einen zweiten, kleineren Spiegel b gerichtet, der wie der erst erwähnte ebenfalls senkrecht zur Sex- tantenebene steht. H stellt den meist hölzernen Hand- griff dar; K und L sind dunkle, satt gefärbte Gläser, die zur Abblendung der Sonnenstrahlen nach Be- lieben in den Gang der Lichtstrahlen gebracht wer- den können.
Durch die obere, nicht mit Spiegelmetall belegte Hälfte des kleineren Spie- gels erblickt das Auge mit Hülfe des Fernrohrs ein bestimmtes Objekt direkt, während die von einem anderen Objekte kommenden Strahlen erst durch zweimalige Spiegelung, an B und der spiegelnden unteren Hälfte von b, nach E gelangen. Bei den Messungen ist es Regel, das weniger helle Objekt direkt zu beobachten; bei Höhen- messungen auf See läßt man das zweimal gespiegelte Bild des Objektes, dessen Höhe gefunden werden soll, mit der direkt anvisierten Kimme, d. h., dem scheinbaren Horizont zusammenfallen. Bei mangelhaft sichtbarem Horizont ersetzt man den an Land üblichen künstlichen Quecksilberhorizont, der wegen der schwankenden Bewegungen des Schiffes an Bord keine Verwendung finden kann, neuerdings versuchsweise durch eine scharfe Licht- linie, die durch einen mit dem Sextanten verbundenen, schnell rotierenden Kreisel hergestellt wird. Den in dieser Beziehung zu stellenden An- forderungen genügte bisher am meisten der von dem französischen Linienschiffskapitän Fleuriais erfundene Kreisel-Sextant oder Gyroscop- collimator.
Die Chronometer sind als Erzeugnisse der Uhrmacherkunst bereits eingehend besprochen worden. Die Schiffschronometer, deren ein Schiff oft mehrere mit sich führt, werden in allen möglichen Lagen und Temperaturen zunächst an Land auf ihren Gang untersucht und demnächst an Bord an einem möglichst sicheren Ort untergebracht, so daß sie durch die Stöße und Schwankungen des Schiffes möglichst wenig gestört werden, wie sie denn auch vor schnellen Feuchtigkeits- und Temperatur-Veränderungen sorgfältig gehütet werden müssen.
Die Chronometer, welche meist Greenwicher mittlere Zeit anzeigen, werden vor der Ausreise scharf mit den im Hafen befindlichen und durch astronomische Beobachtungen kontrollierten Zeitsignalen oder Pendel- uhren verglichen. Mit Hülfe der bekannten Länge eines anderen Ortes
Der Verkehr zu Waſſer.
[Abbildung]
Fig. 443.
Spiegelſextant.
einen zweiten, kleineren Spiegel b gerichtet, der wie der erſt erwähnte ebenfalls ſenkrecht zur Sex- tantenebene ſteht. H ſtellt den meiſt hölzernen Hand- griff dar; K und L ſind dunkle, ſatt gefärbte Gläſer, die zur Abblendung der Sonnenſtrahlen nach Be- lieben in den Gang der Lichtſtrahlen gebracht wer- den können.
Durch die obere, nicht mit Spiegelmetall belegte Hälfte des kleineren Spie- gels erblickt das Auge mit Hülfe des Fernrohrs ein beſtimmtes Objekt direkt, während die von einem anderen Objekte kommenden Strahlen erſt durch zweimalige Spiegelung, an B und der ſpiegelnden unteren Hälfte von b, nach E gelangen. Bei den Meſſungen iſt es Regel, das weniger helle Objekt direkt zu beobachten; bei Höhen- meſſungen auf See läßt man das zweimal geſpiegelte Bild des Objektes, deſſen Höhe gefunden werden ſoll, mit der direkt anviſierten Kimme, d. h., dem ſcheinbaren Horizont zuſammenfallen. Bei mangelhaft ſichtbarem Horizont erſetzt man den an Land üblichen künſtlichen Queckſilberhorizont, der wegen der ſchwankenden Bewegungen des Schiffes an Bord keine Verwendung finden kann, neuerdings verſuchsweiſe durch eine ſcharfe Licht- linie, die durch einen mit dem Sextanten verbundenen, ſchnell rotierenden Kreiſel hergeſtellt wird. Den in dieſer Beziehung zu ſtellenden An- forderungen genügte bisher am meiſten der von dem franzöſiſchen Linienſchiffskapitän Fleuriais erfundene Kreiſel-Sextant oder Gyroſcop- collimator.
