Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Untersuchung des fertigen "Im jungen Triebe finde man an den Stellen, an welchen späterdie großen Gefäße liegen, vollkommen geschlossene, große cylin- drische Schläuche, die aus einen wasserhellen, sehr zarten Mem- bran bestehen." Er zeigt nun, wie nach und nach auf der Innenseite der Schläuche die den Gefäßwandungen eigene Skulptur entsteht und erwähnt bei dieser Gelegenheit, daß von einer zeit- lichen Metamorphose einer Gefäßform in eine andere durchaus keine Rede sein kann, wie auch Treviranus schon und Bern- hardi behauptet hatten. "Auf ganz analoge Weise (wie die Seitenwandungen der Gefäße) bilden sich auch die Scheidewände (Querwände) aus; bei diesen geht aber meistens die ursprüng- liche, zarte Membran mit der Zeit in den Maschen des Faser- netzes zu Grunde." Seitdem ist an dieser Auffassung der Ge- fäße im Holz von keinem urtheilsfähigen Phytotomen mehr ge- zweifelt worden. Es ist aber auffallend genug, daß Mohl, der einen so großen Werth auf den Nachweis, daß die Zelle die alleinige Grundlage der Pflanzenstruktur sei, legte, diesen Nachweis doch niemals auf die Milchgefäße und anderer Sekre- tionskanäle ausgedehnt hat, um zu zeigen, ob und wie auch diese aus Zellen entstehen; noch 1851 ("vegetabilische Zelle") bezweifelte er Unger's Behauptung, daß auch die Milchsaftge- fäße aus reihenweise geordneten, mit einander verschmelzenden Zellreihen sich bilden und hielt die Ansicht eines Ungenannten (bot. Zeitg. 1846 p. 833), wonach die Milchsaftgefäße häutige Auskleidungen von Lücken des Zellgewebes seien, für richtiger. Ihm mochte wohl der Geschmack an der Untersuchung dieser und ähnlicher Sekretionsorgane verdorben sein, nachdem Schultz Schultzenstein seit 1824 durch seine verschiedenen Abhand- lungen über den sogenannten Lebenssaft und den von ihm be- haupteten Kreislauf desselben dieses Gebiet der Phytotomie zu einem wahren Sumpf von Irrthümern gemacht und sich nicht gescheut hatte, Mohl, der ihm mehrfach entgegentrat, in unan- ständigster Weise zu erwidern; zudem wurde Schultz's von Unsinn strotzende Schrift: "Ueber die Circulation des Lebens- saftes" 1833 von der Pariser Akademie mit einem Preis gekrönt. Unterſuchung des fertigen „Im jungen Triebe finde man an den Stellen, an welchen ſpäterdie großen Gefäße liegen, vollkommen geſchloſſene, große cylin- driſche Schläuche, die aus einen waſſerhellen, ſehr zarten Mem- bran beſtehen.“ Er zeigt nun, wie nach und nach auf der Innenſeite der Schläuche die den Gefäßwandungen eigene Skulptur entſteht und erwähnt bei dieſer Gelegenheit, daß von einer zeit- lichen Metamorphoſe einer Gefäßform in eine andere durchaus keine Rede ſein kann, wie auch Treviranus ſchon und Bern- hardi behauptet hatten. „Auf ganz analoge Weiſe (wie die Seitenwandungen der Gefäße) bilden ſich auch die Scheidewände (Querwände) aus; bei dieſen geht aber meiſtens die urſprüng- liche, zarte Membran mit der Zeit in den Maſchen des Faſer- netzes zu Grunde.“ Seitdem iſt an dieſer Auffaſſung der Ge- fäße im Holz von keinem urtheilsfähigen Phytotomen mehr ge- zweifelt worden. Es iſt aber auffallend genug, daß Mohl, der einen ſo großen Werth auf den Nachweis, daß die Zelle die alleinige Grundlage der Pflanzenſtruktur ſei, legte, dieſen Nachweis doch niemals auf die Milchgefäße und anderer Sekre- tionskanäle ausgedehnt hat, um zu zeigen, ob und wie auch dieſe aus Zellen entſtehen; noch 1851 („vegetabiliſche Zelle“) bezweifelte er Unger's Behauptung, daß auch die Milchſaftge- fäße aus reihenweiſe geordneten, mit einander verſchmelzenden Zellreihen ſich bilden und hielt die Anſicht eines Ungenannten (bot. Zeitg. 