Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen. Ich verneigte mich schweigend. Dann nahm ich von den Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als ich er¬ vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen. Ich verneigte mich ſchweigend. Dann nahm ich von den Die Sonne ſtand ſchon hoch am Himmel, als ich er¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0280" n="264"/> vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen.<lb/> Wir wollen Sie nicht länger halten.“</p><lb/> <p>Ich verneigte mich ſchweigend. Dann nahm ich von den<lb/> Uebrigen Abſchied und zog mich zurück. Obgleich ich in der<lb/> That der Ruhe bedürftig war und auch alsbald zu Bette ging,<lb/> ſann ich doch unwillkürlich den Erlebniſſen des Tages nach,<lb/> und ſo hielten mich fragende Gedanken und leiſe Schauer der<lb/> Seele noch lange wach. Endlich ſchlief ich ein. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Die Sonne ſtand ſchon hoch am Himmel, als ich er¬<lb/> wachte. Friſch und würzig drang der Duft des Morgens<lb/> mit dem Gezwitſcher der Vögel durch die geöffneten Fenſter<lb/> herein, und ich machte mich fertig, meinen dienſtlichen Verrich¬<lb/> tungen im Dorfe nachzukommen. Ueber dieſen ging ein Theil<lb/> des Vormittages hin; nunmehr aber ſollte ich mich nach dem<lb/> Städtchen begeben, wo ich weitere Befehle und Anordnungen<lb/> für morgen entgegen zu nehmen hatte. Da ich vorausſah,<lb/> daß man mich dort an den Offizierſtiſch ziehen und ſo bald<lb/> nicht wieder loslaſſen würde, ſo erſchien es mir gerathen, mich<lb/> ſchon jetzt bei dem Herrn des Schloſſes zu verabſchieden. Ich<lb/> fand ihn diesmal ſichtlich zerſtreut und verſtimmt; vielleicht<lb/> durch den Inhalt mehrerer Briefe, die eben mit der Poſt ge¬<lb/> kommen zu ſein ſchienen und erbrochen auf dem Schreibtiſche<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0280]
vielleicht vorziehen, den Thee in Ihrem Zimmer zu nehmen.
Wir wollen Sie nicht länger halten.“
Ich verneigte mich ſchweigend. Dann nahm ich von den
Uebrigen Abſchied und zog mich zurück. Obgleich ich in der
That der Ruhe bedürftig war und auch alsbald zu Bette ging,
ſann ich doch unwillkürlich den Erlebniſſen des Tages nach,
und ſo hielten mich fragende Gedanken und leiſe Schauer der
Seele noch lange wach. Endlich ſchlief ich ein. —
Die Sonne ſtand ſchon hoch am Himmel, als ich er¬
wachte. Friſch und würzig drang der Duft des Morgens
mit dem Gezwitſcher der Vögel durch die geöffneten Fenſter
herein, und ich machte mich fertig, meinen dienſtlichen Verrich¬
tungen im Dorfe nachzukommen. Ueber dieſen ging ein Theil
des Vormittages hin; nunmehr aber ſollte ich mich nach dem
Städtchen begeben, wo ich weitere Befehle und Anordnungen
für morgen entgegen zu nehmen hatte. Da ich vorausſah,
daß man mich dort an den Offizierſtiſch ziehen und ſo bald
nicht wieder loslaſſen würde, ſo erſchien es mir gerathen, mich
ſchon jetzt bei dem Herrn des Schloſſes zu verabſchieden. Ich
fand ihn diesmal ſichtlich zerſtreut und verſtimmt; vielleicht
durch den Inhalt mehrerer Briefe, die eben mit der Poſt ge¬
kommen zu ſein ſchienen und erbrochen auf dem Schreibtiſche
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