Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Das Eisen. der Prozeß beendet, so wird der Inhalt des Converters ausgegossenund ist derselbe zu diesem Zweck bei d (Fig. 343) in einer Achse dreh- bar aufgehängt. In dieser Zeichnung ist auch das Rohr D sichtbar, welches den sehr stark gepreßten Luftstrom in den Converter leitet. Durch den in der atmospärischen Luft zugeführten Sauerstoff werden in den ersten 8--10 Minuten Schlacken gebildet; diese geben in den darauf folgenden 6 bis 8 Minuten ihren Sauerstoff an den Kohlen- stoff des Roheisens ab und oxydieren denselben zu Kohlenoxydgas. In den darauf folgenden 20 Minuten wird der Rest des Kohlen- stoffes verbrannt und nachdem der Wind abgestellt ist, die Birne [Abbildung]
Fig. 343. umgeklappt, um ihr noch ca. 10 % geschmolzenes Spiegeleisen zu-Bessemerbirne. zusetzen. Nun wird der Wind noch einmal angelassen und nach kurzer Zeit ist der Prozeß, dessen Beendigung man an seiner Flamme mittels Spektralapparates erkennt, vollendet. Dieses Verfahren ist zweifellos das rationellste von allen zur Stahlbereitung angewendeten, denn nach dem- selben produziert man 10--12000 kg in weniger als einer Stunde, in welcher Zeit im Puddelofen nur ca. 50 kg produziert werden. Hieran schließt sich das von Uchatius angegebene Verfahren, wonach der sog. Uchatiusstahl direkt aus dem Roheisen dargestellt wird, indem das aus Magneteisenstein dargestellte Roheisen mit Spateisensteinpulver be- schickt im Graphittiegel geschmolzen wird. Nach Martin wird das Schmelzen nicht mehr in Tiegeln, sondern auf der muldenförmigen Sohle eines Flammenofens mit Hilfe eines Siemensschen Regenerativ- Gasofens ausgeführt. Der so gewonnene Stahl hat unter dem Namen 37*
Das Eiſen. der Prozeß beendet, ſo wird der Inhalt des Converters ausgegoſſenund iſt derſelbe zu dieſem Zweck bei d (Fig. 343) in einer Achſe dreh- bar aufgehängt. In dieſer Zeichnung iſt auch das Rohr D ſichtbar, welches den ſehr ſtark gepreßten Luftſtrom in den Converter leitet. Durch den in der atmoſpäriſchen Luft zugeführten Sauerſtoff werden in den erſten 8—10 Minuten Schlacken gebildet; dieſe geben in den darauf folgenden 6 bis 8 Minuten ihren Sauerſtoff an den Kohlen- ſtoff des Roheiſens ab und oxydieren denſelben zu Kohlenoxydgas. In den darauf folgenden 20 Minuten wird der Reſt des Kohlen- ſtoffes verbrannt und nachdem der Wind abgeſtellt iſt, die Birne [Abbildung]
Fig. 343. umgeklappt, um ihr noch ca. 10 % geſchmolzenes Spiegeleiſen zu-Beſſemerbirne. zuſetzen. Nun wird der Wind noch einmal angelaſſen und nach kurzer Zeit iſt der Prozeß, deſſen Beendigung man an ſeiner Flamme mittels Spektralapparates erkennt, vollendet. Dieſes Verfahren iſt zweifellos das rationellſte von allen zur Stahlbereitung angewendeten, denn nach dem- ſelben produziert man 10—12000 kg in weniger als einer Stunde, in welcher Zeit im Puddelofen nur ca. 50 kg produziert werden. Hieran ſchließt ſich das von Uchatius angegebene Verfahren, wonach der ſog. Uchatiusſtahl direkt aus dem Roheiſen dargeſtellt wird, indem das aus Magneteiſenſtein dargeſtellte Roheiſen mit Spateiſenſteinpulver be- ſchickt im Graphittiegel geſchmolzen wird. Nach Martin wird das Schmelzen nicht mehr in Tiegeln, ſondern auf der muldenförmigen Sohle eines Flammenofens mit Hilfe eines Siemensſchen Regenerativ- Gasofens ausgeführt. Der ſo gewonnene Stahl hat unter dem Namen 37*
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Das Eiſen.
der Prozeß beendet, ſo wird der Inhalt des Converters ausgegoſſen
und iſt derſelbe zu dieſem Zweck bei d (Fig. 343) in einer Achſe dreh-
bar aufgehängt. In dieſer Zeichnung iſt auch das Rohr D ſichtbar,
welches den ſehr ſtark gepreßten Luftſtrom in den Converter leitet.
Durch den in der atmoſpäriſchen Luft zugeführten Sauerſtoff werden
in den erſten 8—10 Minuten Schlacken gebildet; dieſe geben in den
darauf folgenden 6 bis 8 Minuten ihren Sauerſtoff an den Kohlen-
ſtoff des Roheiſens ab und oxydieren denſelben zu Kohlenoxydgas.
In den darauf folgenden 20 Minuten wird der Reſt des Kohlen-
ſtoffes verbrannt und nachdem der Wind abgeſtellt iſt, die Birne
[Abbildung Fig. 343. Beſſemerbirne.]
umgeklappt, um ihr noch ca. 10 % geſchmolzenes Spiegeleiſen zu-
zuſetzen. Nun wird der Wind noch einmal angelaſſen und nach kurzer
Zeit iſt der Prozeß, deſſen Beendigung man an ſeiner Flamme mittels
Spektralapparates erkennt, vollendet. Dieſes Verfahren iſt zweifellos das
rationellſte von allen zur Stahlbereitung angewendeten, denn nach dem-
ſelben produziert man 10—12000 kg in weniger als einer Stunde,
in welcher Zeit im Puddelofen nur ca. 50 kg produziert werden. Hieran
ſchließt ſich das von Uchatius angegebene Verfahren, wonach der ſog.
Uchatiusſtahl direkt aus dem Roheiſen dargeſtellt wird, indem das aus
Magneteiſenſtein dargeſtellte Roheiſen mit Spateiſenſteinpulver be-
ſchickt im Graphittiegel geſchmolzen wird. Nach Martin wird das
Schmelzen nicht mehr in Tiegeln, ſondern auf der muldenförmigen
Sohle eines Flammenofens mit Hilfe eines Siemensſchen Regenerativ-
Gasofens ausgeführt. Der ſo gewonnene Stahl hat unter dem Namen
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