1846 p. 833), wonach die Milchſaftgefäße häutige Auskleidungen von Lücken des Zellgewebes ſeien, für richtiger. Ihm mochte wohl der Geſchmack an der Unterſuchung dieſer und ähnlicher Sekretionsorgane verdorben ſein, nachdem Schultz Schultzenſtein ſeit 1824 durch ſeine verſchiedenen Abhand- lungen über den ſogenannten Lebensſaft und den von ihm be- haupteten Kreislauf desſelben dieſes Gebiet der Phytotomie zu einem wahren Sumpf von Irrthümern gemacht und ſich nicht geſcheut hatte, Mohl, der ihm mehrfach entgegentrat, in unan- ſtändigſter Weiſe zu erwidern; zudem wurde Schultz's von Unſinn ſtrotzende Schrift: „Ueber die Circulation des Lebens- ſaftes“ 1833 von der Pariſer Akademie mit einem Preis gekrönt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0336" n="324"/><fw place="top" type="header">Unterſuchung des fertigen</fw><lb/> „Im jungen Triebe finde man an den Stellen, an welchen ſpäter<lb/> die großen Gefäße liegen, vollkommen geſchloſſene, große cylin-<lb/> driſche Schläuche, die aus einen waſſerhellen, ſehr zarten Mem-<lb/> bran beſtehen.“ Er zeigt nun, wie nach und nach auf der<lb/> Innenſeite der Schläuche die den Gefäßwandungen eigene Skulptur<lb/> entſteht und erwähnt bei dieſer Gelegenheit, daß von einer zeit-<lb/> lichen Metamorphoſe einer Gefäßform in eine andere durchaus<lb/> keine Rede ſein kann, wie auch <hi rendition="#g">Treviranus</hi> ſchon und <hi rendition="#g">Bern</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hardi</hi> behauptet hatten. „Auf ganz analoge Weiſe (wie die<lb/> Seitenwandungen der Gefäße) bilden ſich auch die Scheidewände<lb/> (Querwände) aus; bei dieſen geht aber meiſtens die urſprüng-<lb/> liche, zarte Membran mit der Zeit in den Maſchen des Faſer-<lb/> netzes zu Grunde.“ Seitdem iſt an dieſer Auffaſſung der Ge-<lb/> fäße im Holz von keinem urtheilsfähigen Phytotomen mehr ge-<lb/> zweifelt worden. 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Unterſuchung des fertigen
„Im jungen Triebe finde man an den Stellen, an welchen ſpäter
die großen Gefäße liegen, vollkommen geſchloſſene, große cylin-
driſche Schläuche, die aus einen waſſerhellen, ſehr zarten Mem-
bran beſtehen.“ Er zeigt nun, wie nach und nach auf der
Innenſeite der Schläuche die den Gefäßwandungen eigene Skulptur
entſteht und erwähnt bei dieſer Gelegenheit, daß von einer zeit-
lichen Metamorphoſe einer Gefäßform in eine andere durchaus
keine Rede ſein kann, wie auch Treviranus ſchon und Bern-
hardi behauptet hatten. „Auf ganz analoge Weiſe (wie die
Seitenwandungen der Gefäße) bilden ſich auch die Scheidewände
(Querwände) aus; bei dieſen geht aber meiſtens die urſprüng-
liche, zarte Membran mit der Zeit in den Maſchen des Faſer-
netzes zu Grunde.“ Seitdem iſt an dieſer Auffaſſung der Ge-
fäße im Holz von keinem urtheilsfähigen Phytotomen mehr ge-
zweifelt worden. Es iſt aber auffallend genug, daß Mohl,
der einen ſo großen Werth auf den Nachweis, daß die Zelle
die alleinige Grundlage der Pflanzenſtruktur ſei, legte, dieſen
Nachweis doch niemals auf die Milchgefäße und anderer Sekre-
tionskanäle ausgedehnt hat, um zu zeigen, ob und wie auch
dieſe aus Zellen entſtehen; noch 1851 („vegetabiliſche Zelle“)
bezweifelte er Unger's Behauptung, daß auch die Milchſaftge-
fäße aus reihenweiſe geordneten, mit einander verſchmelzenden
Zellreihen ſich bilden und hielt die Anſicht eines Ungenannten
(bot. Zeitg. 1846 p. 833), wonach die Milchſaftgefäße häutige
Auskleidungen von Lücken des Zellgewebes ſeien, für richtiger.
Ihm mochte wohl der Geſchmack an der Unterſuchung dieſer und
ähnlicher Sekretionsorgane verdorben ſein, nachdem Schultz
Schultzenſtein ſeit 1824 durch ſeine verſchiedenen Abhand-
lungen über den ſogenannten Lebensſaft und den von ihm be-
haupteten Kreislauf desſelben dieſes Gebiet der Phytotomie zu
einem wahren Sumpf von Irrthümern gemacht und ſich nicht
geſcheut hatte, Mohl, der ihm mehrfach entgegentrat, in unan-
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