Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Metamorphosenlehre und der Spiraltheorie. lehre verbinden läßt, also in rein idealistischem Sinne auf.Beide machten sich frei von den groben Verirrungen der Natur- Philosophen und brachten so die rein idealistische, formale Be- trachtung der Pflanzengestalt zu consequenterem Ausdruck. Karl Friedrich Schimper 1) begründete schon vor 1830 die Daß die Blätter an den sie erzeugenden Stengeln nach be- 1) K. F. Schimper, 1803 in Mannheim geboren, studirte anfangs,
eines Stipendiums wegen in Heidelberg Theologie, nachdem er jedoch als beauftragter Pflanzensammler in Südfrankreich gereist war, nahm er seine Studien als Mediciner wieder auf. Von 1828-1842 lebte er in München zeitweise als academischer Docent thätig, zwischenweilig die Alpen und Pyrenäen und andere Gegenden im Auftrage des Königs von Bayern be- reisend. In diese Zeit fallen seine wichtigsten Arbeiten über die Blatt- stellung und Forschungen über die frühere Ausdehnung der Gletscher und die Periode der Eiszeit. Seit 1842 lebt er wieder in der Pfalz, seit 1859 zumal in Schwetzingen als Privatgelehrter, in seinen späteren Jahren unter- stützt durch eine Pension des Großherzogs von Baden. Er starb daselbst 1867 Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie. lehre verbinden läßt, alſo in rein idealiſtiſchem Sinne auf.Beide machten ſich frei von den groben Verirrungen der Natur- Philoſophen und brachten ſo die rein idealiſtiſche, formale Be- trachtung der Pflanzengeſtalt zu conſequenterem Ausdruck. Karl Friedrich Schimper 1) begründete ſchon vor 1830 die Daß die Blätter an den ſie erzeugenden Stengeln nach be- 1) K. F. Schimper, 1803 in Mannheim geboren, ſtudirte anfangs,
eines Stipendiums wegen in Heidelberg Theologie, nachdem er jedoch als beauftragter Pflanzenſammler in Südfrankreich gereiſt war, nahm er ſeine Studien als Mediciner wieder auf. Von 1828-1842 lebte er in München zeitweiſe als academiſcher Docent thätig, zwiſchenweilig die Alpen und Pyrenäen und andere Gegenden im Auftrage des Königs von Bayern be- reiſend. In dieſe Zeit fallen ſeine wichtigſten Arbeiten über die Blatt- ſtellung und Forſchungen über die frühere Ausdehnung der Gletſcher und die Periode der Eiszeit. Seit 1842 lebt er wieder in der Pfalz, ſeit 1859 zumal in Schwetzingen als Privatgelehrter, in ſeinen ſpäteren Jahren unter- ſtützt durch eine Penſion des Großherzogs von Baden. Er ſtarb daſelbſt 1867 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0187" n="175"/><fw place="top" type="header">Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie.</fw><lb/> lehre verbinden läßt, alſo in rein idealiſtiſchem Sinne auf.<lb/> Beide machten ſich frei von den groben Verirrungen der Natur-<lb/> Philoſophen und brachten ſo die rein idealiſtiſche, formale Be-<lb/> trachtung der Pflanzengeſtalt zu conſequenterem Ausdruck.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Karl Friedrich Schimper</hi><note place="foot" n="1)">K. F. <hi rendition="#g">Schimper</hi>, 1803 in Mannheim geboren, ſtudirte anfangs,<lb/> eines Stipendiums wegen in Heidelberg Theologie, nachdem er jedoch als<lb/> beauftragter Pflanzenſammler in Südfrankreich gereiſt war, nahm er ſeine<lb/> Studien als Mediciner wieder auf. Von 1828-1842 lebte er in München<lb/> zeitweiſe als academiſcher Docent thätig, zwiſchenweilig die Alpen und<lb/> Pyrenäen und andere Gegenden im Auftrage des Königs von Bayern be-<lb/> reiſend. In dieſe Zeit fallen ſeine wichtigſten Arbeiten über die Blatt-<lb/> ſtellung und Forſchungen über die frühere Ausdehnung der Gletſcher und<lb/> die Periode der Eiszeit. Seit 1842 lebt er wieder in der Pfalz, ſeit 1859<lb/> zumal in Schwetzingen als Privatgelehrter, in ſeinen ſpäteren Jahren unter-<lb/> ſtützt durch eine Penſion des Großherzogs von Baden. Er ſtarb daſelbſt 1867</note> begründete ſchon vor 1830 die<lb/> nach