Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ein, daß er nicht gewaltsam einbrechen, deinen Namen, deinen Herd entehren werde? Oder lässest du ihm Zeit, mich zu gewinnen, wer steht dir für meine Schwäche? -- Es bleibt uns Nichts übrig, als ihn zu tödten. Nun wohl, sprach er grimmig, so hole ich mein Gewehr, ihm aufzulauern. -- Halt, fiel sie ein, ihn so zu morden, wenn es dir nun auch gelänge, ihn, den so viel Miethlinge umgeben, der ohne bewaffnet Gefolge nicht einmal zur Kirche kommt; ihn so zu morden, wiederholte sie, würde schlimmer sein, als mich selbst zu tödten. Hast du bedacht, was man sagen würde, wenn du ihn mordetest? Aus Eifersucht, würde man sprechen, aus Eifersucht hat er ihn hingestreckt; und das wird seinen Grund haben. Nein, Giustiniano, um seinen Tod muß ich gewußt, dabei geholfen haben. Niemand wird dann nach mir den Stein werfen. Jeder sagen: das Weib hat seinem Manne geholfen in blutiger, gefährlicher That, muß also bis in den Tod ihm treu und makellos sein, wie Gold. Sprich, willst du ihn tödten ? -- In Stücke hauen könnte ich ihn, rief der aufgebrachte Gatte. Ach, Cassandra, edles Weib, sprach er in weicherem Tone, du hast mir schon zu viel bekannt. Das stille unbefangene Glück unseres Beisammenlebens ist dahin; die Tage vorüber, da nicht einmal träumend mir in den Sinn kam, du könntest einen Andern mit Wohlgefallen ansehen, als mich. Dein Bekenntniß gibt mir ein sicheres Pfand deiner Ehre und ein, daß er nicht gewaltsam einbrechen, deinen Namen, deinen Herd entehren werde? Oder lässest du ihm Zeit, mich zu gewinnen, wer steht dir für meine Schwäche? — Es bleibt uns Nichts übrig, als ihn zu tödten. Nun wohl, sprach er grimmig, so hole ich mein Gewehr, ihm aufzulauern. — Halt, fiel sie ein, ihn so zu morden, wenn es dir nun auch gelänge, ihn, den so viel Miethlinge umgeben, der ohne bewaffnet Gefolge nicht einmal zur Kirche kommt; ihn so zu morden, wiederholte sie, würde schlimmer sein, als mich selbst zu tödten. Hast du bedacht, was man sagen würde, wenn du ihn mordetest? Aus Eifersucht, würde man sprechen, aus Eifersucht hat er ihn hingestreckt; und das wird seinen Grund haben. Nein, Giustiniano, um seinen Tod muß ich gewußt, dabei geholfen haben. Niemand wird dann nach mir den Stein werfen. Jeder sagen: das Weib hat seinem Manne geholfen in blutiger, gefährlicher That, muß also bis in den Tod ihm treu und makellos sein, wie Gold. Sprich, willst du ihn tödten ? — In Stücke hauen könnte ich ihn, rief der aufgebrachte Gatte. Ach, Cassandra, edles Weib, sprach er in weicherem Tone, du hast mir schon zu viel bekannt. Das stille unbefangene Glück unseres Beisammenlebens ist dahin; die Tage vorüber, da nicht einmal träumend mir in den Sinn kam, du könntest einen Andern mit Wohlgefallen ansehen, als mich. Dein Bekenntniß gibt mir ein sicheres Pfand deiner Ehre und <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0078"/> ein, daß er nicht gewaltsam einbrechen, deinen Namen, deinen Herd entehren werde? Oder lässest du ihm Zeit, mich zu gewinnen, wer steht dir für meine Schwäche? — Es bleibt uns Nichts übrig, als ihn zu tödten.</p><lb/> <p>Nun wohl, sprach er grimmig, so hole ich mein Gewehr, ihm aufzulauern. —</p><lb/> <p>Halt, fiel sie ein, ihn so zu morden, wenn es dir nun auch gelänge, ihn, den so viel Miethlinge umgeben, der ohne bewaffnet Gefolge nicht einmal zur Kirche kommt; ihn so zu morden, wiederholte sie, würde schlimmer sein, als mich selbst zu tödten. Hast du bedacht, was man sagen würde, wenn du ihn mordetest? Aus Eifersucht, würde man sprechen, aus Eifersucht hat er ihn hingestreckt; und das wird seinen Grund haben. Nein, Giustiniano, um seinen Tod muß ich gewußt, dabei geholfen haben. Niemand wird dann nach mir den Stein werfen. Jeder sagen: das Weib hat seinem Manne geholfen in blutiger, gefährlicher That, muß also bis in den Tod ihm treu und makellos sein, wie Gold. Sprich, willst du ihn tödten ? —</p><lb/> <p>In Stücke hauen könnte ich ihn, rief der aufgebrachte Gatte. Ach, Cassandra, edles Weib, sprach er in weicherem Tone, du hast mir schon zu viel bekannt. Das stille unbefangene Glück unseres Beisammenlebens ist dahin; die Tage vorüber, da nicht einmal träumend mir in den Sinn kam, du könntest einen Andern mit Wohlgefallen ansehen, als mich. Dein Bekenntniß gibt mir ein sicheres Pfand deiner Ehre und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
ein, daß er nicht gewaltsam einbrechen, deinen Namen, deinen Herd entehren werde? Oder lässest du ihm Zeit, mich zu gewinnen, wer steht dir für meine Schwäche? — Es bleibt uns Nichts übrig, als ihn zu tödten.
Nun wohl, sprach er grimmig, so hole ich mein Gewehr, ihm aufzulauern. —
Halt, fiel sie ein, ihn so zu morden, wenn es dir nun auch gelänge, ihn, den so viel Miethlinge umgeben, der ohne bewaffnet Gefolge nicht einmal zur Kirche kommt; ihn so zu morden, wiederholte sie, würde schlimmer sein, als mich selbst zu tödten. Hast du bedacht, was man sagen würde, wenn du ihn mordetest? Aus Eifersucht, würde man sprechen, aus Eifersucht hat er ihn hingestreckt; und das wird seinen Grund haben. Nein, Giustiniano, um seinen Tod muß ich gewußt, dabei geholfen haben. Niemand wird dann nach mir den Stein werfen. Jeder sagen: das Weib hat seinem Manne geholfen in blutiger, gefährlicher That, muß also bis in den Tod ihm treu und makellos sein, wie Gold. Sprich, willst du ihn tödten ? —
In Stücke hauen könnte ich ihn, rief der aufgebrachte Gatte. Ach, Cassandra, edles Weib, sprach er in weicherem Tone, du hast mir schon zu viel bekannt. Das stille unbefangene Glück unseres Beisammenlebens ist dahin; die Tage vorüber, da nicht einmal träumend mir in den Sinn kam, du könntest einen Andern mit Wohlgefallen ansehen, als mich. Dein Bekenntniß gibt mir ein sicheres Pfand deiner Ehre und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T10:26:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T10:26:17Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |