Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.wieder kommen. Mein Herz zog sich zusammen: ich war ent¬ Er schwieg, in Erinnerungen verloren. Nach einer Weile "Verzeihen Sie", sagte sie mit einiger Anstrengung, "daß "Verfügen Sie ganz über mich", entgegnete ich erwar¬ wieder kommen. Mein Herz zog ſich zuſammen: ich war ent¬ Er ſchwieg, in Erinnerungen verloren. Nach einer Weile „Verzeihen Sie“, ſagte ſie mit einiger Anſtrengung, „daß „Verfügen Sie ganz über mich“, entgegnete ich erwar¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="217"/> wieder kommen. Mein Herz zog ſich zuſammen: ich war ent¬<lb/> lohnt. Als ich diesmal beim Thore anlangte, durchſchauerte<lb/> es mich heiß und ſchmerzlich; ich glaube ſogar, daß meine<lb/> Augen feucht geworden waren.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Er ſchwieg, in Erinnerungen verloren. Nach einer Weile<lb/> fuhr er fort: „Faſt ein halbes Jahr war darüber hingegan¬<lb/> gen und alle dieſe Erlebniſſe lagen bereits vergeſſen hinter<lb/> mir. Nur zuweilen dämmerte noch wie im Traum die ſchlanke<lb/> Geſtalt der Geigerin vor mir auf, um alsbald wieder in<lb/> Nichts zu zerfließen. Da wurde eines Tages ziemlich früh<lb/> die Klingel meines Vorzimmers gezogen. Ich halte keinen<lb/> Bedienten, und ſomit mußte ich ſelbſt öffnen gehen. Nachdem<lb/> ich es gethan, ſtand Ludovica vor mir. Ich war über ihren<lb/> Anblick derart betroffen, daß ich alle Geiſtesgegenwart einbüßte<lb/> und die Verlegene eine Zeit lang zwiſchen Thür und Angel<lb/> ſtehen ließ. Endlich hatte ich mich gefaßt und führte ſie raſch<lb/> herein — nach jenem Sopha, auf welchem Sie jetzt ſitzen.</p><lb/> <p>„Verzeihen Sie“, ſagte ſie mit einiger Anſtrengung, „daß<lb/> ich Sie ſtöre. Sie haben mir einſt einen ſolchen Beweis von<lb/> Theilnahme gegeben, daß ich den Muth finde, noch einmal um<lb/> ihre Hilfe zu bitten.“</p><lb/> <p>„Verfügen Sie ganz über mich“, entgegnete ich erwar¬<lb/> tungsvoll.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [217/0233]
wieder kommen. Mein Herz zog ſich zuſammen: ich war ent¬
lohnt. Als ich diesmal beim Thore anlangte, durchſchauerte
es mich heiß und ſchmerzlich; ich glaube ſogar, daß meine
Augen feucht geworden waren.
Er ſchwieg, in Erinnerungen verloren. Nach einer Weile
fuhr er fort: „Faſt ein halbes Jahr war darüber hingegan¬
gen und alle dieſe Erlebniſſe lagen bereits vergeſſen hinter
mir. Nur zuweilen dämmerte noch wie im Traum die ſchlanke
Geſtalt der Geigerin vor mir auf, um alsbald wieder in
Nichts zu zerfließen. Da wurde eines Tages ziemlich früh
die Klingel meines Vorzimmers gezogen. Ich halte keinen
Bedienten, und ſomit mußte ich ſelbſt öffnen gehen. Nachdem
ich es gethan, ſtand Ludovica vor mir. Ich war über ihren
Anblick derart betroffen, daß ich alle Geiſtesgegenwart einbüßte
und die Verlegene eine Zeit lang zwiſchen Thür und Angel
ſtehen ließ. Endlich hatte ich mich gefaßt und führte ſie raſch
herein — nach jenem Sopha, auf welchem Sie jetzt ſitzen.
„Verzeihen Sie“, ſagte ſie mit einiger Anſtrengung, „daß
ich Sie ſtöre. Sie haben mir einſt einen ſolchen Beweis von
Theilnahme gegeben, daß ich den Muth finde, noch einmal um
ihre Hilfe zu bitten.“
„Verfügen Sie ganz über mich“, entgegnete ich erwar¬
tungsvoll.
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