In neuester Zeit sind die lästigen und nur geringe Stromstärke entfaltenden Batterien an vielen Stellen in ihrer Arbeit durch Dynamo- maschinen ersetzt worden. Bahnbrechend ging in dieser Hinsicht die von Hughes in New-York ins Leben gerufene Western Union Telegraph Company vor, welche im Vereine mit anderen in Amerika das dort nicht in Staatshänden befindliche Telegraphenwesen verwaltet. So sind dort in Boston auf dem Betriebsamte seit 1881 einige Sekundärdynamos aufgestellt, die von den dortigen Elektrizitätswerken mit Strom versehen werden und hier nicht als Bewegungsapparate dienen, sondern ihren Strom in die Leitungen weitersenden. Hier ist kein einziges galvanisches Element mehr zu finden. In Berlin hat man es seit 1889 mit einem etwas anderen Systeme versucht. Auf dem Haupttelegraphenamte steht hier auch eine Dynamomaschine, die ihren Strom selbstständig, durch einen achtpferdigen Gasmotor getrieben, erzeugt; sie dient aber nur zur Reserve, im allgemeinen liefern die städtischen Elektrizitätswerke den Strom. Aber dieser wird nicht direkt in die Leitungen gelassen, weil er dann wohl zu heftige Wirkungen mit sich brächte, sondern er dient nur um eine große Sekundärbatterie zu laden, die ihrerseits jeden Strombedarf deckt, so daß man auch hier die unbequemen Kupfer- Zink-Elemente ganz umgehen kann. Es sind 25 Sammlerbatterien in Betrieb gesetzt worden, deren Strom 68 Leitungen versorgt, in welchen 41 Morse- und 27 Hughes-Apparate arbeiten. Wenn die Batterien zehn Tage gearbeitet haben, so werden sie mit Hülfe des Stromes der Elektrizitätswerke oder der Dynamomaschine von neuem geladen. Auf der New-Yorker Centrale der genannten amerikanischen Gesellschaft, die bisher 10000 galvanische Elemente in Thätigkeit hatte, sind jetzt 21 Dynamomaschinen in Thätigkeit, die den gesamten Strombedarf liefern. Dadurch wird Raum und Mühe gespart.
Wir müssen auch über die Telegraphenleitungen ein paar Worte sagen. Man benutzt oberirdische, unterirdische und unterseeische Ver- bindungen. Die ersten kennt jedes Kind, denn es sieht die langen Holzstangen, an welche die Porzellan-Isolatoren mit eisernen Stützen ange- schraubt sind. An diesen ist der Leitungsdraht befestigt; gewöhnlich genügt Eisendraht, der zum Schutze galvanisch oder auf anderem Wege verzinkt wird. Erst neuerdings kommt auch Bronze in Aufnahme. Die unter- irdischen Linien bestehen aus Kupferdrähten, die mit Guttapercha isoliert sind. Um einen Kabel von vier bis sieben Adern kommt noch eine Schutz- hülle von verzinkten Eisendrähten. Die deutsche Telegraphenverwaltung hat über ganz Deutschland ein Netz solcher Kabel verteilt, besonders um die militärisch-wichtigen Orte in direkter Verbindung mit einander zu haben. So sind unter den 98391 Kilometern, welche das Liniennetz Deutschlands aus machen, 5648 Kilometer unterirdische Leitungen.
Der Wunsch, auch über die Grenzen des Landes hinaus, Nachrichten zu verbreiten, stieß lange auf den zähen Widerstand der Ozeane. Zwar war bereits 1851 die kurze Verbindung zwischen Frankreich und England
Die elektriſchen Erfindungen.
In neueſter Zeit ſind die läſtigen und nur geringe Stromſtärke entfaltenden Batterien an vielen Stellen in ihrer Arbeit durch Dynamo- maſchinen erſetzt worden. Bahnbrechend ging in dieſer Hinſicht die von Hughes in New-York ins Leben gerufene Weſtern Union Telegraph Company vor, welche im Vereine mit anderen in Amerika das dort nicht in Staatshänden befindliche Telegraphenweſen verwaltet. So ſind dort in Boſton auf dem Betriebsamte ſeit 1881 einige Sekundärdynamos aufgeſtellt, die von den dortigen Elektrizitätswerken mit Strom verſehen werden und hier nicht als Bewegungsapparate dienen, ſondern ihren Strom in die Leitungen weiterſenden. Hier iſt kein einziges galvaniſches Element mehr zu finden. In Berlin hat man es ſeit 1889 mit einem etwas anderen Syſteme verſucht. Auf dem Haupttelegraphenamte ſteht hier auch eine Dynamomaſchine, die ihren Strom ſelbſtſtändig, durch einen achtpferdigen Gasmotor getrieben, erzeugt; ſie dient aber nur zur Reſerve, im allgemeinen liefern die ſtädtiſchen Elektrizitätswerke den Strom. Aber dieſer wird nicht direkt in die Leitungen gelaſſen, weil er dann wohl zu heftige Wirkungen mit ſich brächte, ſondern er dient nur um eine große Sekundärbatterie zu laden, die ihrerſeits jeden Strombedarf deckt, ſo daß man auch hier die unbequemen Kupfer- Zink-Elemente ganz umgehen kann. Es ſind 25 Sammlerbatterien in Betrieb geſetzt worden, deren Strom 68 Leitungen verſorgt, in welchen 41 Morſe- und 27 Hughes-Apparate arbeiten. Wenn die Batterien zehn Tage gearbeitet haben, ſo werden ſie mit Hülfe des Stromes der Elektrizitätswerke oder der Dynamomaſchine von neuem geladen. Auf der New-Yorker Centrale der genannten amerikaniſchen Geſellſchaft, die bisher 10000 galvaniſche Elemente in Thätigkeit hatte, ſind jetzt 21 Dynamomaſchinen in Thätigkeit, die den geſamten Strombedarf liefern. Dadurch wird Raum und Mühe geſpart.
