das Bleichen, erst dann kommt das Färben oder Bedrucken, sowie andere Verschönerungsmittel (Appretieren). Das Verfahren, welches einzu- schlagen ist, richtet sich in jedem Falle nach der späteren Verwendung der zu bearbeitenden Faser, vor allem aber nach der Art der Faser selbst. Darnach müssen wir zwei große Gruppen unterscheiden: pflanzliche und tierische Faser; bei letzteren sind dann noch zwei Hauptgruppen auseinanderzuhalten, Wolle und Seide.
Unter den Pflanzenfasern, die zum menschlichen Gebrauche dienen, steht obenan die Baumwolle. Der rohen Baumwolle, auch der ver- sponnenen und gewebten, haften außer dem von der Arbeit herrührenden Schmutz und Schweiß noch natürlicher (brauner) Farbstoff, harzartige Körper und die Schlichte an, mit der die Baumwolle beim Spinnen und Weben getränkt wurde. Zur Entfernung dieser Stoffe, welche ein gleichmäßiges Färben unmöglich machen, wird die Baumwolle zuerst in Wasser eingeweicht. Dabei löst sich besonders die anhaftende Schlichte auf, außerdem aber wird die Baumwolle leichter durchdringbar für die folgenden Reinigungsmittel. Die Baumwolle wird gewöhnlich im fertig gewebten Stück gefärbt und bedruckt und kommt daher auch als Stück zur Reinigung. Man näht, da die Reinigung mittelst Maschinen vor sich geht, welche den Stoff über Walzen führen, die einzelnen Stücke an einander und bildet so ein Band von beträchtlicher Länge (bis zu 30 km). Vor dem Waschen wird das Gewebe häufig noch gesengt. Man läßt die Stücke schnell über rotglühende Platten laufen oder führt sie an Gasflammen vorbei (letzteres besonders bei feinen Geweben); dabei werden alle vorstehenden Fäserchen fortgesengt und eine ganz glatte Fläche erhalten, was besonders für den Druck von Wichtigkeit ist. Nach dem Sengen kommt die schon erwähnte Behandlung mit Wasser. An diese schließt sich das "Kalken" an, indem die Stücke in großen Kesseln mit Kalkwasser gekocht werden. Der Zweck des Kalkens ist die Aufschließung der im Gewebe enthaltenen Fett- und Harzsubstanzen; dieselben verbinden sich nämlich mit dem Kalk zu Seifen, die sich bei der weiteren Behandlung auflösen und so entfernt werden. Nach dem Kalken werden die Stücke wiederum mit Wasser gewaschen und dann gesäuert. Die Säure (gewöhnlich Salzsäure), die natürlich sehr stark verdünnt ist, zersetzt die durch den Kalk gebildeten Seifen, indem sie daraus die Fettsäuren abscheidet, die sich zwar nicht in Wasser lösen, aber nunmehr so fein zerteilt sind, daß sie sich bei der folgenden Operation des "Bäuchens" leicht lösen. Unter "Bäuchen" versteht man das Kochen der Stücke mit Laugen und Seifen. Als Lauge dient Natronlauge oder Soda. Gewöhnlich wird die Lauge dreimal erneuert, indem man zuerst und zuletzt reine Lauge, dazwischen aber ein Gemisch von Lauge und Seife anwendet. Durch das Bäuchen werden alle noch in der Baumwolle vor- handenen Fettstoffe, sowie der noch anhaftende natürliche Farbstoff gelöst und entfernt. Die Baumwolle ist nunmehr rein, jedoch haftet
Färben und Drucken.
das Bleichen, erſt dann kommt das Färben oder Bedrucken, ſowie andere Verſchönerungsmittel (Appretieren). Das Verfahren, welches einzu- ſchlagen iſt, richtet ſich in jedem Falle nach der ſpäteren Verwendung der zu bearbeitenden Faſer, vor allem aber nach der Art der Faſer ſelbſt. Darnach müſſen wir zwei große Gruppen unterſcheiden: pflanzliche und tieriſche Faſer; bei letzteren ſind dann noch zwei Hauptgruppen auseinanderzuhalten, Wolle und Seide.
