Diejenigen müssen, also von den man- nichfaltigen Gefahren, denen die Unschuld der Kinder ausgesetzt ist, nicht gut unter- richtet seyn, die von einem Manne verlan- gen, dass er der einzige Erzieher mehrerer Kinder seyn soll, da es beynahe die mensch- lichen Kraefte übersteigt, seine ganze Auf- merksamkeit, vom Morgen bis zum Abend, auf einen Gegenstand zu richten, oder die ganz sorgloss ihre Kinder und Zöglinge, Stundenlang, ohne Aufsicht lassen.
Man wird zwar dagegen verschiedenes einwenden, das aber doch, wie ich glaube, nicht so erheblich ist, dass es mich zur Ab- aenderung meiner Meynung bewegen könnte.
Die Kinder, wird man sagen, werden durch die bestaendige Beobachtung scheu ge- macht, und zur Heucheley gewöhnt wer- den.
Diess sind freylich unangenehme Eigen-
schaften,
Diejenigen müſſen, alſo von den man- nichfaltigen Gefahren, denen die Unſchuld der Kinder ausgeſetzt iſt, nicht gut unter- richtet ſeyn, die von einem Manne verlan- gen, daſs er der einzige Erzieher mehrerer Kinder ſeyn ſoll, da es beynahe die menſch- lichen Kræfte überſteigt, ſeine ganze Auf- merkſamkeit, vom Morgen bis zum Abend, auf einen Gegenſtand zu richten, oder die ganz ſorgloſs ihre Kinder und Zöglinge, Stundenlang, ohne Aufſicht laſſen.
Man wird zwar dagegen verſchiedenes einwenden, das aber doch, wie ich glaube, nicht ſo erheblich iſt, daſs es mich zur Ab- ænderung meiner Meynung bewegen könnte.
Die Kinder, wird man ſagen, werden durch die beſtændige Beobachtung ſcheu ge- macht, und zur Heucheley gewöhnt wer- den.
Dieſs ſind freylich unangenehme Eigen-
ſchaften,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0248"n="238"/><p>Diejenigen müſſen, alſo von den man-<lb/>
nichfaltigen Gefahren, denen die Unſchuld<lb/>
der Kinder ausgeſetzt iſt, nicht gut unter-<lb/>
richtet ſeyn, die von einem Manne verlan-<lb/>
gen, daſs er der einzige Erzieher mehrerer<lb/>
Kinder ſeyn ſoll, da es beynahe die menſch-<lb/>
lichen Kræfte überſteigt, ſeine ganze Auf-<lb/>
merkſamkeit, vom Morgen bis zum Abend,<lb/>
auf einen Gegenſtand zu richten, oder die<lb/>
ganz ſorgloſs ihre Kinder und Zöglinge,<lb/>
Stundenlang, ohne Aufſicht laſſen.</p><lb/><p>Man wird zwar dagegen verſchiedenes<lb/>
einwenden, das aber doch, wie ich glaube,<lb/>
nicht ſo erheblich iſt, daſs es mich zur Ab-<lb/>
ænderung meiner Meynung bewegen könnte.</p><lb/><p>Die Kinder, wird man ſagen, werden<lb/>
durch die beſtændige Beobachtung ſcheu ge-<lb/>
macht, und zur Heucheley gewöhnt wer-<lb/>
den.</p><lb/><p>Dieſs ſind freylich unangenehme Eigen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchaften,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[238/0248]
Diejenigen müſſen, alſo von den man-
nichfaltigen Gefahren, denen die Unſchuld
der Kinder ausgeſetzt iſt, nicht gut unter-
richtet ſeyn, die von einem Manne verlan-
gen, daſs er der einzige Erzieher mehrerer
Kinder ſeyn ſoll, da es beynahe die menſch-
lichen Kræfte überſteigt, ſeine ganze Auf-
merkſamkeit, vom Morgen bis zum Abend,
auf einen Gegenſtand zu richten, oder die
ganz ſorgloſs ihre Kinder und Zöglinge,
Stundenlang, ohne Aufſicht laſſen.
Man wird zwar dagegen verſchiedenes
einwenden, das aber doch, wie ich glaube,
nicht ſo erheblich iſt, daſs es mich zur Ab-
ænderung meiner Meynung bewegen könnte.
Die Kinder, wird man ſagen, werden
durch die beſtændige Beobachtung ſcheu ge-
macht, und zur Heucheley gewöhnt wer-
den.
Dieſs ſind freylich unangenehme Eigen-
ſchaften,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/248>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.