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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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Es ist keine Wärme dem Sprecher natürlich, als die
aus dem Herzen kommt: diess ist das erste Gesetz.
Es dringt keine Wärme zum Herzen, als die vom Her-
zen gekommen ist: diess ist das zweyte Gesetz.
Es muss die Wärme zum Herzen dringen, damit das
Herz gebessert werden könne: diess ist das dritte
Gesetz.

In diesen Naturgesetzen kann keine Kunst und
keine Meynung des Zeitalters dispensiren, eben dess-
wegen, weil Natur Natur ist, und Kunst und Meynung
des Zeitalters aus zweymalzwey vier -- nicht zwey-
malzwey fünf machen können.

Ich bin nicht gerührt, wenn es mein Herz nicht
ist; und wenn ich nicht gerührt bin, so kann ich dich
nicht rühren. Und was nicht rührt, das bessert nicht.
Die Lebensquelle muss beleben: sonst ist alle Mühe zu
beleben, eitel. Nun die Lebensquelle im Menschen
ist das menschliche Herz, von da fleusst die Begeiste-
rung in alle Gedanken aus, und beflügelt die Rede,
und geht mit der Rede in den Hörenden über, und
trifft sein Herz, und belebet es. -- Das ist das rechte
Continuum
vom leben und beleben und belebt werden;
und wo dieses Continuum fehlt, da fehlt die Bered-
samkeit.

Man sagt von gewissen Gedanken, dass sie Pfeile
sind, und wie Pfeile treffen; aber sie sind nicht, und
treffen nicht wie Pfeile, wenn sie nicht in dem Zeug-
hause des menschlichen Herzens geschmiedet worden,
und von diesem auch ihre Wurfkraft genommen haben.

Um
Es iſt keine Wärme dem Sprecher natürlich, als die
aus dem Herzen kommt: dieſs iſt das erſte Geſetz.
Es dringt keine Wärme zum Herzen, als die vom Her-
zen gekommen iſt: dieſs iſt das zweyte Geſetz.
Es muſs die Wärme zum Herzen dringen, damit das
Herz gebeſſert werden könne: dieſs iſt das dritte
Geſetz.

In dieſen Naturgeſetzen kann keine Kunſt und
keine Meynung des Zeitalters diſpenſiren, eben deſs-
wegen, weil Natur Natur iſt, und Kunſt und Meynung
des Zeitalters aus zweymalzwey vier — nicht zwey-
malzwey fünf machen können.

Ich bin nicht gerührt, wenn es mein Herz nicht
iſt; und wenn ich nicht gerührt bin, ſo kann ich dich
nicht rühren. Und was nicht rührt, das beſſert nicht.
Die Lebensquelle muſs beleben: ſonſt iſt alle Mühe zu
beleben, eitel. Nun die Lebensquelle im Menſchen
iſt das menſchliche Herz, von da fleuſst die Begeiſte-
rung in alle Gedanken aus, und beflügelt die Rede,
und geht mit der Rede in den Hörenden über, und
trifft ſein Herz, und belebet es. — Das iſt das rechte
Continuum
vom leben und beleben und belebt werden;
und wo dieſes Continuum fehlt, da fehlt die Bered-
ſamkeit.

Man ſagt von gewiſſen Gedanken, daſs ſie Pfeile
ſind, und wie Pfeile treffen; aber ſie ſind nicht, und
treffen nicht wie Pfeile, wenn ſie nicht in dem Zeug-
hauſe des menſchlichen Herzens geſchmiedet worden,
und von dieſem auch ihre Wurfkraft genommen haben.

Um
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[31/0045] Es iſt keine Wärme dem Sprecher natürlich, als die aus dem Herzen kommt: dieſs iſt das erſte Geſetz. Es dringt keine Wärme zum Herzen, als die vom Her- zen gekommen iſt: dieſs iſt das zweyte Geſetz. Es muſs die Wärme zum Herzen dringen, damit das Herz gebeſſert werden könne: dieſs iſt das dritte Geſetz. In dieſen Naturgeſetzen kann keine Kunſt und keine Meynung des Zeitalters diſpenſiren, eben deſs- wegen, weil Natur Natur iſt, und Kunſt und Meynung des Zeitalters aus zweymalzwey vier — nicht zwey- malzwey fünf machen können. Ich bin nicht gerührt, wenn es mein Herz nicht iſt; und wenn ich nicht gerührt bin, ſo kann ich dich nicht rühren. Und was nicht rührt, das beſſert nicht. Die Lebensquelle muſs beleben: ſonſt iſt alle Mühe zu beleben, eitel. Nun die Lebensquelle im Menſchen iſt das menſchliche Herz, von da fleuſst die Begeiſte- rung in alle Gedanken aus, und beflügelt die Rede, und geht mit der Rede in den Hörenden über, und trifft ſein Herz, und belebet es. — Das iſt das rechte Continuum vom leben und beleben und belebt werden; und wo dieſes Continuum fehlt, da fehlt die Bered- ſamkeit. Man ſagt von gewiſſen Gedanken, daſs ſie Pfeile ſind, und wie Pfeile treffen; aber ſie ſind nicht, und treffen nicht wie Pfeile, wenn ſie nicht in dem Zeug- hauſe des menſchlichen Herzens geſchmiedet worden, und von dieſem auch ihre Wurfkraft genommen haben. Um

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/45>, abgerufen am 21.11.2024.