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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Gewebeform, Molecularstruktur der organischen Gewebe.
Braun'schen Blattstellungslehre hinwies. -- Nägeli war
auch der erste, der die anatomische Struktur der Wurzeln mit
der der Stämme verglich und besonders auf die eigenartige
Natur des Fibrovasalkörpers in diesen Organen hinwies. Wie
früher Nägeli's Entdeckung der Scheitelzelle und ihrer Seg-
mentirung, so rief auch jetzt wieder seine Abhandlung über die
Fibrovasalstränge zahlreiche Bearbeitungen von Seiten anderer
hervor, unter denen ganz besonders Carl Sanio's Abhandlung
über die Zusammensetzung des Holzkörpers (Bot. Zeitg. 1863)
als eine der ersten und bedeutendsten erwähnt werden muß, da
sie in Verbindung mit Hanstein's und Nägeli's Arbeiten
zuerst größere Klarheit in die Vorgänge des Dickenwachsthums
der Stämme brachte. Es wurde schon erwähnt, daß es weder
Mohl noch Schleiden, weder Schacht noch Unger gelungen
war, den richtigen Ausdruck für das Dickenwachsthum zu ge-
winnen. Es war dieß unmöglich, weil ihnen die erste Ent-
stehung, der wahre Verlauf und die Zusammensetzung der Ge-
fäßbündel vor dem Dickenwachsthum nicht hinreichend bekannt
war; im höchsten Grade störend wirkte die begriffliche und sprach-
liche Verwechslung ganz verschiedener Dinge, die hier mit in
Betracht kamen, des sogenannten Verdickungsringes nämlich, in
welchem dicht unter der Stammspitze die ersten Gefäßbündel ent-
stehen sollten, mit dem viel später erst sich bildenden Cambium
der ächten Holzpflanzen und dieser beiden wiederum mit der sehr
spät entstehenden Meristemschicht, in welcher bei den baumför-
migen Liliaceen fortwährend neue Gefäßbündel entstehen und
ein sehr eigenthümliches Dickenwachsthum der Stämme bewirken 1).
Erst durch Sanio's Abhandlung wurden diese selbst von
Mohl noch 1858 zum Theil festgehaltenen Begriffsverwirrungen
beseitigt, indem er besonders den sogenannten Verdickungsring,
in welchem dicht unter der Stammspitze die ersten Anlagen der
Gefäßbündel entstehen, von dem ächten Cambium scharf unter-
schied, welches erst viel später in den Gefäßbündeln und zwischen

1) Vergl. Sachs, Lehrbuch der Botanik 4. Aufl. 1874 p. 129.

Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gewebe.
Braun'ſchen Blattſtellungslehre hinwies. — Nägeli war
auch der erſte, der die anatomiſche Struktur der Wurzeln mit
der der Stämme verglich und beſonders auf die eigenartige
Natur des Fibrovaſalkörpers in dieſen Organen hinwies. Wie
früher Nägeli's Entdeckung der Scheitelzelle und ihrer Seg-
mentirung, ſo rief auch jetzt wieder ſeine Abhandlung über die
Fibrovaſalſtränge zahlreiche Bearbeitungen von Seiten anderer
hervor, unter denen ganz beſonders Carl Sanio's Abhandlung
über die Zuſammenſetzung des Holzkörpers (Bot. Zeitg. 1863)
als eine der erſten und bedeutendſten erwähnt werden muß, da
ſie in Verbindung mit Hanſtein's und Nägeli's Arbeiten
zuerſt größere Klarheit in die Vorgänge des Dickenwachsthums
der Stämme brachte. Es wurde ſchon erwähnt, daß es weder
Mohl noch Schleiden, weder Schacht noch Unger gelungen
war, den richtigen Ausdruck für das Dickenwachsthum zu ge-
winnen. Es war dieß unmöglich, weil ihnen die erſte Ent-
ſtehung, der wahre Verlauf und die Zuſammenſetzung der Ge-
fäßbündel vor dem Dickenwachsthum nicht hinreichend bekannt
war; im höchſten Grade ſtörend wirkte die begriffliche und ſprach-
liche Verwechslung ganz verſchiedener Dinge, die hier mit in
Betracht kamen, des ſogenannten Verdickungsringes nämlich, in
welchem dicht unter der Stammſpitze die erſten Gefäßbündel ent-
ſtehen ſollten, mit dem viel ſpäter erſt ſich bildenden Cambium
der ächten Holzpflanzen und dieſer beiden wiederum mit der ſehr
ſpät entſtehenden Meriſtemſchicht, in welcher bei den baumför-
migen Liliaceen fortwährend neue Gefäßbündel entſtehen und
ein ſehr eigenthümliches Dickenwachsthum der Stämme bewirken 1).
Erſt durch Sanio's Abhandlung wurden dieſe ſelbſt von
Mohl noch 1858 zum Theil feſtgehaltenen Begriffsverwirrungen
beſeitigt, indem er beſonders den ſogenannten Verdickungsring,
in welchem dicht unter der Stammſpitze die erſten Anlagen der
Gefäßbündel entſtehen, von dem ächten Cambium ſcharf unter-
ſchied, welches erſt viel ſpäter in den Gefäßbündeln und zwiſchen

