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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die konzentrierten Düngemittel.
sind die Verwendung von gekauften stickstoffreichen Futtermitteln, wie
Träber etc., der Anbau stickstoffsammelnder Pflanzen, welche später ein-
gehender behandelt werden sollen, und vor allen Dingen die Verhinderung
des Stickstoffverlustes im Stallmist. Wie schon vorher erwähnt, ist dies
durch Zusatz von Superphosphat-Gips oder Kali etc. leicht zu erzielen,
und hier soll nur noch mit Zahlen belegt werden, welch ein unge-
heures Vermögen bei nachlässiger Behandlung des Stallmistes jährlich
verloren geht. Holdefleiß weist nach, daß ganz abgesehen von den
Verlusten, welche durch Abfließen und Versickern der Jauche entstehen,
allein 20 % des Stickstoffs und mehr bei nicht rationell behandeltem
Stallmist verdunstet, d. h. jährlich pro Stück Großvieh ein Verlust von
15 bis 16 kg Stickstoff, welche einer Menge von 2 Zentnern Chilisalpeter
im Preise von ca. 20 Mark entsprechen. Preußen allein hat dadurch bei
einem Bestand von 8,700,000 Stück Großvieh einen Verlust von jährlich
174 Millionen Mark. Würde man danach den Verlust von ganz
Deutschland oder gar für alle kultivierten Länder berechnen, so erhält
man so erschreckend große Zahlen, daß es in der That ganz unbe-
greiflich ist, wie die überwiegend größten Kreise heute noch so einfache
und so sicher wirkende Hilfsmittel in ihrer unverantwortlichen Lässigkeit
unbenutzt lassen.

Die Lieferanten der käuflichen Stickstoffdüngemittel sind der Chili-
salpeter, die Ammoniaksalze und zahlreiche tierische Abfälle, wie Blut,
Fleisch, Lederabfälle, Horn, Haare, Wolle etc.

Da die Pflanze ihren Stickstoff-Bedarf in Gestalt von salpeter-
sauren Salzen aufnimmt, so ist der Chilisalpeter d. i. salpetersaures
Natron, das wichtigste der genannten Düngemittel. Er, wie alle anderen
salpetersauren Salze entstehen durch Oxydation des Ammoniaks oder des
Stickstoffs in tierischen Abfällen durch den Sauerstoff der atmosphärischen
Luft. Seine Wirkung ist eine sehr schnelle und ihn vollständig auf-
brauchende, also eine Nachwirkung dieses Düngemittels ist daher nicht
nur nicht zu erwarten, sondern es verlangt im Gegenteil reichliche Zu-
fuhr auch aller anderen Nährstoffe, weil es gerade durch seine schnelle
Wirkung den Boden stark erschöpft. Besonders muß es gleichzeitig mit
den Phosphaten gegeben werden, denn diese neutralisieren durch ihre
die Frühreife bedingende Wirkung seine Eigenschaft, die Vegetationszeit
zu verlängern.

Die Ammoniaksalze -- in der Landwirtschaft schlechtweg so ge-
nannt -- sind immer schwefelsaures Ammonium und werden als
Nebenprodukt bei der Leuchtgasfabrikation, neuerdings auch bei den
Kokereien und dem Hochofenbetriebe aus der Steinkohle gewonnen.
Das sich bei der trockenen Destillation derselben bildende Ammoniak
wird in Schwefelsäure aufgefangen und krystallisiert dann beim Ein-
dampfen heraus: die Bildung des schwefelsauren Ammoniak ist also eine
einfache Addition, wie folgende Formel zeigt:
[Formel 1]

Die konzentrierten Düngemittel.
ſind die Verwendung von gekauften ſtickſtoffreichen Futtermitteln, wie
Träber ꝛc., der Anbau ſtickſtoffſammelnder Pflanzen, welche ſpäter ein-
gehender behandelt werden ſollen, und vor allen Dingen die Verhinderung
des Stickſtoffverluſtes im Stallmiſt. Wie ſchon vorher erwähnt, iſt dies
durch Zuſatz von Superphosphat-Gips oder Kali ꝛc. leicht zu erzielen,
und hier ſoll nur noch mit Zahlen belegt werden, welch ein unge-
heures Vermögen bei nachläſſiger Behandlung des Stallmiſtes jährlich
verloren geht. Holdefleiß weiſt nach, daß ganz abgeſehen von den
Verluſten, welche durch Abfließen und Verſickern der Jauche entſtehen,
allein 20 % des Stickſtoffs und mehr bei nicht rationell behandeltem
Stallmiſt verdunſtet, d. h. jährlich pro Stück Großvieh ein Verluſt von
15 bis 16 kg Stickſtoff, welche einer Menge von 2 Zentnern Chiliſalpeter
im Preiſe von ca. 20 Mark entſprechen. Preußen allein hat dadurch bei
einem Beſtand von 8,700,000 Stück Großvieh einen Verluſt von jährlich
174 Millionen Mark. Würde man danach den Verluſt von ganz
Deutſchland oder gar für alle kultivierten Länder berechnen, ſo erhält
man ſo erſchreckend große Zahlen, daß es in der That ganz unbe-
greiflich iſt, wie die überwiegend größten Kreiſe heute noch ſo einfache
und ſo ſicher wirkende Hilfsmittel in ihrer unverantwortlichen Läſſigkeit
unbenutzt laſſen.

Die Lieferanten der käuflichen Stickſtoffdüngemittel ſind der Chili-
ſalpeter, die Ammoniakſalze und zahlreiche tieriſche Abfälle, wie Blut,
Fleiſch, Lederabfälle, Horn, Haare, Wolle ꝛc.