Wir müſſen auch über die Telegraphenleitungen ein paar Worte ſagen. Man benutzt oberirdiſche, unterirdiſche und unterſeeiſche Ver- bindungen. Die erſten kennt jedes Kind, denn es ſieht die langen Holzſtangen, an welche die Porzellan-Iſolatoren mit eiſernen Stützen ange- ſchraubt ſind. An dieſen iſt der Leitungsdraht befeſtigt; gewöhnlich genügt Eiſendraht, der zum Schutze galvaniſch oder auf anderem Wege verzinkt wird. Erſt neuerdings kommt auch Bronze in Aufnahme. Die unter- irdiſchen Linien beſtehen aus Kupferdrähten, die mit Guttapercha iſoliert ſind. Um einen Kabel von vier bis ſieben Adern kommt noch eine Schutz- hülle von verzinkten Eiſendrähten. Die deutſche Telegraphenverwaltung hat über ganz Deutſchland ein Netz ſolcher Kabel verteilt, beſonders um die militäriſch-wichtigen Orte in direkter Verbindung mit einander zu haben. So ſind unter den 98391 Kilometern, welche das Liniennetz Deutſchlands aus machen, 5648 Kilometer unterirdiſche Leitungen.
Der Wunſch, auch über die Grenzen des Landes hinaus, Nachrichten zu verbreiten, ſtieß lange auf den zähen Widerſtand der Ozeane. Zwar war bereits 1851 die kurze Verbindung zwiſchen Frankreich und England
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Die elektriſchen Erfindungen.
In neueſter Zeit ſind die läſtigen und nur geringe Stromſtärke
entfaltenden Batterien an vielen Stellen in ihrer Arbeit durch Dynamo-
maſchinen erſetzt worden. Bahnbrechend ging in dieſer Hinſicht die
von Hughes in New-York ins Leben gerufene Weſtern Union Telegraph
Company vor, welche im Vereine mit anderen in Amerika das dort nicht
in Staatshänden befindliche Telegraphenweſen verwaltet. So ſind
dort in Boſton auf dem Betriebsamte ſeit 1881 einige Sekundärdynamos
aufgeſtellt, die von den dortigen Elektrizitätswerken mit Strom verſehen
werden und hier nicht als Bewegungsapparate dienen, ſondern ihren
Strom in die Leitungen weiterſenden. Hier iſt kein einziges galvaniſches
Element mehr zu finden. In Berlin hat man es ſeit 1889 mit einem
etwas anderen Syſteme verſucht. Auf dem Haupttelegraphenamte ſteht
hier auch eine Dynamomaſchine, die ihren Strom ſelbſtſtändig, durch
einen achtpferdigen Gasmotor getrieben, erzeugt; ſie dient aber nur
zur Reſerve, im allgemeinen liefern die ſtädtiſchen Elektrizitätswerke den
Strom. Aber dieſer wird nicht direkt in die Leitungen gelaſſen, weil
er dann wohl zu heftige Wirkungen mit ſich brächte, ſondern er dient
nur um eine große Sekundärbatterie zu laden, die ihrerſeits jeden
Strombedarf deckt, ſo daß man auch hier die unbequemen Kupfer-
Zink-Elemente ganz umgehen kann. Es ſind 25 Sammlerbatterien in
Betrieb geſetzt worden, deren Strom 68 Leitungen verſorgt, in welchen
41 Morſe- und 27 Hughes-Apparate arbeiten. Wenn die Batterien
zehn Tage gearbeitet haben, ſo werden ſie mit Hülfe des Stromes
der Elektrizitätswerke oder der Dynamomaſchine von neuem geladen.
Auf der New-Yorker Centrale der genannten amerikaniſchen Geſellſchaft,
die bisher 10000 galvaniſche Elemente in Thätigkeit hatte, ſind jetzt
21 Dynamomaſchinen in Thätigkeit, die den geſamten Strombedarf liefern.
Dadurch wird Raum und Mühe geſpart.
Wir müſſen auch über die Telegraphenleitungen ein paar Worte
ſagen. Man benutzt oberirdiſche, unterirdiſche und unterſeeiſche Ver-
bindungen. Die erſten kennt jedes Kind, denn es ſieht die langen
Holzſtangen, an welche die Porzellan-Iſolatoren mit eiſernen Stützen ange-
ſchraubt ſind. An dieſen iſt der Leitungsdraht befeſtigt; gewöhnlich genügt
Eiſendraht, der zum Schutze galvaniſch oder auf anderem Wege verzinkt
wird. Erſt neuerdings kommt auch Bronze in Aufnahme. Die unter-
irdiſchen Linien beſtehen aus Kupferdrähten, die mit Guttapercha iſoliert
ſind. Um einen Kabel von vier bis ſieben Adern kommt noch eine Schutz-
hülle von verzinkten Eiſendrähten. Die deutſche Telegraphenverwaltung
hat über ganz Deutſchland ein Netz ſolcher Kabel verteilt, beſonders um
die militäriſch-wichtigen Orte in direkter Verbindung mit einander zu
haben. So ſind unter den 98391 Kilometern, welche das Liniennetz
Deutſchlands aus machen, 5648 Kilometer unterirdiſche Leitungen.
Der Wunſch, auch über die Grenzen des Landes hinaus, Nachrichten
zu verbreiten, ſtieß lange auf den zähen Widerſtand der Ozeane. Zwar
war bereits 1851 die kurze Verbindung zwiſchen Frankreich und England
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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