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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Ortsbestimmung zur See.
keine Bedeutung beigelegt zu haben, denn erst nach Halleys Tode
fand man unter seinen Papieren die von Newton angegebene Kon-
struktion. Inzwischen erfand ein Glaser, namens Thomas Godfrey,
der 1749 in Philadelphia starb, ein ähnliches Instrument, nämlich einen
Spiegel-Quadranten, von dem die erste Mitteilung i. J. 1730 in die
Öffentlichkeit gelangte. Auch die königliche Gesellschaft in London er-
hielt von der Erfindung Kenntnis und setzte ihrerseits dem Erfinder
eine Belohnung von 200 Pfund aus. Durch Godfreys Bruder soll
der Schiffskapitän Hadley die Konstruktion des neuen Instrumentes
kennen gelernt und seinem Bruder John, einem Mechaniker, Mitteilung
davon gemacht haben. Sicher ist nur, daß letzterer 1731 der Royal
Society in London ein von ihm konstruiertes, auf ähnlichen Erwägungen
beruhendes "Instrument zur Winkelmessung bei schwankender Bewegung
der Gegenstände" vorlegte, das sich unter dem Namen "Hadleys Spiegel-
Sextant" sehr bald Eingang zu verschaffen wußte. Es ist wohl denk-
bar, daß infolge des erwiesenermaßen sehr intimen Verkehrs des
Erfinders mit Halley der erstere von der Newtonschen Konstruktion
Kenntnis erhalten und späterhin zu seinem eigenen Vorteil davon
Gebrauch gemacht hat; indessen lassen sich hierüber stets nur mehr
oder minder zutreffende Vermutungen anstellen.

Wenngleich in der Folge wiederholt der Versuch gemacht wurde,
die Spiegelsextanten wegen der mannigfachen ihnen anhaftenden Mängel
durch Spiegelkreise zu ersetzen, also statt der Kreisbogen volle Kreise
zu verwenden, so haben sich diese Instrumente doch niemals recht ein-
bürgern wollen. Ein erster Versuch wurde von Tobias Mayer 1754
der englischen Admiralität vorgelegt und von Borda zur Anwendung
empfohlen; die Herstellung wurde besonders von Pistor in Berlin in
größerem Maßstabe betrieben. In bescheidener Ausdehnung haben
wenigstens die 1822 von Amici vorgeschlagenen Prismenkreise Eingang
in die Nautik gefunden; aber erst die 1845 von der Firma Pistor
und Martins in den Handel gebrachten Prismenkreise, deren Konstruk-
tion geradezu vollkommen genannt zu werden verdient, haben wenigstens
teilweise mit dem Sextanten zu konkurrieren vermocht, obschon sie den-
selben keineswegs zu verdrängen imstande gewesen sind.

Der Spiegelsextant besteht, wie aus Fig. 443 zu ersehen ist, und
wie auch aus dem Namen hervorgeht, aus einem Kreissektor A A,
dessen Bogen ungefähr ein Sechstel des Kreises umfaßt und auf ein-
gelegtem Silberstreifen eine feine Einteilung trägt. Um den Mittelpunkt B
dieses Kreisbogens dreht sich ein Lineal mit einem durch den Mittel-
punkt gehenden, zur Sektor-Ebene senkrecht gestellten Spiegel, von
welchem die von links auffallenden Strahlen zurückgeworfen werden.
Der gabelförmige Nonienträger ist überdies noch mit einer Klemme und
einer Feinbewegungs-Einrichtung zum Feststellen des Lineals resp. zu
genaueren Einstellungen versehen. Das fest mit dem Sektor verbundene
Fernrohr D E, dessen Augenglas oder Okular sich bei E befindet, ist auf