Die Chronometer ſind als Erzeugniſſe der Uhrmacherkunſt bereits eingehend beſprochen worden. Die Schiffschronometer, deren ein Schiff oft mehrere mit ſich führt, werden in allen möglichen Lagen und Temperaturen zunächſt an Land auf ihren Gang unterſucht und demnächſt an Bord an einem möglichſt ſicheren Ort untergebracht, ſo daß ſie durch die Stöße und Schwankungen des Schiffes möglichſt wenig geſtört werden, wie ſie denn auch vor ſchnellen Feuchtigkeits- und Temperatur-Veränderungen ſorgfältig gehütet werden müſſen.
Die Chronometer, welche meiſt Greenwicher mittlere Zeit anzeigen, werden vor der Ausreiſe ſcharf mit den im Hafen befindlichen und durch aſtronomiſche Beobachtungen kontrollierten Zeitſignalen oder Pendel- uhren verglichen. Mit Hülfe der bekannten Länge eines anderen Ortes
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Der Verkehr zu Waſſer.
[Abbildung Fig. 443. Spiegelſextant.]
einen zweiten, kleineren
Spiegel b gerichtet, der
wie der erſt erwähnte
ebenfalls ſenkrecht zur Sex-
tantenebene ſteht. H ſtellt
den meiſt hölzernen Hand-
griff dar; K und L ſind
dunkle, ſatt gefärbte Gläſer,
die zur Abblendung der
Sonnenſtrahlen nach Be-
lieben in den Gang der
Lichtſtrahlen gebracht wer-
den können.
Durch die obere, nicht
mit Spiegelmetall belegte
Hälfte des kleineren Spie-
gels erblickt das Auge
mit Hülfe des Fernrohrs
ein beſtimmtes Objekt direkt, während die von einem anderen Objekte
kommenden Strahlen erſt durch zweimalige Spiegelung, an B und der
ſpiegelnden unteren Hälfte von b, nach E gelangen. Bei den Meſſungen
iſt es Regel, das weniger helle Objekt direkt zu beobachten; bei Höhen-
meſſungen auf See läßt man das zweimal geſpiegelte Bild des Objektes,
deſſen Höhe gefunden werden ſoll, mit der direkt anviſierten Kimme, d. h.,
dem ſcheinbaren Horizont zuſammenfallen. Bei mangelhaft ſichtbarem
Horizont erſetzt man den an Land üblichen künſtlichen Queckſilberhorizont,
der wegen der ſchwankenden Bewegungen des Schiffes an Bord keine
Verwendung finden kann, neuerdings verſuchsweiſe durch eine ſcharfe Licht-
linie, die durch einen mit dem Sextanten verbundenen, ſchnell rotierenden
Kreiſel hergeſtellt wird. Den in dieſer Beziehung zu ſtellenden An-
forderungen genügte bisher am meiſten der von dem franzöſiſchen
Linienſchiffskapitän Fleuriais erfundene Kreiſel-Sextant oder Gyroſcop-
collimator.
Die Chronometer ſind als Erzeugniſſe der Uhrmacherkunſt bereits
eingehend beſprochen worden. Die Schiffschronometer, deren ein Schiff oft
mehrere mit ſich führt, werden in allen möglichen Lagen und Temperaturen
zunächſt an Land auf ihren Gang unterſucht und demnächſt an Bord
an einem möglichſt ſicheren Ort untergebracht, ſo daß ſie durch die Stöße
und Schwankungen des Schiffes möglichſt wenig geſtört werden, wie
ſie denn auch vor ſchnellen Feuchtigkeits- und Temperatur-Veränderungen
ſorgfältig gehütet werden müſſen.
Die Chronometer, welche meiſt Greenwicher mittlere Zeit anzeigen,
werden vor der Ausreiſe ſcharf mit den im Hafen befindlichen und
durch aſtronomiſche Beobachtungen kontrollierten Zeitſignalen oder Pendel-
uhren verglichen. Mit Hülfe der bekannten Länge eines anderen Ortes
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/824>, abgerufen am 24.11.2024.
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