Da die Pflanze ihren Stickſtoff-Bedarf in Geſtalt von ſalpeter-
ſauren Salzen aufnimmt, ſo iſt der Chiliſalpeter d. i. ſalpeterſaures
Natron, das wichtigſte der genannten Düngemittel. Er, wie alle anderen
ſalpeterſauren Salze entſtehen durch Oxydation des Ammoniaks oder des
Stickſtoffs in tieriſchen Abfällen durch den Sauerſtoff der atmoſphäriſchen
Luft. Seine Wirkung iſt eine ſehr ſchnelle und ihn vollſtändig auf-
brauchende, alſo eine Nachwirkung dieſes Düngemittels iſt daher nicht
nur nicht zu erwarten, ſondern es verlangt im Gegenteil reichliche Zu-
fuhr auch aller anderen Nährſtoffe, weil es gerade durch ſeine ſchnelle
Wirkung den Boden ſtark erſchöpft. Beſonders muß es gleichzeitig mit
den Phosphaten gegeben werden, denn dieſe neutraliſieren durch ihre
die Frühreife bedingende Wirkung ſeine Eigenſchaft, die Vegetationszeit
zu verlängern.

Die Ammoniakſalze — in der Landwirtſchaft ſchlechtweg ſo ge-
nannt — ſind immer ſchwefelſaures Ammonium und werden als
Nebenprodukt bei der Leuchtgasfabrikation, neuerdings auch bei den
Kokereien und dem Hochofenbetriebe aus der Steinkohle gewonnen.
Das ſich bei der trockenen Deſtillation derſelben bildende Ammoniak
wird in Schwefelſäure aufgefangen und kryſtalliſiert dann beim Ein-
dampfen heraus: die Bildung des ſchwefelſauren Ammoniak iſt alſo eine
einfache Addition, wie folgende Formel zeigt:
[Formel 1]

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[439/0457] Die konzentrierten Düngemittel. ſind die Verwendung von gekauften ſtickſtoffreichen Futtermitteln, wie Träber ꝛc., der Anbau ſtickſtoffſammelnder Pflanzen, welche ſpäter ein- gehender behandelt werden ſollen, und vor allen Dingen die Verhinderung des Stickſtoffverluſtes im Stallmiſt. Wie ſchon vorher erwähnt, iſt dies durch Zuſatz von Superphosphat-Gips oder Kali ꝛc. leicht zu erzielen, und hier ſoll nur noch mit Zahlen belegt werden, welch ein unge- heures Vermögen bei nachläſſiger Behandlung des Stallmiſtes jährlich verloren geht. Holdefleiß weiſt nach, daß ganz abgeſehen von den Verluſten, welche durch Abfließen und Verſickern der Jauche entſtehen, allein 20 % des Stickſtoffs und mehr bei nicht rationell behandeltem Stallmiſt verdunſtet, d. h. jährlich pro Stück Großvieh ein Verluſt von 15 bis 16 kg Stickſtoff, welche einer Menge von 2 Zentnern Chiliſalpeter im Preiſe von ca. 20 Mark entſprechen. Preußen allein hat dadurch bei einem Beſtand von 8,700,000 Stück Großvieh einen Verluſt von jährlich 174 Millionen Mark. Würde man danach den Verluſt von ganz Deutſchland oder gar für alle kultivierten Länder berechnen, ſo erhält man ſo erſchreckend große Zahlen, daß es in der That ganz unbe- greiflich iſt, wie die überwiegend größten Kreiſe heute noch ſo einfache und ſo ſicher wirkende Hilfsmittel in ihrer unverantwortlichen Läſſigkeit unbenutzt laſſen. Die Lieferanten der käuflichen Stickſtoffdüngemittel ſind der Chili- ſalpeter, die Ammoniakſalze und zahlreiche tieriſche Abfälle, wie Blut, Fleiſch, Lederabfälle, Horn, Haare, Wolle ꝛc. Da die Pflanze ihren Stickſtoff-Bedarf in Geſtalt von ſalpeter- ſauren Salzen aufnimmt, ſo iſt der Chiliſalpeter d. i. ſalpeterſaures Natron, das wichtigſte der genannten Düngemittel. Er, wie alle anderen ſalpeterſauren Salze entſtehen durch Oxydation des Ammoniaks oder des Stickſtoffs in tieriſchen Abfällen durch den Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft. Seine Wirkung iſt eine ſehr ſchnelle und ihn vollſtändig auf- brauchende, alſo eine Nachwirkung dieſes Düngemittels iſt daher nicht nur nicht zu erwarten, ſondern es verlangt im Gegenteil reichliche Zu- fuhr auch aller anderen Nährſtoffe, weil es gerade durch ſeine ſchnelle Wirkung den Boden ſtark erſchöpft. Beſonders muß es gleichzeitig mit den Phosphaten gegeben werden, denn dieſe neutraliſieren durch ihre die Frühreife bedingende Wirkung ſeine Eigenſchaft, die Vegetationszeit zu verlängern. Die Ammoniakſalze — in der Landwirtſchaft ſchlechtweg ſo ge- nannt — ſind immer ſchwefelſaures Ammonium und werden als Nebenprodukt bei der Leuchtgasfabrikation, neuerdings auch bei den Kokereien und dem Hochofenbetriebe aus der Steinkohle gewonnen. Das ſich bei der trockenen Deſtillation derſelben bildende Ammoniak wird in Schwefelſäure aufgefangen und kryſtalliſiert dann beim Ein- dampfen heraus: die Bildung des ſchwefelſauren Ammoniak iſt alſo eine einfache Addition, wie folgende Formel zeigt: [FORMEL]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/457>, abgerufen am 22.11.2024.