren Unter-<lb/> nehmungen ſchon an ſich ſelbſt großartig, deren Anforderungen<lb/> an das Talent unerſaͤttlich waren. Indeß erhoben ſich jene<lb/> großen Kuͤnſtler von buͤrgerlichen und handwerksmaͤßigen Grund-<lb/> lagen, welche ihrem freyen, genialen Treiben einen ſicheren Bo-<lb/> den gewaͤhrten. Ihre Schuͤler hingegen lernten ſchon in den<lb/> Windeln den verwickelten Zuͤgen der Hofgunſt nachzuſpaͤhn, ſich<lb/> den Launen der Großen anzupaſſen, ihnen das Geheimniß der<lb/> einzigen Befriedigung abzulauſchen, welche ein vielfach beweg-<lb/> tes, ſchnell dahin rauſchendes Leben zu verſtatten ſcheint: be-<lb/> hender Erfuͤllung nemlich ſchnell aufſteigender Wuͤnſche <note xml:id="fn45i" n="*)" place="foot" next="#fn45f">S. <hi rendition="#aq">Lettere sulla pitt. etc. To. III. LXXIII.</hi> wo <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650033">Pietro Are-<lb/> tino</persName> dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119099950">Enea Vico</persName> ſchreibt: <hi rendition="#aq">„— se meglio é il viversi libero in<lb/> primo grado tra gl’intagliatori degli altrui disegni in carte</hi> (man ging<lb/> damals noch nicht darauf aus, in den Kupferſtichen maleriſche Wir-<lb/> kungen nachzuahmen und begnuͤgte ſich, Zeichnungen nachzubilden)</note>.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Eben</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [416/0434]
demieen, in welchen die Gebildetſten ihre Erfahrungen und
Reflectionen den Uebrigen vortrugen. Dieſe freyen Vereine
ſicherten ihren Mitgliedern eine gewiſſe Auszeichnung, beſon-
ders, wo ſie vom Fuͤrſten ausgingen, wie die florentiniſche
Akademie, welche 1563 von Großherzog Cosmus I. gegruͤn-
det worden. Wer wuͤßte nicht, daß aus dieſen Akademieen
zunaͤchſt oͤffentliche Studienſaͤle, dann von Hand zu Hand die
offiziellen Kunſtſchulen unſerer Tage entſtanden ſind; die Win-
terhaͤuſer der Kunſt, welche der naͤchſte Fruͤhlingstag entbehr-
lich machen wird.
Unſtreitig verdanken Lionardo, Raphael und Michelag-
nuolo, die volle Entwickelung ihrer hohen, uͤber alles gewoͤhn-
liche Maß hinausgehenden Anlagen dem Gluͤcke, welches ſie
zeitig an die Hoͤfe geiſtreicher Fuͤrſten verſetzte, deren Unter-
nehmungen ſchon an ſich ſelbſt großartig, deren Anforderungen
an das Talent unerſaͤttlich waren. Indeß erhoben ſich jene
großen Kuͤnſtler von buͤrgerlichen und handwerksmaͤßigen Grund-
lagen, welche ihrem freyen, genialen Treiben einen ſicheren Bo-
den gewaͤhrten. Ihre Schuͤler hingegen lernten ſchon in den
Windeln den verwickelten Zuͤgen der Hofgunſt nachzuſpaͤhn, ſich
den Launen der Großen anzupaſſen, ihnen das Geheimniß der
einzigen Befriedigung abzulauſchen, welche ein vielfach beweg-
tes, ſchnell dahin rauſchendes Leben zu verſtatten ſcheint: be-
hender Erfuͤllung nemlich ſchnell aufſteigender Wuͤnſche *).
Eben
*) S. Lettere sulla pitt. etc. To. III. LXXIII. wo Pietro Are-
tino dem Enea Vico ſchreibt: „— se meglio é il viversi libero in
primo grado tra gl’intagliatori degli altrui disegni in carte (man ging
damals noch nicht darauf aus, in den Kupferſtichen maleriſche Wir-
kungen nachzuahmen und begnuͤgte ſich, Zeichnungen nachzubilden)
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