Die Ortsbeſtimmung zur See.
keine Bedeutung beigelegt zu haben, denn erſt nach Halleys Tode
fand man unter ſeinen Papieren die von Newton angegebene Kon-
ſtruktion. Inzwiſchen erfand ein Glaſer, namens Thomas Godfrey,
der 1749 in Philadelphia ſtarb, ein ähnliches Inſtrument, nämlich einen
Spiegel-Quadranten, von dem die erſte Mitteilung i. J. 1730 in die
Öffentlichkeit gelangte. Auch die königliche Geſellſchaft in London er-
hielt von der Erfindung Kenntnis und ſetzte ihrerſeits dem Erfinder
eine Belohnung von 200 Pfund aus. Durch Godfreys Bruder ſoll
der Schiffskapitän Hadley die Konſtruktion des neuen Inſtrumentes
kennen gelernt und ſeinem Bruder John, einem Mechaniker, Mitteilung
davon gemacht haben. Sicher iſt nur, daß letzterer 1731 der Royal
Society in London ein von ihm konſtruiertes, auf ähnlichen Erwägungen
beruhendes „Inſtrument zur Winkelmeſſung bei ſchwankender Bewegung
der Gegenſtände“ vorlegte, das ſich unter dem Namen „Hadleys Spiegel-
Sextant“ ſehr bald Eingang zu verſchaffen wußte. Es iſt wohl denk-
bar, daß infolge des erwieſenermaßen ſehr intimen Verkehrs des
Erfinders mit Halley der erſtere von der Newtonſchen Konſtruktion
Kenntnis erhalten und ſpäterhin zu ſeinem eigenen Vorteil davon
Gebrauch gemacht hat; indeſſen laſſen ſich hierüber ſtets nur mehr
oder minder zutreffende Vermutungen anſtellen.

Wenngleich in der Folge wiederholt der Verſuch gemacht wurde,
die Spiegelſextanten wegen der mannigfachen ihnen anhaftenden Mängel
durch Spiegelkreiſe zu erſetzen, alſo ſtatt der Kreisbogen volle Kreiſe
zu verwenden, ſo haben ſich dieſe Inſtrumente doch niemals recht ein-
bürgern wollen. Ein erſter Verſuch wurde von Tobias Mayer 1754
der engliſchen Admiralität vorgelegt und von Borda zur Anwendung
empfohlen; die Herſtellung wurde beſonders von Piſtor in Berlin in
größerem Maßſtabe betrieben. In beſcheidener Ausdehnung haben
wenigſtens die 1822 von Amici vorgeſchlagenen Prismenkreiſe Eingang
in die Nautik gefunden; aber erſt die 1845 von der Firma Piſtor
und Martins in den Handel gebrachten Prismenkreiſe, deren Konſtruk-
tion geradezu vollkommen genannt zu werden verdient, haben wenigſtens
teilweiſe mit dem Sextanten zu konkurrieren vermocht, obſchon ſie den-
ſelben keineswegs zu verdrängen imſtande geweſen ſind.

Der Spiegelſextant beſteht, wie aus Fig. 443 zu erſehen iſt, und
wie auch aus dem Namen hervorgeht, aus einem Kreisſektor A A,
deſſen Bogen ungefähr ein Sechſtel des Kreiſes umfaßt und auf ein-
gelegtem Silberſtreifen eine feine Einteilung trägt. Um den Mittelpunkt B
dieſes Kreisbogens dreht ſich ein Lineal mit einem durch den Mittel-
punkt gehenden, zur Sektor-Ebene ſenkrecht geſtellten Spiegel, von
welchem die von links auffallenden Strahlen zurückgeworfen werden.
Der gabelförmige Nonienträger iſt überdies noch mit einer Klemme und
einer Feinbewegungs-Einrichtung zum Feſtſtellen des Lineals reſp. zu
genaueren Einſtellungen verſehen. Das feſt mit dem Sektor verbundene
Fernrohr D E, deſſen Augenglas oder Okular ſich bei E befindet, iſt auf

