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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.
jeder Botaniker auf einem ziemlich beschränkten Gebiet seiner
Heimath vorfand und der Beachtung werth hielt; zugleich aber
waren die späteren bemüht, jedem Kräuterbuch einen universellen
Charakter zu geben, auch die von dem Verfasser nicht selbst
gesehenen Pflanzen mit aufzunehmen; jeder folgende entlehnte
von seinen Vorgängern wo möglich Alles, was diese gesehen
hatten und fügte das selbst Gesehene, Neue hinzu; im Gegensatz
zu den vorhergehenden Jahrhunderten aber hielt man jetzt nicht
mehr das aus den Vorgängern Entlehnte, sondern das nach
eigener Beobachtung Hinzugebrachte für das eigentlich Verdienst-
volle jedes neuen Kräuterbuches. So war jeder bestrebt, möglichst
zahlreiche, bisher nicht bekannte oder beachtete Pflanzen seinem
Werke einzuverleiben, und sehr rasch stieg die Zahl der Einzel-
beschreibungen: bei Fuchs (1542) finden wir ungefähr 500
Arten beschrieben und abgebildet und schon 1623 ist die Zahl
der von Caspar Bauhin aufgezählten Arten auf 6000 ge-
stiegen. Da die Botaniker über einen großen Theil Deutschlands
verbreitet waren: Fuchs in Bayern, dann in Tübingen, Bock
am Mittelrhein, Konrad Gesner in Zürich, Dodonaeus und
Lobelius in den Niederlanden, so wurde schon auf diese Weise
ein Gebiet von beträchtlichem Umfange durchforscht; erweitert
wurde es durch das, was Reisende den Botanikern mitbrachten
oder zuschickten, und vor Allem war es Clusius, welcher nicht
nur einen großen Theil Deutschlands und Ungarns, sondern
auch Spanien bereiste und die Pflanzen dieser Länder eifrig
sammelte und beschrieb. Gleichzeitig wurde auch von Italien
her, zum Theil durch die Bemühungen der italienischen Botaniker,
wie Mattioli, aber auch durch reisende Deutsche die Zahl
der bekannten Pflanzen vermehrt; zu erwähnen ist hier noch die
erste Flora des Thüringer-Waldes, welche Thalius sammelte,
die aber erst nach dessen Tode 1588 herauskam. Selbst botanische
Gärten, die man freilich in bescheideneren Formen als unsere
jetzigen zu denken hat, halfen schon im 16. Jahrhunderte die
Pflanzenkenntniß mehren: die ersten derselben waren in Italien
entstanden, so zu Padua 1545, in Pisa 1547, in Bologna 1567

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von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.
jeder Botaniker auf einem ziemlich beſchränkten Gebiet ſeiner
Heimath vorfand und der Beachtung werth hielt; zugleich aber
waren die ſpäteren bemüht, jedem Kräuterbuch einen univerſellen
Charakter zu geben, auch die von dem Verfaſſer nicht ſelbſt
geſehenen Pflanzen mit aufzunehmen; jeder folgende entlehnte
von ſeinen Vorgängern wo möglich Alles, was dieſe geſehen
hatten und fügte das ſelbſt Geſehene, Neue hinzu; im Gegenſatz
zu den vorhergehenden Jahrhunderten aber hielt man jetzt nicht
mehr das aus den Vorgängern Entlehnte, ſondern das nach
eigener Beobachtung Hinzugebrachte für das eigentlich Verdienſt-
volle jedes neuen Kräuterbuches. So war jeder beſtrebt, möglichſt
zahlreiche, bisher nicht bekannte oder beachtete Pflanzen ſeinem
Werke einzuverleiben, und ſehr raſch ſtieg die Zahl der Einzel-
beſchreibungen: bei Fuchs (1542) finden wir ungefähr 500
Arten beſchrieben und abgebildet und ſchon 1623 iſt die Zahl
der von Caspar Bauhin aufgezählten Arten auf 6000 ge-
ſtiegen. Da die Botaniker über einen großen Theil Deutſchlands
verbreitet waren: Fuchs in Bayern, dann in Tübingen, Bock
am Mittelrhein, Konrad Gesner in Zürich, Dodonaeus und
Lobelius in den Niederlanden, ſo wurde ſchon auf dieſe Weiſe
ein Gebiet von beträchtlichem Umfange durchforſcht; erweitert
wurde es durch das, was Reiſende den Botanikern mitbrachten
oder zuſchickten, und vor Allem war es Cluſius, welcher nicht
nur einen großen Theil Deutſchlands und Ungarns, ſondern
auch Spanien bereiſte und die Pflanzen dieſer Länder eifrig
ſammelte und beſchrieb. Gleichzeitig wurde auch von Italien
her, zum Theil durch die Bemühungen der italieniſchen Botaniker,
wie Mattioli, aber auch durch reiſende Deutſche die Zahl
der bekannten Pflanzen vermehrt; zu erwähnen iſt hier noch die
erſte Flora des Thüringer-Waldes, welche Thalius ſammelte,
die aber erſt nach deſſen Tode 1588 herauskam. Selbſt botaniſche
Gärten, die man freilich in beſcheideneren Formen als unſere
jetzigen zu denken hat, halfen ſchon im 16. Jahrhunderte die
Pflanzenkenntniß mehren: die erſten derſelben waren in Italien
entſtanden, ſo zu Padua 1545, in Piſa 1547, in Bologna 1567

