tragen (offenbar sind die Ustilagineen gemeint); dahin rechnet er aber auch die Orobanchen und Hypocystis, denn in diesen allen ist statt des Samens ein bloßes Pulver enthalten, und Caesalpin bemerkt, um den Unterschied zu zeigen: wenn bei den vollkommeneren Pflanzen manche steril sind, so gehören sie doch nicht in diese Abtheilung, da dieß bei ihnen nur indivi- duell ist.
Einige tragen etwas, was der Proportion nach dem Samen entspricht, denn sie pflanzen sich dadurch fort; es ist eine Art Wolle auf den Blättern; da diese Pflanzen des Stengels, der Blüthe und des Samens entbehren, wie die Farnkräuter. Man beachte hier wohl die aus der Morphologie des Caesalpin entspringende Consequenz, wonach Pflanzen ohne ächte Samen auch keinen Stamm haben können; obgleich die Begründung dieser Ansicht bei den späteren Botanikern nach und nach verloren ging, erhielt sich doch die Meinung, daß die Farnkräuter des Stammes entbehren; und Botaniker, welche noch gegen die Mitte unseres Jahrhunderts Beweise für die Stammlosigkeit der Farne lieferten, hatten wohl keine Ahnung davon, daß sie damit ein Dogma der aristotelischen Philosophie zu beweisen suchten: es war ein ähnliches Verhältniß, wie mit dem oben bereits erwähnten Wurzelhals. Doch hören wir, was Caesalpin weiter sagt. Andere endlich tragen wirk- liche Samen und diese Abtheilung werde er hier zunächst be- handeln, da sie eine große Ausdehnung besitzt; sie enthält nämlich die vollkommenen Pflanzen. Zur Constitution der Organe trage vorwiegend dreierlei bei, nämlich die Zahl, Stellung und Figur der Theile; die Natur spiele in der Zusammensetzung der Früchte, nach den Differenzen derselben in verschiedener Weise, woraus die verschiedenen Abtheilungen der Pflanzen entspringen. Er giebt nun die verschiedenen Gesichtspunkte an, nach denen er aus diesen Verhältnissen sein System zu entwerfen gedenkt; Gesichtspunkte, die ich hier übergehe, da sie besser und kürzer aus der unten folgenden Aufzählung seines Systems zu ent- nehmen sind. Die übrigen Merkmale dagegen, die sich aus Wurzeln, Stengeln, Blättern entnehmen lassen, können nach
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
tragen (offenbar ſind die Ustilagineen gemeint); dahin rechnet er aber auch die Orobanchen und Hypocystis, denn in dieſen allen iſt ſtatt des Samens ein bloßes Pulver enthalten, und Caeſalpin bemerkt, um den Unterſchied zu zeigen: wenn bei den vollkommeneren Pflanzen manche ſteril ſind, ſo gehören ſie doch nicht in dieſe Abtheilung, da dieß bei ihnen nur indivi- duell iſt.
Einige tragen etwas, was der Proportion nach dem Samen entſpricht, denn ſie pflanzen ſich dadurch fort; es iſt eine Art Wolle auf den Blättern; da dieſe Pflanzen des Stengels, der Blüthe und des Samens entbehren, wie die Farnkräuter. Man beachte hier wohl die aus der Morphologie des Caeſalpin entſpringende Conſequenz, wonach Pflanzen ohne ächte Samen auch keinen Stamm haben können; obgleich die Begründung dieſer Anſicht bei den ſpäteren Botanikern nach und nach verloren ging, erhielt ſich doch die Meinung, daß die Farnkräuter des Stammes entbehren; und Botaniker, welche noch gegen die Mitte unſeres Jahrhunderts Beweiſe für die Stammloſigkeit der Farne lieferten, hatten wohl keine Ahnung davon, daß ſie damit ein Dogma der ariſtoteliſchen Philoſophie zu beweiſen ſuchten: es war ein ähnliches Verhältniß, wie mit dem oben bereits erwähnten Wurzelhals. Doch hören wir, was Caeſalpin weiter ſagt. Andere endlich tragen wirk- liche Samen und dieſe Abtheilung werde er hier zunächſt be- handeln, da ſie eine große Ausdehnung beſitzt; ſie enthält nämlich die vollkommenen Pflanzen. Zur Conſtitution der Organe trage vorwiegend dreierlei bei, nämlich die Zahl, Stellung und Figur der Theile; die Natur ſpiele in der Zuſammenſetzung der Früchte, nach den Differenzen derſelben in verſchiedener Weiſe, woraus die verſchiedenen Abtheilungen der Pflanzen entſpringen. Er giebt nun die verſchiedenen Geſichtspunkte an, nach denen er aus dieſen Verhältniſſen ſein Syſtem zu entwerfen gedenkt; Geſichtspunkte, die ich hier übergehe, da ſie beſſer und kürzer aus der unten folgenden Aufzählung ſeines Syſtems zu ent- nehmen ſind. Die übrigen Merkmale dagegen, die ſich aus Wurzeln, Stengeln, Blättern entnehmen laſſen, können nach
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0071"n="59"/><fwplace="top"type="header">der Organe von Caeſalpin bis auf Linn<hirendition="#aq">é</hi>.</fw><lb/>
tragen (offenbar ſind die <hirendition="#aq">Ustilagineen</hi> gemeint); dahin rechnet<lb/>
er aber auch die <hirendition="#aq">Orobanchen</hi> und <hirendition="#aq">Hypocystis</hi>, denn in dieſen<lb/>
