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Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Anschlag Kunde zu geben, mich selbst anzuklagen, damit ich mich reinige von härterem Vorwurf. Ob es mir gelingen wird, vor dem Gesetze, vor den Mächtigen dieser Erde andern Lohn zu ernten als den Tod, welchen du unzeitig und vorgreiflich mir geben wolltest, darüber möge Gott entscheiden; ich ergebe mich in seinen Willen. Gehe jetzt, eile. Die Erinnerung an unser kurzes Glück gebe dir in Schmerz und Leiden die Kraft, sie männlich und standhaft zu erdulden. Sieh auf mich, sieh mich gefaßt und ruhig der Freude, dem Leben entsagen. -- Wir sind der Schande entflohen; ist das nicht ein Großes? -- Danken wir unserm Gott, daß er zu schwerem Schicksal uns starke Seelen gegeben.

Er verließ das Haus ohne Kuß und Händedruck. Sie war ihm noch behülflich, die blutigen Kleider mit anderen zu wechseln, begleitete ihn bis an die Thüre, welche auf die Gasse des Ortes hinausführt, verriegelte diese, dann auch das Gartenthor, und begab sich hinauf in ihre Kammer, um einsam die schreckliche That, die ungewisse Zukunft zu überdenken. Keine Thräne lös'te den harten, drückenden Schmerz, welcher auf ihrer Seele lastete. Ihr Gatte suchte indeß im Finstern seinen Weg, zum Orte hinaus, der Küste zu. -- Man hat nie mehr von ihm gehört.

Als das erste Morgenlicht hereinbrach und Savello noch immer nicht zurückkehrte, ergriff den Diener, welcher bis dahin an der Gartenmauer vergeblich auf ihn ge-

Anschlag Kunde zu geben, mich selbst anzuklagen, damit ich mich reinige von härterem Vorwurf. Ob es mir gelingen wird, vor dem Gesetze, vor den Mächtigen dieser Erde andern Lohn zu ernten als den Tod, welchen du unzeitig und vorgreiflich mir geben wolltest, darüber möge Gott entscheiden; ich ergebe mich in seinen Willen. Gehe jetzt, eile. Die Erinnerung an unser kurzes Glück gebe dir in Schmerz und Leiden die Kraft, sie männlich und standhaft zu erdulden. Sieh auf mich, sieh mich gefaßt und ruhig der Freude, dem Leben entsagen. — Wir sind der Schande entflohen; ist das nicht ein Großes? — Danken wir unserm Gott, daß er zu schwerem Schicksal uns starke Seelen gegeben.

Er verließ das Haus ohne Kuß und Händedruck. Sie war ihm noch behülflich, die blutigen Kleider mit anderen zu wechseln, begleitete ihn bis an die Thüre, welche auf die Gasse des Ortes hinausführt, verriegelte diese, dann auch das Gartenthor, und begab sich hinauf in ihre Kammer, um einsam die schreckliche That, die ungewisse Zukunft zu überdenken. Keine Thräne lös'te den harten, drückenden Schmerz, welcher auf ihrer Seele lastete. Ihr Gatte suchte indeß im Finstern seinen Weg, zum Orte hinaus, der Küste zu. — Man hat nie mehr von ihm gehört.

Als das erste Morgenlicht hereinbrach und Savello noch immer nicht zurückkehrte, ergriff den Diener, welcher bis dahin an der Gartenmauer vergeblich auf ihn ge-

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[0086] Anschlag Kunde zu geben, mich selbst anzuklagen, damit ich mich reinige von härterem Vorwurf. Ob es mir gelingen wird, vor dem Gesetze, vor den Mächtigen dieser Erde andern Lohn zu ernten als den Tod, welchen du unzeitig und vorgreiflich mir geben wolltest, darüber möge Gott entscheiden; ich ergebe mich in seinen Willen. Gehe jetzt, eile. Die Erinnerung an unser kurzes Glück gebe dir in Schmerz und Leiden die Kraft, sie männlich und standhaft zu erdulden. Sieh auf mich, sieh mich gefaßt und ruhig der Freude, dem Leben entsagen. — Wir sind der Schande entflohen; ist das nicht ein Großes? — Danken wir unserm Gott, daß er zu schwerem Schicksal uns starke Seelen gegeben. Er verließ das Haus ohne Kuß und Händedruck. Sie war ihm noch behülflich, die blutigen Kleider mit anderen zu wechseln, begleitete ihn bis an die Thüre, welche auf die Gasse des Ortes hinausführt, verriegelte diese, dann auch das Gartenthor, und begab sich hinauf in ihre Kammer, um einsam die schreckliche That, die ungewisse Zukunft zu überdenken. Keine Thräne lös'te den harten, drückenden Schmerz, welcher auf ihrer Seele lastete. Ihr Gatte suchte indeß im Finstern seinen Weg, zum Orte hinaus, der Küste zu. — Man hat nie mehr von ihm gehört. Als das erste Morgenlicht hereinbrach und Savello noch immer nicht zurückkehrte, ergriff den Diener, welcher bis dahin an der Gartenmauer vergeblich auf ihn ge-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/86>, abgerufen am 21.11.2024.