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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Wasser als Nährmittel der Pflanze.
Das Wasser als Nährmittel der Pflanze.

Von überaus großer Bedeutung für die Ernährung der Pflanzen
ist das Wasser, und fallen ihm besonders vier wesentliche Auf-
gaben zu. Es dient als Vegetationswasser, indem es unverändert
durch die Pflanze hindurchgeht, zur direkten Ernährung infolge seines
Wasserstoff-Gehaltes, als Vermittler zur Aufnahme aller übrigen Nähr-
stoffe und schließlich zur Kühlung der Pflanzen bei großen Hitzen.
Als Vegetationswasser wird die Feuchtigkeit des Bodens von den
Wurzeln aufgesaugt, durch die Pflanze hindurch nach oben geführt
und verdunstet, aus den Blättern, wie aus allen saftig grünen Teilen
austretend. Nur so lange dies geschieht, ist die Pflanze lebensfähig,
und sie welkt, sobald diese Thätigkeit aufhört, sei es aus Wassermangel
im Boden, sei es, daß sie zur Zeit der Reife nachläßt. 80--96 %
der Pflanze bestehen während ihres Wachstums aus Wasser und un-
geheure Mengen desselben gehen als Vegetationswasser durch die
Pflanze hindurch. Nach Wolff*) werden auf diese Weise bei den
Halmfrüchten 0,5--1,5 Millionen kg Wasser pro Morgen während
der Vegetationszeit verdunstet und bei den blattreichen, hochwachsenden
Pflanzen, wie Obstbäumen, Hopfen etc. sogar 1,5--2 Millionen kg.
Das ist ein größeres Quantum als durchschnittlich während der Vege-
tationszeit, d. h. während 5 bis 7 Monaten an Niederschlägen fällt, so-
mit muß das während des Winters gefallene und im Boden an-
gesammelte Wasser zur Ernährung mitwirken, was wiederum eine
lockere Beschaffenheit des Bodens und seine möglichst tiefe Bearbeitung
voraussetzt.

Als Vermittler für andere Nährstoffe ist das Wasser so wichtig,
daß jene ohne dieses überhaupt nicht zur Geltung kämen, wie sie auch
unwirksam bleiben, wenn sie nicht löslich sind, oder es mit der Zeit
werden. Nur auf dem vorher beschriebenen Wege des Vegetations-
wassers können sie das Innere der Pflanze erreichen, und das geschieht
bis zu einem gewissen Maximum in demselben Maße, als das Vege-
tationswasser zur Verfügung steht. Unter gewissen Verhältnissen kann
man das auch äußerlich der Pflanze ansehen, nämlich, wenn nach
großer Dürre plötzlich starker und kurzer Regen eintritt, um wiederum
einer großen Hitze zu weichen. Dann werden von der Pflanze plötz-
lich so große Wassermengen aufgenommen und nach dem Wege durch
die Pflanze von den saftig grünen Teilen derselben verdunstet, daß
die Menge der darin gelösten Nährstoffe zu groß ist, um von der
Pflanze in der so kurzen Zeit aufgenommen und verarbeitet zu werden.
Ein Teil der Nährstoffe tritt dann mit dem zu verdunstenden Wasser
aus, und da er nicht verdunsten kann, so lagert er sich auf der Ver-
dunstungsstelle, d. h. also auf den Blättern etc. als feiner weißer
Niederschlag ab.

*) Emil Wolff; Praktische Düngerlehre. Verlag von Paul Parey, Berlin.
Das Waſſer als Nährmittel der Pflanze.
Das Waſſer als Nährmittel der Pflanze.

Von überaus großer Bedeutung für die Ernährung der Pflanzen
iſt das Waſſer, und fallen ihm beſonders vier weſentliche Auf-
gaben zu. Es dient als Vegetationswaſſer, indem es unverändert
durch die Pflanze hindurchgeht, zur direkten Ernährung infolge ſeines
Waſſerſtoff-Gehaltes, als Vermittler zur Aufnahme aller übrigen Nähr-
ſtoffe und ſchließlich zur Kühlung der Pflanzen bei großen Hitzen.
Als Vegetationswaſſer wird die Feuchtigkeit des Bodens von den
Wurzeln aufgeſaugt, durch die Pflanze hindurch nach oben geführt
und verdunſtet, aus den Blättern, wie aus allen ſaftig grünen Teilen
austretend. Nur ſo lange dies geſchieht, iſt die Pflanze lebensfähig,
und ſie welkt, ſobald dieſe Thätigkeit aufhört, ſei es aus Waſſermangel
im Boden, ſei es, daß ſie zur Zeit der Reife nachläßt. 80—96 %
der Pflanze beſtehen während ihres Wachstums aus Waſſer und un-
geheure Mengen desſelben gehen als Vegetationswaſſer durch die
Pflanze hindurch. Nach Wolff*) werden auf dieſe Weiſe bei den
Halmfrüchten 0,5—1,5 Millionen kg Waſſer pro Morgen während
der Vegetationszeit verdunſtet und bei den blattreichen, hochwachſenden
Pflanzen, wie Obſtbäumen, Hopfen ꝛc. ſogar 1,5—2 Millionen kg.
Das iſt ein größeres Quantum als durchſchnittlich während der Vege-
tationszeit, d. h. während 5 bis 7 Monaten an Niederſchlägen fällt, ſo-
mit muß das während des Winters gefallene und im Boden an-
geſammelte Waſſer zur Ernährung mitwirken, was wiederum eine
lockere Beſchaffenheit des Bodens und ſeine möglichſt tiefe Bearbeitung
vorausſetzt.