1) Vergl. Sachs, Lehrbuch der Botanik 4. Aufl. 1874 p. 129.
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[377/0389] Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gewebe. Braun'ſchen Blattſtellungslehre hinwies. — Nägeli war auch der erſte, der die anatomiſche Struktur der Wurzeln mit der der Stämme verglich und beſonders auf die eigenartige Natur des Fibrovaſalkörpers in dieſen Organen hinwies. Wie früher Nägeli's Entdeckung der Scheitelzelle und ihrer Seg- mentirung, ſo rief auch jetzt wieder ſeine Abhandlung über die Fibrovaſalſtränge zahlreiche Bearbeitungen von Seiten anderer hervor, unter denen ganz beſonders Carl Sanio's Abhandlung über die Zuſammenſetzung des Holzkörpers (Bot. Zeitg. 1863) als eine der erſten und bedeutendſten erwähnt werden muß, da ſie in Verbindung mit Hanſtein's und Nägeli's Arbeiten zuerſt größere Klarheit in die Vorgänge des Dickenwachsthums der Stämme brachte. Es wurde ſchon erwähnt, daß es weder Mohl noch Schleiden, weder Schacht noch Unger gelungen war, den richtigen Ausdruck für das Dickenwachsthum zu ge- winnen. Es war dieß unmöglich, weil ihnen die erſte Ent- ſtehung, der wahre Verlauf und die Zuſammenſetzung der Ge- fäßbündel vor dem Dickenwachsthum nicht hinreichend bekannt war; im höchſten Grade ſtörend wirkte die begriffliche und ſprach- liche Verwechslung ganz verſchiedener Dinge, die hier mit in Betracht kamen, des ſogenannten Verdickungsringes nämlich, in welchem dicht unter der Stammſpitze die erſten Gefäßbündel ent- ſtehen ſollten, mit dem viel ſpäter erſt ſich bildenden Cambium der ächten Holzpflanzen und dieſer beiden wiederum mit der ſehr ſpät entſtehenden Meriſtemſchicht, in welcher bei den baumför- migen Liliaceen fortwährend neue Gefäßbündel entſtehen und ein ſehr eigenthümliches Dickenwachsthum der Stämme bewirken 1). Erſt durch Sanio's Abhandlung wurden dieſe ſelbſt von Mohl noch 1858 zum Theil feſtgehaltenen Begriffsverwirrungen beſeitigt, indem er beſonders den ſogenannten Verdickungsring, in welchem dicht unter der Stammſpitze die erſten Anlagen der Gefäßbündel entſtehen, von dem ächten Cambium ſcharf unter- ſchied, welches erſt viel ſpäter in den Gefäßbündeln und zwiſchen 1) Vergl. Sachs, Lehrbuch der Botanik 4. Aufl. 1874 p. 129.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/389>, abgerufen am 24.11.2024.