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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die künstlichen Düngestoffe und die Chemie des Bodens.

An und für sich aber enthält das Wasser, besonders das Fluß-
Quell- und Trinkwasser zahlreiche den Pflanzen dienliche Stoffe in sehr
wechselnder Menge aufgelöst und kann infolge des Gehaltes daran
als direktes Düngemittel betrachtet werden. Hierbei entscheidet über
seinen Wert nicht die Menge der gelösten Pflanzennährstoffe überhaupt,
sondern speziell der Gehalt an solchen, welche gewöhnlich im Boden
fehlen, wie z. B. Kali, Phosphorsäure etc., während andererseits der
gewöhnlich sehr große Gehalt an Kalk und Eisen weniger in Betracht
kommt, trotzdem auch diese unerläßliche Nährstoffe sind und zwar,
weil der Boden an diesen Stoffen häufig schon an und für sich einen
Überschuß hat. Für die Brauchbarkeit des Wasser in dieser Beziehung
geben die an den Ufern der Bäche, Flüsse und Teiche wild wachsenden
Pflanzen häufig einen sicheren Anhalt; wachsen dort z. B. Süßgräser und
allerlei Blattpflanzen sehr üppig, oder finden sich Seerosen und
Schwimmkraut auf der Oberfläche des Wassers, so kann es als sehr
fruchtbar betrachtet werden. Endlich ist die Thätigkeit des Vegetations-
wassers zur Kühlung der Pflanze zu erwähnen. Je höher die Tem-
peratur in den Sommermonaten steigt, desto größer ist auch die ver-
dunstende Menge des Vegetationswassers, und die daher entstehende
Verdunstungskälte wirkt kühlend und erfrischend auf die Pflanze, wo-
durch das Welken derselben in den heißen Sommermonaten ver-
hindert wird.

Die übrigen Nährstoffe der Pflanze.

Alle sich in der Pflanzenasche findenden Bestandteile sind nicht
zu den unentbehrlichen zu rechnen, welcher Umstand in Bezug auf die
dem Boden zuzuführenden künstlichen Düngemittel wohl zu berücksich-
tigen ist. So rechnen wir die Phosphorsäure, Schwefelsäure, den Stick-
stoff in Form von Salpetersäure oder Ammoniak, das Kali, den Kalk,
die Magnesia und das Eisen zu den unentbehrlichen Nährstoffen, während
die sich häufig in der Asche findenden Mengen von Chlor, Natron und
Kieselerde in den meisten Fällen leicht entbehrlich sind. Die unentbehr-
lichen Stoffe aber genügen in ihrem bloßen Vorhandensein im Boden
nicht, sondern großer Wert ist auf das für die zu kultivierende Pflanze
passende Mengenverhältnis zu legen. Ferner kann der Umstand nicht
genug berücksichtigt werden, daß das Fehlen oder auch nur nicht
genügend Vorhandensein eines einzigen wesentlichen Nährstoffes den
Wert aller anderen stark beeinträchtigt, denn die Pflanze kann dann
nicht gedeihen, und die Ernte wird unter solchen Umständen stets nur
eine sehr mangelhafte werden. Über den Wert und die Aufgabe der
genannten Mineralstoffe ist nach Wolff folgendes zu erwähnen. Der
Kalk ist nicht nur ein direkter Nährstoff, sondern wirkt auch gleichzeitig
indirekt sehr nützlich, indem er den Boden auflockert und die Ver-
witterung desselben, wie auch die Verwesung der in ihm enthaltenen
organischen Stoffe sehr beschleunigt. Während der Kalk sich haupt-

Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens.

An und für ſich aber enthält das Waſſer, beſonders das Fluß-
Quell- und Trinkwaſſer zahlreiche den Pflanzen dienliche Stoffe in ſehr
wechſelnder Menge aufgelöſt und kann infolge des Gehaltes daran
als direktes Düngemittel betrachtet werden. Hierbei entſcheidet über
ſeinen Wert nicht die Menge der gelöſten Pflanzennährſtoffe überhaupt,
ſondern ſpeziell der Gehalt an ſolchen, welche gewöhnlich im Boden
fehlen, wie z. B. Kali, Phosphorſäure ꝛc., während andererſeits der
gewöhnlich ſehr große Gehalt an Kalk und Eiſen weniger in Betracht
kommt, trotzdem auch dieſe unerläßliche Nährſtoffe ſind und zwar,
weil der Boden an dieſen Stoffen häufig ſchon an und für ſich einen
Überſchuß hat. Für die Brauchbarkeit des Waſſer in dieſer Beziehung
geben die an den Ufern der Bäche, Flüſſe und Teiche wild wachſenden
Pflanzen häufig einen ſicheren Anhalt; wachſen dort z. B. Süßgräſer und
allerlei Blattpflanzen ſehr üppig, oder finden ſich Seeroſen und
Schwimmkraut auf der Oberfläche des Waſſers, ſo kann es als ſehr
fruchtbar betrachtet werden. Endlich iſt die Thätigkeit des Vegetations-
waſſers zur Kühlung der Pflanze zu erwähnen. Je höher die Tem-
peratur in den Sommermonaten ſteigt, deſto größer iſt auch die ver-
dunſtende Menge des Vegetationswaſſers, und die daher entſtehende
Verdunſtungskälte wirkt kühlend und erfriſchend auf die Pflanze, wo-
durch das Welken derſelben in den heißen Sommermonaten ver-
hindert wird.

Die übrigen Nährſtoffe der Pflanze.