ihm benannte Blattſtellungstheorie, die er 1834 auf der<lb/> Naturforſcherverſammlung in Stuttgart als eine in ſich abge-<lb/> ſchloſſene, fertige Theorie vortrug; eine durch Klarheit und Ein-<lb/> fachheit ausgezeichnete Darſtellung dieſer Lehre gab <hi rendition="#g">Alexander<lb/> Braun</hi> in Form eines Referats dieſer <hi rendition="#g">Schimper</hi>'<hi rendition="#g">ſchen</hi> Vor-<lb/> träge in der Flora 1835, nachdem er ſelbſt bereits eine ausge-<lb/> zeichnete, umfaſſende Abhandlung über denſelben Gegenſtand<lb/> herausgegeben hatte. In dieſen Publicationen trat die Blatt-<lb/> ſtellungslehre ſofort mit einer formalen Vollendung auf, die<lb/> nicht verfehlen konnte, die größte Aufmerkſamkeit der botaniſchen<lb/> Welt und ſogar des größeren Publikums auf ſich zu ziehen; und<lb/> mit Recht, denn hier trat, was auf dem Gebiete der Botanik<lb/> leider ſo äußerſt ſelten iſt, ein wiſſenſchaftlicher Gedanke nicht<lb/> nur gelegentlich hingeworfen, ſondern in allen ſeinen Conſequen-<lb/> zen ausgeſponnen als ein in ſich vollendetes Lehrgebäude hervor,<lb/> welches dadurch noch an äußerem Glanz gewann, daß ſeine einzelnen<lb/> Sätze ſich in Zahlen und Formeln ausdrücken ließen, da ſich die<lb/> ganze Lehre in geometriſchen Conſtructionen bewegte, ein bis dahin<lb/> in der Botanik ganz unerhörtes Verfahren.</p><lb/> <p>Daß die Blätter an den ſie erzeugenden Stengeln nach be-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0187]
Metamorphoſenlehre und der Spiraltheorie.
lehre verbinden läßt, alſo in rein idealiſtiſchem Sinne auf.
Beide machten ſich frei von den groben Verirrungen der Natur-
Philoſophen und brachten ſo die rein idealiſtiſche, formale Be-
trachtung der Pflanzengeſtalt zu conſequenterem Ausdruck.
Karl Friedrich Schimper 1) begründete ſchon vor 1830 die
nach ihm benannte Blattſtellungstheorie, die er 1834 auf der
Naturforſcherverſammlung in Stuttgart als eine in ſich abge-
ſchloſſene, fertige Theorie vortrug; eine durch Klarheit und Ein-
fachheit ausgezeichnete Darſtellung dieſer Lehre gab Alexander
Braun in Form eines Referats dieſer Schimper'ſchen Vor-
träge in der Flora 1835, nachdem er ſelbſt bereits eine ausge-
zeichnete, umfaſſende Abhandlung über denſelben Gegenſtand
herausgegeben hatte. In dieſen Publicationen trat die Blatt-
ſtellungslehre ſofort mit einer formalen Vollendung auf, die
nicht verfehlen konnte, die größte Aufmerkſamkeit der botaniſchen
Welt und ſogar des größeren Publikums auf ſich zu ziehen; und
mit Recht, denn hier trat, was auf dem Gebiete der Botanik
leider ſo äußerſt ſelten iſt, ein wiſſenſchaftlicher Gedanke nicht
nur gelegentlich hingeworfen, ſondern in allen ſeinen Conſequen-
zen ausgeſponnen als ein in ſich vollendetes Lehrgebäude hervor,
welches dadurch noch an äußerem Glanz gewann, daß ſeine einzelnen
Sätze ſich in Zahlen und Formeln ausdrücken ließen, da ſich die
ganze Lehre in geometriſchen Conſtructionen bewegte, ein bis dahin
in der Botanik ganz unerhörtes Verfahren.
Daß die Blätter an den ſie erzeugenden Stengeln nach be-
1) K. F. Schimper, 1803 in Mannheim geboren, ſtudirte anfangs,
eines Stipendiums wegen in Heidelberg Theologie, nachdem er jedoch als
beauftragter Pflanzenſammler in Südfrankreich gereiſt war, nahm er ſeine
Studien als Mediciner wieder auf. Von 1828-1842 lebte er in München
zeitweiſe als academiſcher Docent thätig, zwiſchenweilig die Alpen und
Pyrenäen und andere Gegenden im Auftrage des Königs von Bayern be-
reiſend. In dieſe Zeit fallen ſeine wichtigſten Arbeiten über die Blatt-
ſtellung und Forſchungen über die frühere Ausdehnung der Gletſcher und
die Periode der Eiszeit. Seit 1842 lebt er wieder in der Pfalz, ſeit 1859
zumal in Schwetzingen als Privatgelehrter, in ſeinen ſpäteren Jahren unter-
ſtützt durch eine Penſion des Großherzogs von Baden. Er ſtarb daſelbſt 1867
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