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[19/0031] von Brunfels bis auf Caspar Bauhin. jeder Botaniker auf einem ziemlich beſchränkten Gebiet ſeiner Heimath vorfand und der Beachtung werth hielt; zugleich aber waren die ſpäteren bemüht, jedem Kräuterbuch einen univerſellen Charakter zu geben, auch die von dem Verfaſſer nicht ſelbſt geſehenen Pflanzen mit aufzunehmen; jeder folgende entlehnte von ſeinen Vorgängern wo möglich Alles, was dieſe geſehen hatten und fügte das ſelbſt Geſehene, Neue hinzu; im Gegenſatz zu den vorhergehenden Jahrhunderten aber hielt man jetzt nicht mehr das aus den Vorgängern Entlehnte, ſondern das nach eigener Beobachtung Hinzugebrachte für das eigentlich Verdienſt- volle jedes neuen Kräuterbuches. So war jeder beſtrebt, möglichſt zahlreiche, bisher nicht bekannte oder beachtete Pflanzen ſeinem Werke einzuverleiben, und ſehr raſch ſtieg die Zahl der Einzel- beſchreibungen: bei Fuchs (1542) finden wir ungefähr 500 Arten beſchrieben und abgebildet und ſchon 1623 iſt die Zahl der von Caspar Bauhin aufgezählten Arten auf 6000 ge- ſtiegen. Da die Botaniker über einen großen Theil Deutſchlands verbreitet waren: Fuchs in Bayern, dann in Tübingen, Bock am Mittelrhein, Konrad Gesner in Zürich, Dodonaeus und Lobelius in den Niederlanden, ſo wurde ſchon auf dieſe Weiſe ein Gebiet von beträchtlichem Umfange durchforſcht; erweitert wurde es durch das, was Reiſende den Botanikern mitbrachten oder zuſchickten, und vor Allem war es Cluſius, welcher nicht nur einen großen Theil Deutſchlands und Ungarns, ſondern auch Spanien bereiſte und die Pflanzen dieſer Länder eifrig ſammelte und beſchrieb. Gleichzeitig wurde auch von Italien her, zum Theil durch die Bemühungen der italieniſchen Botaniker, wie Mattioli, aber auch durch reiſende Deutſche die Zahl der bekannten Pflanzen vermehrt; zu erwähnen iſt hier noch die erſte Flora des Thüringer-Waldes, welche Thalius ſammelte, die aber erſt nach deſſen Tode 1588 herauskam. Selbſt botaniſche Gärten, die man freilich in beſcheideneren Formen als unſere jetzigen zu denken hat, halfen ſchon im 16. Jahrhunderte die Pflanzenkenntniß mehren: die erſten derſelben waren in Italien entſtanden, ſo zu Padua 1545, in Piſa 1547, in Bologna 1567 2*

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/31>, abgerufen am 21.11.2024.