allen iſt ſtatt des Samens ein bloßes Pulver enthalten, und<lb/><hirendition="#g">Caeſalpin</hi> bemerkt, um den Unterſchied zu zeigen: wenn bei<lb/>
den vollkommeneren Pflanzen manche ſteril ſind, ſo gehören ſie<lb/>
doch nicht in dieſe Abtheilung, da dieß bei ihnen nur indivi-<lb/>
duell iſt.</p><lb/><p>Einige tragen etwas, was der Proportion nach dem Samen<lb/>
entſpricht, denn ſie pflanzen ſich dadurch fort; es iſt eine Art<lb/>
Wolle auf den Blättern; da dieſe Pflanzen des Stengels, der<lb/>
Blüthe und des Samens entbehren, wie die Farnkräuter. Man<lb/>
beachte hier wohl die aus der Morphologie des <hirendition="#g">Caeſalpin</hi><lb/>
entſpringende Conſequenz, wonach Pflanzen ohne ächte Samen auch<lb/>
keinen Stamm haben können; obgleich die Begründung dieſer Anſicht<lb/>
bei den ſpäteren Botanikern nach und nach verloren ging, erhielt ſich<lb/>
doch die Meinung, daß die Farnkräuter des Stammes entbehren;<lb/>
und Botaniker, welche noch gegen die Mitte unſeres Jahrhunderts<lb/>
Beweiſe für die Stammloſigkeit der Farne lieferten, hatten wohl<lb/>
keine Ahnung davon, daß ſie damit ein Dogma der ariſtoteliſchen<lb/>
Philoſophie zu beweiſen ſuchten: es war ein ähnliches Verhältniß,<lb/>
wie mit dem oben bereits erwähnten Wurzelhals. Doch hören<lb/>
wir, was <hirendition="#g">Caeſalpin</hi> weiter ſagt. Andere endlich tragen wirk-<lb/>
liche Samen und dieſe Abtheilung werde er hier zunächſt be-<lb/>
handeln, da ſie eine große Ausdehnung beſitzt; ſie enthält<lb/>
nämlich die vollkommenen Pflanzen. Zur Conſtitution der Organe<lb/>
trage vorwiegend dreierlei bei, nämlich die Zahl, Stellung und<lb/>
Figur der Theile; die Natur ſpiele in der Zuſammenſetzung der<lb/>
Früchte, nach den Differenzen derſelben in verſchiedener Weiſe,<lb/>
woraus die verſchiedenen Abtheilungen der Pflanzen entſpringen.<lb/>
Er giebt nun die verſchiedenen Geſichtspunkte an, nach denen<lb/>
er aus dieſen Verhältniſſen ſein Syſtem zu entwerfen gedenkt;<lb/>
Geſichtspunkte, die ich hier übergehe, da ſie beſſer und kürzer<lb/>
aus der unten folgenden Aufzählung ſeines Syſtems zu ent-<lb/>
nehmen ſind. Die übrigen Merkmale dagegen, die ſich aus<lb/>
Wurzeln, Stengeln, Blättern entnehmen laſſen, können nach<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[59/0071]
der Organe von Caeſalpin bis auf Linné.
tragen (offenbar ſind die Ustilagineen gemeint); dahin rechnet
er aber auch die Orobanchen und Hypocystis, denn in dieſen
allen iſt ſtatt des Samens ein bloßes Pulver enthalten, und
Caeſalpin bemerkt, um den Unterſchied zu zeigen: wenn bei
den vollkommeneren Pflanzen manche ſteril ſind, ſo gehören ſie
doch nicht in dieſe Abtheilung, da dieß bei ihnen nur indivi-
duell iſt.
Einige tragen etwas, was der Proportion nach dem Samen
entſpricht, denn ſie pflanzen ſich dadurch fort; es iſt eine Art
Wolle auf den Blättern; da dieſe Pflanzen des Stengels, der
Blüthe und des Samens entbehren, wie die Farnkräuter. Man
beachte hier wohl die aus der Morphologie des Caeſalpin
entſpringende Conſequenz, wonach Pflanzen ohne ächte Samen auch
keinen Stamm haben können; obgleich die Begründung dieſer Anſicht
bei den ſpäteren Botanikern nach und nach verloren ging, erhielt ſich
doch die Meinung, daß die Farnkräuter des Stammes entbehren;
und Botaniker, welche noch gegen die Mitte unſeres Jahrhunderts
Beweiſe für die Stammloſigkeit der Farne lieferten, hatten wohl
keine Ahnung davon, daß ſie damit ein Dogma der ariſtoteliſchen
Philoſophie zu beweiſen ſuchten: es war ein ähnliches Verhältniß,
wie mit dem oben bereits erwähnten Wurzelhals. Doch hören
wir, was Caeſalpin weiter ſagt. Andere endlich tragen wirk-
liche Samen und dieſe Abtheilung werde er hier zunächſt be-
handeln, da ſie eine große Ausdehnung beſitzt; ſie enthält
nämlich die vollkommenen Pflanzen. Zur Conſtitution der Organe
trage vorwiegend dreierlei bei, nämlich die Zahl, Stellung und
Figur der Theile; die Natur ſpiele in der Zuſammenſetzung der
Früchte, nach den Differenzen derſelben in verſchiedener Weiſe,
woraus die verſchiedenen Abtheilungen der Pflanzen entſpringen.
Er giebt nun die verſchiedenen Geſichtspunkte an, nach denen
er aus dieſen Verhältniſſen ſein Syſtem zu entwerfen gedenkt;
Geſichtspunkte, die ich hier übergehe, da ſie beſſer und kürzer
aus der unten folgenden Aufzählung ſeines Syſtems zu ent-
nehmen ſind. Die übrigen Merkmale dagegen, die ſich aus
Wurzeln, Stengeln, Blättern entnehmen laſſen, können nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/71>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.