Unter den Pflanzenfaſern, die zum menſchlichen Gebrauche dienen, ſteht obenan die Baumwolle. Der rohen Baumwolle, auch der ver- ſponnenen und gewebten, haften außer dem von der Arbeit herrührenden Schmutz und Schweiß noch natürlicher (brauner) Farbſtoff, harzartige Körper und die Schlichte an, mit der die Baumwolle beim Spinnen und Weben getränkt wurde. Zur Entfernung dieſer Stoffe, welche ein gleichmäßiges Färben unmöglich machen, wird die Baumwolle zuerſt in Waſſer eingeweicht. Dabei löſt ſich beſonders die anhaftende Schlichte auf, außerdem aber wird die Baumwolle leichter durchdringbar für die folgenden Reinigungsmittel. Die Baumwolle wird gewöhnlich im fertig gewebten Stück gefärbt und bedruckt und kommt daher auch als Stück zur Reinigung. Man näht, da die Reinigung mittelſt Maſchinen vor ſich geht, welche den Stoff über Walzen führen, die einzelnen Stücke an einander und bildet ſo ein Band von beträchtlicher Länge (bis zu 30 km). Vor dem Waſchen wird das Gewebe häufig noch geſengt. Man läßt die Stücke ſchnell über rotglühende Platten laufen oder führt ſie an Gasflammen vorbei (letzteres beſonders bei feinen Geweben); dabei werden alle vorſtehenden Fäſerchen fortgeſengt und eine ganz glatte Fläche erhalten, was beſonders für den Druck von Wichtigkeit iſt. Nach dem Sengen kommt die ſchon erwähnte Behandlung mit Waſſer. An dieſe ſchließt ſich das „Kalken“ an, indem die Stücke in großen Keſſeln mit Kalkwaſſer gekocht werden. Der Zweck des Kalkens iſt die Aufſchließung der im Gewebe enthaltenen Fett- und Harzſubſtanzen; dieſelben verbinden ſich nämlich mit dem Kalk zu Seifen, die ſich bei der weiteren Behandlung auflöſen und ſo entfernt werden. Nach dem Kalken werden die Stücke wiederum mit Waſſer gewaſchen und dann geſäuert. Die Säure (gewöhnlich Salzſäure), die natürlich ſehr ſtark verdünnt iſt, zerſetzt die durch den Kalk gebildeten Seifen, indem ſie daraus die Fettſäuren abſcheidet, die ſich zwar nicht in Waſſer löſen, aber nunmehr ſo fein zerteilt ſind, daß ſie ſich bei der folgenden Operation des „Bäuchens“ leicht löſen. Unter „Bäuchen“ verſteht man das Kochen der Stücke mit Laugen und Seifen. Als Lauge dient Natronlauge oder Soda. Gewöhnlich wird die Lauge dreimal erneuert, indem man zuerſt und zuletzt reine Lauge, dazwiſchen aber ein Gemiſch von Lauge und Seife anwendet. Durch das Bäuchen werden alle noch in der Baumwolle vor- handenen Fettſtoffe, ſowie der noch anhaftende natürliche Farbſtoff gelöſt und entfernt. Die Baumwolle iſt nunmehr rein, jedoch haftet
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Färben und Drucken.
das Bleichen, erſt dann kommt das Färben oder Bedrucken, ſowie andere
Verſchönerungsmittel (Appretieren). Das Verfahren, welches einzu-
ſchlagen iſt, richtet ſich in jedem Falle nach der ſpäteren Verwendung
der zu bearbeitenden Faſer, vor allem aber nach der Art der Faſer
ſelbſt. Darnach müſſen wir zwei große Gruppen unterſcheiden: pflanzliche
und tieriſche Faſer; bei letzteren ſind dann noch zwei Hauptgruppen
auseinanderzuhalten, Wolle und Seide.
Unter den Pflanzenfaſern, die zum menſchlichen Gebrauche dienen,
ſteht obenan die Baumwolle. Der rohen Baumwolle, auch der ver-
ſponnenen und gewebten, haften außer dem von der Arbeit herrührenden
Schmutz und Schweiß noch natürlicher (brauner) Farbſtoff, harzartige
Körper und die Schlichte an, mit der die Baumwolle beim Spinnen
und Weben getränkt wurde. Zur Entfernung dieſer Stoffe, welche ein
gleichmäßiges Färben unmöglich machen, wird die Baumwolle zuerſt
in Waſſer eingeweicht. Dabei löſt ſich beſonders die anhaftende Schlichte
auf, außerdem aber wird die Baumwolle leichter durchdringbar für die
folgenden Reinigungsmittel. Die Baumwolle wird gewöhnlich im fertig
gewebten Stück gefärbt und bedruckt und kommt daher auch als Stück
zur Reinigung. Man näht, da die Reinigung mittelſt Maſchinen vor
ſich geht, welche den Stoff über Walzen führen, die einzelnen Stücke
an einander und bildet ſo ein Band von beträchtlicher Länge (bis zu
30 km). Vor dem Waſchen wird das Gewebe häufig noch geſengt.
Man läßt die Stücke ſchnell über rotglühende Platten laufen oder führt
ſie an Gasflammen vorbei (letzteres beſonders bei feinen Geweben);
dabei werden alle vorſtehenden Fäſerchen fortgeſengt und eine ganz
glatte Fläche erhalten, was beſonders für den Druck von Wichtigkeit
iſt. Nach dem Sengen kommt die ſchon erwähnte Behandlung mit
Waſſer. An dieſe ſchließt ſich das „Kalken“ an, indem die Stücke
in großen Keſſeln mit Kalkwaſſer gekocht werden. Der Zweck des Kalkens
iſt die Aufſchließung der im Gewebe enthaltenen Fett- und Harzſubſtanzen;
dieſelben verbinden ſich nämlich mit dem Kalk zu Seifen, die ſich bei
der weiteren Behandlung auflöſen und ſo entfernt werden. Nach dem
Kalken werden die Stücke wiederum mit Waſſer gewaſchen und dann
geſäuert. Die Säure (gewöhnlich Salzſäure), die natürlich ſehr
ſtark verdünnt iſt, zerſetzt die durch den Kalk gebildeten Seifen,
indem ſie daraus die Fettſäuren abſcheidet, die ſich zwar nicht in
Waſſer löſen, aber nunmehr ſo fein zerteilt ſind, daß ſie ſich bei der
folgenden Operation des „Bäuchens“ leicht löſen. Unter „Bäuchen“
verſteht man das Kochen der Stücke mit Laugen und Seifen.
Als Lauge dient Natronlauge oder Soda. Gewöhnlich wird die
Lauge dreimal erneuert, indem man zuerſt und zuletzt reine Lauge,
dazwiſchen aber ein Gemiſch von Lauge und Seife anwendet.
Durch das Bäuchen werden alle noch in der Baumwolle vor-
handenen Fettſtoffe, ſowie der noch anhaftende natürliche Farbſtoff
gelöſt und entfernt. Die Baumwolle iſt nunmehr rein, jedoch haftet
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/431>, abgerufen am 25.11.2024.
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