Alle ſich in der Pflanzenaſche findenden Beſtandteile ſind nicht
zu den unentbehrlichen zu rechnen, welcher Umſtand in Bezug auf die
dem Boden zuzuführenden künſtlichen Düngemittel wohl zu berückſich-
tigen iſt. So rechnen wir die Phosphorſäure, Schwefelſäure, den Stick-
ſtoff in Form von Salpeterſäure oder Ammoniak, das Kali, den Kalk,
die Magneſia und das Eiſen zu den unentbehrlichen Nährſtoffen, während
die ſich häufig in der Aſche findenden Mengen von Chlor, Natron und
Kieſelerde in den meiſten Fällen leicht entbehrlich ſind. Die unentbehr-
lichen Stoffe aber genügen in ihrem bloßen Vorhandenſein im Boden
nicht, ſondern großer Wert iſt auf das für die zu kultivierende Pflanze
paſſende Mengenverhältnis zu legen. Ferner kann der Umſtand nicht
genug berückſichtigt werden, daß das Fehlen oder auch nur nicht
genügend Vorhandenſein eines einzigen weſentlichen Nährſtoffes den
Wert aller anderen ſtark beeinträchtigt, denn die Pflanze kann dann
nicht gedeihen, und die Ernte wird unter ſolchen Umſtänden ſtets nur
eine ſehr mangelhafte werden. Über den Wert und die Aufgabe der
genannten Mineralſtoffe iſt nach Wolff folgendes zu erwähnen. Der
Kalk iſt nicht nur ein direkter Nährſtoff, ſondern wirkt auch gleichzeitig
indirekt ſehr nützlich, indem er den Boden auflockert und die Ver-
witterung desſelben, wie auch die Verweſung der in ihm enthaltenen
organiſchen Stoffe ſehr beſchleunigt. Während der Kalk ſich haupt-

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[428/0446] Die künſtlichen Düngeſtoffe und die Chemie des Bodens. An und für ſich aber enthält das Waſſer, beſonders das Fluß- Quell- und Trinkwaſſer zahlreiche den Pflanzen dienliche Stoffe in ſehr wechſelnder Menge aufgelöſt und kann infolge des Gehaltes daran als direktes Düngemittel betrachtet werden. Hierbei entſcheidet über ſeinen Wert nicht die Menge der gelöſten Pflanzennährſtoffe überhaupt, ſondern ſpeziell der Gehalt an ſolchen, welche gewöhnlich im Boden fehlen, wie z. B. Kali, Phosphorſäure ꝛc., während andererſeits der gewöhnlich ſehr große Gehalt an Kalk und Eiſen weniger in Betracht kommt, trotzdem auch dieſe unerläßliche Nährſtoffe ſind und zwar, weil der Boden an dieſen Stoffen häufig ſchon an und für ſich einen Überſchuß hat. Für die Brauchbarkeit des Waſſer in dieſer Beziehung geben die an den Ufern der Bäche, Flüſſe und Teiche wild wachſenden Pflanzen häufig einen ſicheren Anhalt; wachſen dort z. B. Süßgräſer und allerlei Blattpflanzen ſehr üppig, oder finden ſich Seeroſen und Schwimmkraut auf der Oberfläche des Waſſers, ſo kann es als ſehr fruchtbar betrachtet werden. Endlich iſt die Thätigkeit des Vegetations- waſſers zur Kühlung der Pflanze zu erwähnen. Je höher die Tem- peratur in den Sommermonaten ſteigt, deſto größer iſt auch die ver- dunſtende Menge des Vegetationswaſſers, und die daher entſtehende Verdunſtungskälte wirkt kühlend und erfriſchend auf die Pflanze, wo- durch das Welken derſelben in den heißen Sommermonaten ver- hindert wird. Die übrigen Nährſtoffe der Pflanze. Alle ſich in der Pflanzenaſche findenden Beſtandteile ſind nicht zu den unentbehrlichen zu rechnen, welcher Umſtand in Bezug auf die dem Boden zuzuführenden künſtlichen Düngemittel wohl zu berückſich- tigen iſt. So rechnen wir die Phosphorſäure, Schwefelſäure, den Stick- ſtoff in Form von Salpeterſäure oder Ammoniak, das Kali, den Kalk, die Magneſia und das Eiſen zu den unentbehrlichen Nährſtoffen, während die ſich häufig in der Aſche findenden Mengen von Chlor, Natron und Kieſelerde in den meiſten Fällen leicht entbehrlich ſind. Die unentbehr- lichen Stoffe aber genügen in ihrem bloßen Vorhandenſein im Boden nicht, ſondern großer Wert iſt auf das für die zu kultivierende Pflanze paſſende Mengenverhältnis zu legen. Ferner kann der Umſtand nicht genug berückſichtigt werden, daß das Fehlen oder auch nur nicht genügend Vorhandenſein eines einzigen weſentlichen Nährſtoffes den Wert aller anderen ſtark beeinträchtigt, denn die Pflanze kann dann nicht gedeihen, und die Ernte wird unter ſolchen Umſtänden ſtets nur eine ſehr mangelhafte werden. Über den Wert und die Aufgabe der genannten Mineralſtoffe iſt nach Wolff folgendes zu erwähnen. Der Kalk iſt nicht nur ein direkter Nährſtoff, ſondern wirkt auch gleichzeitig indirekt ſehr nützlich, indem er den Boden auflockert und die Ver- witterung desſelben, wie auch die Verweſung der in ihm enthaltenen organiſchen Stoffe ſehr beſchleunigt. Während der Kalk ſich haupt-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/446>, abgerufen am 22.11.2024.