Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.im Saale Alles versammelt sei und die Prinzessin mit Ungeduld erwarte, gab ihrer Aufmerksamkeit eine andere Richtung. Die Einrichtung des farnestschen Palastes war noch nicht zur Hälfte beendigt, allein in den Prunkgemächern die Täfelung der Decken bereits vergoldet, und die rohen Seitenwände verdeckten gewirkte Teppiche, welche von Gold und Seide glänzten. Als die Prinzessin in den Thronsaal eintrat, hielt sie, an den einfachen Hof ihres Vaters gewöhnt, von dem Schimmer der reichen Versammlung wie geblendet, für einen Augenblick den Schritt zurück, ging darauf langsam der sich herandrängenden Menge entgegen. Wie denn oft eine bloße Zufälligkeit der persönlichen Darstellung sehr glücklich nachhilft, so gab auch jetzt die unfreiwillige Zögerung Margarethen eine ganz eigenthümliche Würde und Hoheit, welche beachtet wurde und bei den Anwesenden ein leises Gemurmel des Beifalls hervorrief. Den römischen Frauen verglichen, erschien die Prinzessin nicht schön, kaum gefällig. Indeß erweckte das Andenken ihrer Handlungen, der Eindruck ihres gegenwärtigen Bezeigens, bei Allen eine glückliche Mischung von Ehrfurcht und Zutrauen. Wen sie auf ihrem Wege durch den weiten Saal begrüßte, nun gar anredete, der fühlte sich über sich selbst hinausgehoben und hoch beglückt. Nicht ohne Neid sah man sie nach einiger Zeit vor dem Prinzen Savello den Schritt anhalten. Sie im Saale Alles versammelt sei und die Prinzessin mit Ungeduld erwarte, gab ihrer Aufmerksamkeit eine andere Richtung. Die Einrichtung des farnestschen Palastes war noch nicht zur Hälfte beendigt, allein in den Prunkgemächern die Täfelung der Decken bereits vergoldet, und die rohen Seitenwände verdeckten gewirkte Teppiche, welche von Gold und Seide glänzten. Als die Prinzessin in den Thronsaal eintrat, hielt sie, an den einfachen Hof ihres Vaters gewöhnt, von dem Schimmer der reichen Versammlung wie geblendet, für einen Augenblick den Schritt zurück, ging darauf langsam der sich herandrängenden Menge entgegen. Wie denn oft eine bloße Zufälligkeit der persönlichen Darstellung sehr glücklich nachhilft, so gab auch jetzt die unfreiwillige Zögerung Margarethen eine ganz eigenthümliche Würde und Hoheit, welche beachtet wurde und bei den Anwesenden ein leises Gemurmel des Beifalls hervorrief. Den römischen Frauen verglichen, erschien die Prinzessin nicht schön, kaum gefällig. Indeß erweckte das Andenken ihrer Handlungen, der Eindruck ihres gegenwärtigen Bezeigens, bei Allen eine glückliche Mischung von Ehrfurcht und Zutrauen. Wen sie auf ihrem Wege durch den weiten Saal begrüßte, nun gar anredete, der fühlte sich über sich selbst hinausgehoben und hoch beglückt. Nicht ohne Neid sah man sie nach einiger Zeit vor dem Prinzen Savello den Schritt anhalten. Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024"/> im Saale Alles versammelt sei und die Prinzessin mit Ungeduld erwarte, gab ihrer Aufmerksamkeit eine andere Richtung.</p><lb/> <p>Die Einrichtung des farnestschen Palastes war noch nicht zur Hälfte beendigt, allein in den Prunkgemächern die Täfelung der Decken bereits vergoldet, und die rohen Seitenwände verdeckten gewirkte Teppiche, welche von Gold und Seide glänzten. Als die Prinzessin in den Thronsaal eintrat, hielt sie, an den einfachen Hof ihres Vaters gewöhnt, von dem Schimmer der reichen Versammlung wie geblendet, für einen Augenblick den Schritt zurück, ging darauf langsam der sich herandrängenden Menge entgegen. Wie denn oft eine bloße Zufälligkeit der persönlichen Darstellung sehr glücklich nachhilft, so gab auch jetzt die unfreiwillige Zögerung Margarethen eine ganz eigenthümliche Würde und Hoheit, welche beachtet wurde und bei den Anwesenden ein leises Gemurmel des Beifalls hervorrief.</p><lb/> <p>Den römischen Frauen verglichen, erschien die Prinzessin nicht schön, kaum gefällig. Indeß erweckte das Andenken ihrer Handlungen, der Eindruck ihres gegenwärtigen Bezeigens, bei Allen eine glückliche Mischung von Ehrfurcht und Zutrauen. Wen sie auf ihrem Wege durch den weiten Saal begrüßte, nun gar anredete, der fühlte sich über sich selbst hinausgehoben und hoch beglückt. Nicht ohne Neid sah man sie nach einiger Zeit vor dem Prinzen Savello den Schritt anhalten. Sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
im Saale Alles versammelt sei und die Prinzessin mit Ungeduld erwarte, gab ihrer Aufmerksamkeit eine andere Richtung.
Die Einrichtung des farnestschen Palastes war noch nicht zur Hälfte beendigt, allein in den Prunkgemächern die Täfelung der Decken bereits vergoldet, und die rohen Seitenwände verdeckten gewirkte Teppiche, welche von Gold und Seide glänzten. Als die Prinzessin in den Thronsaal eintrat, hielt sie, an den einfachen Hof ihres Vaters gewöhnt, von dem Schimmer der reichen Versammlung wie geblendet, für einen Augenblick den Schritt zurück, ging darauf langsam der sich herandrängenden Menge entgegen. Wie denn oft eine bloße Zufälligkeit der persönlichen Darstellung sehr glücklich nachhilft, so gab auch jetzt die unfreiwillige Zögerung Margarethen eine ganz eigenthümliche Würde und Hoheit, welche beachtet wurde und bei den Anwesenden ein leises Gemurmel des Beifalls hervorrief.
Den römischen Frauen verglichen, erschien die Prinzessin nicht schön, kaum gefällig. Indeß erweckte das Andenken ihrer Handlungen, der Eindruck ihres gegenwärtigen Bezeigens, bei Allen eine glückliche Mischung von Ehrfurcht und Zutrauen. Wen sie auf ihrem Wege durch den weiten Saal begrüßte, nun gar anredete, der fühlte sich über sich selbst hinausgehoben und hoch beglückt. Nicht ohne Neid sah man sie nach einiger Zeit vor dem Prinzen Savello den Schritt anhalten. Sie
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