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[805/0823] Die Ortsbeſtimmung zur See. keine Bedeutung beigelegt zu haben, denn erſt nach Halleys Tode fand man unter ſeinen Papieren die von Newton angegebene Kon- ſtruktion. Inzwiſchen erfand ein Glaſer, namens Thomas Godfrey, der 1749 in Philadelphia ſtarb, ein ähnliches Inſtrument, nämlich einen Spiegel-Quadranten, von dem die erſte Mitteilung i. J. 1730 in die Öffentlichkeit gelangte. Auch die königliche Geſellſchaft in London er- hielt von der Erfindung Kenntnis und ſetzte ihrerſeits dem Erfinder eine Belohnung von 200 Pfund aus. Durch Godfreys Bruder ſoll der Schiffskapitän Hadley die Konſtruktion des neuen Inſtrumentes kennen gelernt und ſeinem Bruder John, einem Mechaniker, Mitteilung davon gemacht haben. Sicher iſt nur, daß letzterer 1731 der Royal Society in London ein von ihm konſtruiertes, auf ähnlichen Erwägungen beruhendes „Inſtrument zur Winkelmeſſung bei ſchwankender Bewegung der Gegenſtände“ vorlegte, das ſich unter dem Namen „Hadleys Spiegel- Sextant“ ſehr bald Eingang zu verſchaffen wußte. Es iſt wohl denk- bar, daß infolge des erwieſenermaßen ſehr intimen Verkehrs des Erfinders mit Halley der erſtere von der Newtonſchen Konſtruktion Kenntnis erhalten und ſpäterhin zu ſeinem eigenen Vorteil davon Gebrauch gemacht hat; indeſſen laſſen ſich hierüber ſtets nur mehr oder minder zutreffende Vermutungen anſtellen. Wenngleich in der Folge wiederholt der Verſuch gemacht wurde, die Spiegelſextanten wegen der mannigfachen ihnen anhaftenden Mängel durch Spiegelkreiſe zu erſetzen, alſo ſtatt der Kreisbogen volle Kreiſe zu verwenden, ſo haben ſich dieſe Inſtrumente doch niemals recht ein- bürgern wollen. Ein erſter Verſuch wurde von Tobias Mayer 1754 der engliſchen Admiralität vorgelegt und von Borda zur Anwendung empfohlen; die Herſtellung wurde beſonders von Piſtor in Berlin in größerem Maßſtabe betrieben. In beſcheidener Ausdehnung haben wenigſtens die 1822 von Amici vorgeſchlagenen Prismenkreiſe Eingang in die Nautik gefunden; aber erſt die 1845 von der Firma Piſtor und Martins in den Handel gebrachten Prismenkreiſe, deren Konſtruk- tion geradezu vollkommen genannt zu werden verdient, haben wenigſtens teilweiſe mit dem Sextanten zu konkurrieren vermocht, obſchon ſie den- ſelben keineswegs zu verdrängen imſtande geweſen ſind. Der Spiegelſextant beſteht, wie aus Fig. 443 zu erſehen iſt, und wie auch aus dem Namen hervorgeht, aus einem Kreisſektor A A, deſſen Bogen ungefähr ein Sechſtel des Kreiſes umfaßt und auf ein- gelegtem Silberſtreifen eine feine Einteilung trägt. Um den Mittelpunkt B dieſes Kreisbogens dreht ſich ein Lineal mit einem durch den Mittel- punkt gehenden, zur Sektor-Ebene ſenkrecht geſtellten Spiegel, von welchem die von links auffallenden Strahlen zurückgeworfen werden. Der gabelförmige Nonienträger iſt überdies noch mit einer Klemme und einer Feinbewegungs-Einrichtung zum Feſtſtellen des Lineals reſp. zu genaueren Einſtellungen verſehen. Das feſt mit dem Sektor verbundene Fernrohr D E, deſſen Augenglas oder Okular ſich bei E befindet, iſt auf

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/823>, abgerufen am 24.11.2024.