Als Vermittler für andere Nährſtoffe iſt das Waſſer ſo wichtig,
daß jene ohne dieſes überhaupt nicht zur Geltung kämen, wie ſie auch
unwirkſam bleiben, wenn ſie nicht löslich ſind, oder es mit der Zeit
werden. Nur auf dem vorher beſchriebenen Wege des Vegetations-
waſſers können ſie das Innere der Pflanze erreichen, und das geſchieht
bis zu einem gewiſſen Maximum in demſelben Maße, als das Vege-
tationswaſſer zur Verfügung ſteht. Unter gewiſſen Verhältniſſen kann
man das auch äußerlich der Pflanze anſehen, nämlich, wenn nach
großer Dürre plötzlich ſtarker und kurzer Regen eintritt, um wiederum
einer großen Hitze zu weichen. Dann werden von der Pflanze plötz-
lich ſo große Waſſermengen aufgenommen und nach dem Wege durch
die Pflanze von den ſaftig grünen Teilen derſelben verdunſtet, daß
die Menge der darin gelöſten Nährſtoffe zu groß iſt, um von der
Pflanze in der ſo kurzen Zeit aufgenommen und verarbeitet zu werden.
Ein Teil der Nährſtoffe tritt dann mit dem zu verdunſtenden Waſſer
aus, und da er nicht verdunſten kann, ſo lagert er ſich auf der Ver-
dunſtungsſtelle, d. h. alſo auf den Blättern ꝛc. als feiner weißer
Niederſchlag ab.

*) Emil Wolff; Praktiſche Düngerlehre. Verlag von Paul Parey, Berlin.
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[427/0445] Das Waſſer als Nährmittel der Pflanze. Das Waſſer als Nährmittel der Pflanze. Von überaus großer Bedeutung für die Ernährung der Pflanzen iſt das Waſſer, und fallen ihm beſonders vier weſentliche Auf- gaben zu. Es dient als Vegetationswaſſer, indem es unverändert durch die Pflanze hindurchgeht, zur direkten Ernährung infolge ſeines Waſſerſtoff-Gehaltes, als Vermittler zur Aufnahme aller übrigen Nähr- ſtoffe und ſchließlich zur Kühlung der Pflanzen bei großen Hitzen. Als Vegetationswaſſer wird die Feuchtigkeit des Bodens von den Wurzeln aufgeſaugt, durch die Pflanze hindurch nach oben geführt und verdunſtet, aus den Blättern, wie aus allen ſaftig grünen Teilen austretend. Nur ſo lange dies geſchieht, iſt die Pflanze lebensfähig, und ſie welkt, ſobald dieſe Thätigkeit aufhört, ſei es aus Waſſermangel im Boden, ſei es, daß ſie zur Zeit der Reife nachläßt. 80—96 % der Pflanze beſtehen während ihres Wachstums aus Waſſer und un- geheure Mengen desſelben gehen als Vegetationswaſſer durch die Pflanze hindurch. Nach Wolff *) werden auf dieſe Weiſe bei den Halmfrüchten 0,5—1,5 Millionen kg Waſſer pro Morgen während der Vegetationszeit verdunſtet und bei den blattreichen, hochwachſenden Pflanzen, wie Obſtbäumen, Hopfen ꝛc. ſogar 1,5—2 Millionen kg. Das iſt ein größeres Quantum als durchſchnittlich während der Vege- tationszeit, d. h. während 5 bis 7 Monaten an Niederſchlägen fällt, ſo- mit muß das während des Winters gefallene und im Boden an- geſammelte Waſſer zur Ernährung mitwirken, was wiederum eine lockere Beſchaffenheit des Bodens und ſeine möglichſt tiefe Bearbeitung vorausſetzt. Als Vermittler für andere Nährſtoffe iſt das Waſſer ſo wichtig, daß jene ohne dieſes überhaupt nicht zur Geltung kämen, wie ſie auch unwirkſam bleiben, wenn ſie nicht löslich ſind, oder es mit der Zeit werden. Nur auf dem vorher beſchriebenen Wege des Vegetations- waſſers können ſie das Innere der Pflanze erreichen, und das geſchieht bis zu einem gewiſſen Maximum in demſelben Maße, als das Vege- tationswaſſer zur Verfügung ſteht. Unter gewiſſen Verhältniſſen kann man das auch äußerlich der Pflanze anſehen, nämlich, wenn nach großer Dürre plötzlich ſtarker und kurzer Regen eintritt, um wiederum einer großen Hitze zu weichen. Dann werden von der Pflanze plötz- lich ſo große Waſſermengen aufgenommen und nach dem Wege durch die Pflanze von den ſaftig grünen Teilen derſelben verdunſtet, daß die Menge der darin gelöſten Nährſtoffe zu groß iſt, um von der Pflanze in der ſo kurzen Zeit aufgenommen und verarbeitet zu werden. Ein Teil der Nährſtoffe tritt dann mit dem zu verdunſtenden Waſſer aus, und da er nicht verdunſten kann, ſo lagert er ſich auf der Ver- dunſtungsſtelle, d. h. alſo auf den Blättern ꝛc. als feiner weißer Niederſchlag ab. *) Emil Wolff; Praktiſche Düngerlehre. Verlag von Paul Parey, Berlin.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/445>, abgerufen am 22.11.2024.