Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Treue; es erfüllt mich mit heiligem Entzücken; doch zugleich fühle ich in mir ein neues, mir unbekanntes Feuer auflodern: ich denke, es ist, was die Menschen Eifersucht nennen.

Recht so, antwortete Cassandra, Eifersucht solltest du empfinden; so liebe ich dich, und willst du meine Liebe dir erhalten, so morde, so tödte Den, welcher nicht allein deine Ehre, nein, selbst mein Herz dir zu entreißen droht. Doch höre nun, wie. Du, Giustiniano, sollst zum Scheine den Ort verlassen und heimlich in der ersten Stunde der Nacht durch die Hinterthüre wiederum dich ins Haus schleichen. Der Magd bedarf ich noch einige Stunden. Wenn ich durch sie erfahren und bewirkt, was ich bedarf, so werde ich ein Mittel ersinnen, sie aus dem Hause zu schaffen, bevor du zurückkommst. Gelingt es mir, den Elenden schon in nächster Nacht ins Haus zu locken, so tödten wir ihn sogleich; denn gefährliche Anschläge, habe ich von meinem Vater oft sagen hören, soll man nicht verschieben, damit sie nicht auskommen und der Muth nicht erlösche.

So sei und bleibe es, sprach der Gatte; und gebe Gott dem guten Werke seinen Segen, damit viel künftiges Unheil abgewendet und Rache werde allen den Unseligen, deren Glück er ruchlos zu Grund gerichtet. Stecke das Juwel in den Busen, oder verberge es sonst, damit die Magd nicht merke, daß ich's gesehen. Ich kann mich nicht verstellen, will daher in den Stall gehen, das Maulthier aufzuzäumen. Ich höre sie, sagte er, in

Treue; es erfüllt mich mit heiligem Entzücken; doch zugleich fühle ich in mir ein neues, mir unbekanntes Feuer auflodern: ich denke, es ist, was die Menschen Eifersucht nennen.

Recht so, antwortete Cassandra, Eifersucht solltest du empfinden; so liebe ich dich, und willst du meine Liebe dir erhalten, so morde, so tödte Den, welcher nicht allein deine Ehre, nein, selbst mein Herz dir zu entreißen droht. Doch höre nun, wie. Du, Giustiniano, sollst zum Scheine den Ort verlassen und heimlich in der ersten Stunde der Nacht durch die Hinterthüre wiederum dich ins Haus schleichen. Der Magd bedarf ich noch einige Stunden. Wenn ich durch sie erfahren und bewirkt, was ich bedarf, so werde ich ein Mittel ersinnen, sie aus dem Hause zu schaffen, bevor du zurückkommst. Gelingt es mir, den Elenden schon in nächster Nacht ins Haus zu locken, so tödten wir ihn sogleich; denn gefährliche Anschläge, habe ich von meinem Vater oft sagen hören, soll man nicht verschieben, damit sie nicht auskommen und der Muth nicht erlösche.

So sei und bleibe es, sprach der Gatte; und gebe Gott dem guten Werke seinen Segen, damit viel künftiges Unheil abgewendet und Rache werde allen den Unseligen, deren Glück er ruchlos zu Grund gerichtet. Stecke das Juwel in den Busen, oder verberge es sonst, damit die Magd nicht merke, daß ich's gesehen. Ich kann mich nicht verstellen, will daher in den Stall gehen, das Maulthier aufzuzäumen. Ich höre sie, sagte er, in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0079"/>
Treue;                es erfüllt mich mit heiligem Entzücken; doch zugleich fühle ich in mir ein neues, mir                unbekanntes Feuer auflodern: ich denke, es ist, was die Menschen Eifersucht                nennen.</p><lb/>
        <p>Recht so, antwortete Cassandra, Eifersucht solltest du empfinden; so liebe ich dich,                und willst du meine Liebe dir erhalten, so morde, so tödte Den, welcher nicht allein                deine Ehre, nein, selbst mein Herz dir zu entreißen droht. Doch höre nun, wie. Du,                Giustiniano, sollst zum Scheine den Ort verlassen und heimlich in der ersten Stunde                der Nacht durch die Hinterthüre wiederum dich ins Haus schleichen. Der Magd bedarf                ich noch einige Stunden. Wenn ich durch sie erfahren und bewirkt, was ich bedarf, so                werde ich ein Mittel ersinnen, sie aus dem Hause zu schaffen, bevor du zurückkommst.                Gelingt es mir, den Elenden schon in nächster Nacht ins Haus zu locken, so tödten wir                ihn sogleich; denn gefährliche Anschläge, habe ich von meinem Vater oft sagen hören,                soll man nicht verschieben, damit sie nicht auskommen und der Muth nicht                erlösche.</p><lb/>
        <p>So sei und bleibe es, sprach der Gatte; und gebe Gott dem guten Werke seinen Segen,                damit viel künftiges Unheil abgewendet und Rache werde allen den Unseligen, deren                Glück er ruchlos zu Grund gerichtet. Stecke das Juwel in den Busen, oder verberge es                sonst, damit die Magd nicht merke, daß ich's gesehen. Ich kann mich nicht verstellen,                will daher in den Stall gehen, das Maulthier aufzuzäumen. Ich höre sie, sagte er, in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0079] Treue; es erfüllt mich mit heiligem Entzücken; doch zugleich fühle ich in mir ein neues, mir unbekanntes Feuer auflodern: ich denke, es ist, was die Menschen Eifersucht nennen. Recht so, antwortete Cassandra, Eifersucht solltest du empfinden; so liebe ich dich, und willst du meine Liebe dir erhalten, so morde, so tödte Den, welcher nicht allein deine Ehre, nein, selbst mein Herz dir zu entreißen droht. Doch höre nun, wie. Du, Giustiniano, sollst zum Scheine den Ort verlassen und heimlich in der ersten Stunde der Nacht durch die Hinterthüre wiederum dich ins Haus schleichen. Der Magd bedarf ich noch einige Stunden. Wenn ich durch sie erfahren und bewirkt, was ich bedarf, so werde ich ein Mittel ersinnen, sie aus dem Hause zu schaffen, bevor du zurückkommst. Gelingt es mir, den Elenden schon in nächster Nacht ins Haus zu locken, so tödten wir ihn sogleich; denn gefährliche Anschläge, habe ich von meinem Vater oft sagen hören, soll man nicht verschieben, damit sie nicht auskommen und der Muth nicht erlösche. So sei und bleibe es, sprach der Gatte; und gebe Gott dem guten Werke seinen Segen, damit viel künftiges Unheil abgewendet und Rache werde allen den Unseligen, deren Glück er ruchlos zu Grund gerichtet. Stecke das Juwel in den Busen, oder verberge es sonst, damit die Magd nicht merke, daß ich's gesehen. Ich kann mich nicht verstellen, will daher in den Stall gehen, das Maulthier aufzuzäumen. Ich höre sie, sagte er, in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/79
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/79>, abgerufen am 02.05.2024.