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Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.

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"Ja," sagte er, "mein Harmonium."

Ich hatte dieses Instrumentes wohl schon öfter erwähnen,
aber noch nie darauf spielen hören, und bemerkte dies dem
Priester.

"Ich selbst besitze es noch nicht lange," erwiederte er, in¬
dem er den Schirm auf der einen Seite empor schob, so daß
der volle Lichtstrom gegen die rückwärtige Wand fiel. "Ich
pflegte früher die Orgel zu spielen. Da ich aber dazu immer
erst in die Kirche gehen und die Hilfe eines Zweiten in An¬
spruch nehmen mußte, so schaffte ich mir endlich dieses Instru¬
ment an, das in Hinsicht auf Construction und Klang der
Orgel am nächsten kommt und dabei eine größere Bequem¬
lichkeit gestattet."

Ich hatte inzwischen unverwandt nach dem Bilde gesehen,
dessen ewig neuen Zauber ich hier wieder auf das tiefste
empfand. Und je länger ich das Antlitz der Gottesmutter
betrachtete, die mit ihren großen, unergründlichen Augen wie
verwundert auf den faustischen Apparat im Zimmer zu blicken
schien, je mehr fiel mir die Aehnlichkeit desselben mit dem einer
Person auf, deren ich mich aber, wie dies oft der Fall zu sein
pflegt, nicht gleich entsinnen konnte.

Der Priester war aufgestanden, hatte sich an das Har¬
monium gesetzt und legte die Spitzen seiner langen weißen
Finger auf die Tasten. "Nicht wahr, ein wunderbares Bild?"
sagte er. "Man kann sich nicht satt schauen daran. Das

„Ja,“ ſagte er, „mein Harmonium.“

Ich hatte dieſes Inſtrumentes wohl ſchon öfter erwähnen,
aber noch nie darauf ſpielen hören, und bemerkte dies dem
Prieſter.

„Ich ſelbſt beſitze es noch nicht lange,“ erwiederte er, in¬
dem er den Schirm auf der einen Seite empor ſchob, ſo daß
der volle Lichtſtrom gegen die rückwärtige Wand fiel. „Ich
pflegte früher die Orgel zu ſpielen. Da ich aber dazu immer
erſt in die Kirche gehen und die Hilfe eines Zweiten in An¬
ſpruch nehmen mußte, ſo ſchaffte ich mir endlich dieſes Inſtru¬
ment an, das in Hinſicht auf Conſtruction und Klang der
Orgel am nächſten kommt und dabei eine größere Bequem¬
lichkeit geſtattet.“

Ich hatte inzwiſchen unverwandt nach dem Bilde geſehen,
deſſen ewig neuen Zauber ich hier wieder auf das tiefſte
empfand. Und je länger ich das Antlitz der Gottesmutter
betrachtete, die mit ihren großen, unergründlichen Augen wie
verwundert auf den fauſtiſchen Apparat im Zimmer zu blicken
ſchien, je mehr fiel mir die Aehnlichkeit deſſelben mit dem einer
Perſon auf, deren ich mich aber, wie dies oft der Fall zu ſein
pflegt, nicht gleich entſinnen konnte.

Der Prieſter war aufgeſtanden, hatte ſich an das Har¬
monium geſetzt und legte die Spitzen ſeiner langen weißen
Finger auf die Taſten. „Nicht wahr, ein wunderbares Bild?“
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[27/0043] „Ja,“ ſagte er, „mein Harmonium.“ Ich hatte dieſes Inſtrumentes wohl ſchon öfter erwähnen, aber noch nie darauf ſpielen hören, und bemerkte dies dem Prieſter. „Ich ſelbſt beſitze es noch nicht lange,“ erwiederte er, in¬ dem er den Schirm auf der einen Seite empor ſchob, ſo daß der volle Lichtſtrom gegen die rückwärtige Wand fiel. „Ich pflegte früher die Orgel zu ſpielen. Da ich aber dazu immer erſt in die Kirche gehen und die Hilfe eines Zweiten in An¬ ſpruch nehmen mußte, ſo ſchaffte ich mir endlich dieſes Inſtru¬ ment an, das in Hinſicht auf Conſtruction und Klang der Orgel am nächſten kommt und dabei eine größere Bequem¬ lichkeit geſtattet.“ Ich hatte inzwiſchen unverwandt nach dem Bilde geſehen, deſſen ewig neuen Zauber ich hier wieder auf das tiefſte empfand. Und je länger ich das Antlitz der Gottesmutter betrachtete, die mit ihren großen, unergründlichen Augen wie verwundert auf den fauſtiſchen Apparat im Zimmer zu blicken ſchien, je mehr fiel mir die Aehnlichkeit deſſelben mit dem einer Perſon auf, deren ich mich aber, wie dies oft der Fall zu ſein pflegt, nicht gleich entſinnen konnte. Der Prieſter war aufgeſtanden, hatte ſich an das Har¬ monium geſetzt und legte die Spitzen ſeiner langen weißen Finger auf die Taſten. „Nicht wahr, ein wunderbares Bild?“ ſagte er. „Man kann ſich nicht ſatt ſchauen daran. Das

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Zitationshilfe: Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/43>, abgerufen am 23.11.2024.