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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Metallverarbeitung.
Minute 200 bis 400 Auf- und Niedergänge, so daß die Stempel wie
Hämmer auf die Werkstücke schlagen. Die Oberstempel können mit
einem formgebenden Werkzeuge (Gesenk, Meißel, Abschrot) versehen
werden, das in eine Öffnung des Stempels eingesetzt und mit einer
Schraube befestigt wird. Es kann daher leicht ausgewechselt und die
[Abbildung] Fig. 380.

Schmiedemaschine.

Maschine für eine neue Form
zurecht gemacht werden. Die
Unterstempel haben ebenso wie
die Oberstempel in dem Gerüst
Führung, sie sitzen auf dem oberen
glatten Ende einer schmiedeeisernen
Schraubenspindel mit einer Hülse
auf, in welcher sich die Spindel
frei drehen kann. Im Gerüst
lagert eine zugehörige Schrauben-
mutter fest, so daß bei einer
Drehung der Schraube, diese und
der Stempel auf und ab bewegt
werden können. Vor den Stempeln
ist ein eiserner Tisch am Gerüst
befestigt, als Unterlage und
Führung für die zu schmiedenden
Werkstücke. Schmiedemaschinen
wendet man überall da an, wo
es sich um die Herstellung von
Massenartikeln handelt, wo Markt-
ware von einfacher Form in großer
Anzahl durch Schmieden verfertigt
werden soll. Die leichte Um-
wechslung der formgebenden Teile,
der schnelle Gang der Maschine,
die durch Anwendung von Ge-
senken bewirkte Verringerung
menschlicher Arbeitsleistung ver-
bürgen ihnen die weiteste Ver-
breitung. Es kommt noch hinzu, daß man auf den verschiedenen
Stempeln der Maschine mehrere Werkstücke gleichzeitig bearbeiten kann,
so daß man in kurzer Zeit eine große Stückzahl herstellen kann. Ryder
zu Bolton in Lancashire hat 1841 diese Maschinen erfunden (Fig. 380).

Nicht alle Metalle können geschmiedet werden, sondern nur die
dehnbareren unter denselben, also Schmiedeeisen, Stahl, Kupfer,
Messing und seine Legierungen, Zink, Zinn, Blei, Aluminium, Gold,
Silber, Platin. Am häufigsten werden Schmiedeeisen und Stahl ge-
schmiedet, weil bei diesen außer der Gestaltung auch eine Vereinigung
stattfinden kann. Man kann zwei Stücke so zusammenschmieden, daß

Die Metallverarbeitung.
Minute 200 bis 400 Auf- und Niedergänge, ſo daß die Stempel wie
Hämmer auf die Werkſtücke ſchlagen. Die Oberſtempel können mit
einem formgebenden Werkzeuge (Geſenk, Meißel, Abſchrot) verſehen
werden, das in eine Öffnung des Stempels eingeſetzt und mit einer
Schraube befeſtigt wird. Es kann daher leicht ausgewechſelt und die
[Abbildung] Fig. 380.

Schmiedemaſchine.

Maſchine für eine neue Form
zurecht gemacht werden. Die
Unterſtempel haben ebenſo wie
die Oberſtempel in dem Gerüſt
Führung, ſie ſitzen auf dem oberen
glatten Ende einer ſchmiedeeiſernen
Schraubenſpindel mit einer Hülſe
auf, in welcher ſich die Spindel
frei drehen kann. Im Gerüſt
lagert eine zugehörige Schrauben-
mutter feſt, ſo daß bei einer
Drehung der Schraube, dieſe und
der Stempel auf und ab bewegt
werden können. Vor den Stempeln
iſt ein eiſerner Tiſch am Gerüſt
befeſtigt, als Unterlage und
Führung für die zu ſchmiedenden
Werkſtücke. Schmiedemaſchinen
wendet man überall da an, wo
es ſich um die Herſtellung von
Maſſenartikeln handelt, wo Markt-
ware von einfacher Form in großer
Anzahl durch Schmieden verfertigt
werden ſoll. Die leichte Um-
wechslung der formgebenden Teile,
der ſchnelle Gang der Maſchine,
die durch Anwendung von Ge-
ſenken bewirkte Verringerung
menſchlicher Arbeitsleiſtung ver-
bürgen ihnen die weiteſte Ver-
breitung. Es kommt noch hinzu, daß man auf den verſchiedenen
Stempeln der Maſchine mehrere Werkſtücke gleichzeitig bearbeiten kann,
ſo daß man in kurzer Zeit eine große Stückzahl herſtellen kann. Ryder
zu Bolton in Lancaſhire hat 1841 dieſe Maſchinen erfunden (Fig. 380).

