Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Bewahrungsmitteln etc.
sen, und Biographien der Selbstmörder
unter ähnlich gestimmten, manchen Selbst-
mord.


Wenn diese Vorschrift zu strenge, zu
pietistisch klingt, der lese die Geschichte des
Selbstmordes L - - - die in dem Magazin
zur Erfahrungskunde (dritten Bandes zwey-
tem Stücke, Berlin bey Mylius 1785.)
erzählet wird. Ich will davon nur die
merkwürdigern Umstände ausheben.

"Des Morgens frühe, da mein Be-
dienter um sechs Uhr hinzukommt, und auch
in die Stube, wo die Conducteurs arbeiten,
herein will, um Nachtigallen zu füttern,
findet er solche zugeschlossen; er gehet nach
der Stube, wo sie schlafen, und siehet,
daß L....s Bette noch gemacht, worüber
er, so wie die übrigen beiden Conducteurs,
die beym Anziehen begriffen, sich wundern,
zusammen nach der Stube gehen, mit Ge-
walt die Thür eröfnen wollen, aber so we-
nig damit als mit dem stärksten Lärm daran,
das geringste ausrichten können.

Sie
K

Von den Bewahrungsmitteln ꝛc.
ſen, und Biographien der Selbſtmoͤrder
unter aͤhnlich geſtimmten, manchen Selbſt-
mord.


Wenn dieſe Vorſchrift zu ſtrenge, zu
pietiſtiſch klingt, der leſe die Geſchichte des
Selbſtmordes L ‒ ‒ ‒ die in dem Magazin
zur Erfahrungskunde (dritten Bandes zwey-
tem Stuͤcke, Berlin bey Mylius 1785.)
erzaͤhlet wird. Ich will davon nur die
merkwuͤrdigern Umſtaͤnde ausheben.

„Des Morgens fruͤhe, da mein Be-
dienter um ſechs Uhr hinzukommt, und auch
in die Stube, wo die Conducteurs arbeiten,
herein will, um Nachtigallen zu fuͤttern,
findet er ſolche zugeſchloſſen; er gehet nach
der Stube, wo ſie ſchlafen, und ſiehet,
daß L....s Bette noch gemacht, woruͤber
er, ſo wie die uͤbrigen beiden Conducteurs,
die beym Anziehen begriffen, ſich wundern,
zuſammen nach der Stube gehen, mit Ge-
walt die Thuͤr eroͤfnen wollen, aber ſo we-
nig damit als mit dem ſtaͤrkſten Laͤrm daran,
das geringſte ausrichten koͤnnen.

Sie
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0157" n="145"/><fw place="top" type="header">Von den Bewahrungsmitteln &#xA75B;c.</fw><lb/>
&#x017F;en, und Biographien der Selb&#x017F;tmo&#x0364;rder<lb/>
unter a&#x0364;hnlich ge&#x017F;timmten, manchen Selb&#x017F;t-<lb/>
mord.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Wenn die&#x017F;e Vor&#x017F;chrift zu &#x017F;trenge, zu<lb/>
pieti&#x017F;ti&#x017F;ch klingt, der le&#x017F;e die Ge&#x017F;chichte des<lb/>
Selb&#x017F;tmordes L &#x2012; &#x2012; &#x2012; die in dem Magazin<lb/>
zur Erfahrungskunde (dritten Bandes zwey-<lb/>
tem Stu&#x0364;cke, Berlin bey Mylius 1785.)<lb/>
erza&#x0364;hlet wird. Ich will davon nur die<lb/>
merkwu&#x0364;rdigern Um&#x017F;ta&#x0364;nde ausheben.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Des Morgens fru&#x0364;he, da mein Be-<lb/>
dienter um &#x017F;echs Uhr hinzukommt, und auch<lb/>
in die Stube, wo die Conducteurs arbeiten,<lb/>
herein will, um Nachtigallen zu fu&#x0364;ttern,<lb/>
findet er &#x017F;olche zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; er gehet nach<lb/>
der Stube, wo &#x017F;ie &#x017F;chlafen, und &#x017F;iehet,<lb/>
daß L....s Bette noch gemacht, woru&#x0364;ber<lb/>
er, &#x017F;o wie die u&#x0364;brigen beiden Conducteurs,<lb/>
die beym Anziehen begriffen, &#x017F;ich wundern,<lb/>
zu&#x017F;ammen nach der Stube gehen, mit Ge-<lb/>
walt die Thu&#x0364;r ero&#x0364;fnen wollen, aber &#x017F;o we-<lb/>
nig damit als mit dem &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten La&#x0364;rm daran,<lb/>
das gering&#x017F;te ausrichten ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">K</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0157] Von den Bewahrungsmitteln ꝛc. ſen, und Biographien der Selbſtmoͤrder unter aͤhnlich geſtimmten, manchen Selbſt- mord. Wenn dieſe Vorſchrift zu ſtrenge, zu pietiſtiſch klingt, der leſe die Geſchichte des Selbſtmordes L ‒ ‒ ‒ die in dem Magazin zur Erfahrungskunde (dritten Bandes zwey- tem Stuͤcke, Berlin bey Mylius 1785.) erzaͤhlet wird. Ich will davon nur die merkwuͤrdigern Umſtaͤnde ausheben. „Des Morgens fruͤhe, da mein Be- dienter um ſechs Uhr hinzukommt, und auch in die Stube, wo die Conducteurs arbeiten, herein will, um Nachtigallen zu fuͤttern, findet er ſolche zugeſchloſſen; er gehet nach der Stube, wo ſie ſchlafen, und ſiehet, daß L....s Bette noch gemacht, woruͤber er, ſo wie die uͤbrigen beiden Conducteurs, die beym Anziehen begriffen, ſich wundern, zuſammen nach der Stube gehen, mit Ge- walt die Thuͤr eroͤfnen wollen, aber ſo we- nig damit als mit dem ſtaͤrkſten Laͤrm daran, das geringſte ausrichten koͤnnen. Sie K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/157
Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/157>, abgerufen am 21.11.2024.