Nicht alle Metalle können geſchmiedet werden, ſondern nur die
dehnbareren unter denſelben, alſo Schmiedeeiſen, Stahl, Kupfer,
Meſſing und ſeine Legierungen, Zink, Zinn, Blei, Aluminium, Gold,
Silber, Platin. Am häufigſten werden Schmiedeeiſen und Stahl ge-
ſchmiedet, weil bei dieſen außer der Geſtaltung auch eine Vereinigung
ſtattfinden kann. Man kann zwei Stücke ſo zuſammenſchmieden, daß

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[652/0670] Die Metallverarbeitung. Minute 200 bis 400 Auf- und Niedergänge, ſo daß die Stempel wie Hämmer auf die Werkſtücke ſchlagen. Die Oberſtempel können mit einem formgebenden Werkzeuge (Geſenk, Meißel, Abſchrot) verſehen werden, das in eine Öffnung des Stempels eingeſetzt und mit einer Schraube befeſtigt wird. Es kann daher leicht ausgewechſelt und die [Abbildung Fig. 380. Schmiedemaſchine.] Maſchine für eine neue Form zurecht gemacht werden. Die Unterſtempel haben ebenſo wie die Oberſtempel in dem Gerüſt Führung, ſie ſitzen auf dem oberen glatten Ende einer ſchmiedeeiſernen Schraubenſpindel mit einer Hülſe auf, in welcher ſich die Spindel frei drehen kann. Im Gerüſt lagert eine zugehörige Schrauben- mutter feſt, ſo daß bei einer Drehung der Schraube, dieſe und der Stempel auf und ab bewegt werden können. Vor den Stempeln iſt ein eiſerner Tiſch am Gerüſt befeſtigt, als Unterlage und Führung für die zu ſchmiedenden Werkſtücke. Schmiedemaſchinen wendet man überall da an, wo es ſich um die Herſtellung von Maſſenartikeln handelt, wo Markt- ware von einfacher Form in großer Anzahl durch Schmieden verfertigt werden ſoll. Die leichte Um- wechslung der formgebenden Teile, der ſchnelle Gang der Maſchine, die durch Anwendung von Ge- ſenken bewirkte Verringerung menſchlicher Arbeitsleiſtung ver- bürgen ihnen die weiteſte Ver- breitung. Es kommt noch hinzu, daß man auf den verſchiedenen Stempeln der Maſchine mehrere Werkſtücke gleichzeitig bearbeiten kann, ſo daß man in kurzer Zeit eine große Stückzahl herſtellen kann. Ryder zu Bolton in Lancaſhire hat 1841 dieſe Maſchinen erfunden (Fig. 380). Nicht alle Metalle können geſchmiedet werden, ſondern nur die dehnbareren unter denſelben, alſo Schmiedeeiſen, Stahl, Kupfer, Meſſing und ſeine Legierungen, Zink, Zinn, Blei, Aluminium, Gold, Silber, Platin. Am häufigſten werden Schmiedeeiſen und Stahl ge- ſchmiedet, weil bei dieſen außer der Geſtaltung auch eine Vereinigung ſtattfinden kann. Man kann zwei Stücke ſo zuſammenſchmieden, daß

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/670>, abgerufen am 22.11.2024.